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Der Sommer des Kometen

Der Sommer des Kometen

Titel: Der Sommer des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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anfangen. Sie war einfach zu neugierig, um ihn entschieden fortzuschicken. Sein Problem war ganz alltäglich. Er war verliebt, furchtbar verliebt, und das Mädchen, das sein Herz gefangen hielt, war nicht nur lieblich und eine wahrhaft reine Seele. An dieser Stelle bebte seine Stimme, wobei Rosina nicht klar war, ob wegen der Reinheit der Seele oder der außerordentlichen Lieblichkeit, die sich gewiss nicht nur auf ihr Gesicht beschränkte. Nein, das Mädchen war auch durchaus passend. Seine Familie würde mit dieser Verbindung sehr zufrieden sein, und es gebe sichere Anzeichen, dass auch ihre Eltern ihn nicht abweisen würden.
    Bevor er die gewiss stichhaltigen Gründe für diese erfreuliche Gewissheit aufzählen und seine glänzenden Vermögensverhältnisse als ältester Sohn eines Bremer Reeders und Schiffbauers ausführlich darlegen konnte, unterbrach Rosina seinen plötzlichen Redefluss.
    «Eine seltene Einigkeit. Wer oder was steht dann noch gegen Euer Glück?»
    Er seufzte schwer. «Sie selbst. Ihr werdet verstehen, wenn ich ihren Namen nicht nenne, natürlich vertraue ich Eurer Diskretion, aber …»
    Rosina winkte ungeduldig ab. «Natürlich. Ich erwarte nichts anderes. Sie hat Euch also abgewiesen. Warum?»
    «Nun», er rutschte auf seiner Sesselkante gefährlich weit nach vorne, «nicht direkt. Genau gesagt: Sie konnte mich nicht abweisen, weil ich sie noch nicht gefragt habe.»
    «Aber Ihr habt ihr doch gezeigt, dass Ihr sie liebt, sie zumindest verehrt. Und da hat sie Euch entmutigt.»
    Cornelius schluckte und schwieg. Er machte ein Gesicht, wie ein junger Hund, dem man einen Knochen zugeworfen hat, der aber, obwohl ihm vor Appetit die Zähne tropfen, nicht weiß, was er damit anfangen soll.
    «Nun?»
    «Das ist es ja. Ich bin sehr ungeschickt in diesen Dingen. Wir sehen einander in der Kirche oder im Haus ihrer Eltern, und mir schien, dass sie mich stets gerne sah. Sie war immer sehr freundlich.»
    «Höflich oder freundlich?»
    «Besonders freundlich», antwortete er nun doch mit leichtem Trotz. «Ich hatte geplant, am letzten Maisonntag um sie anzuhalten, und bis dahin …»
    «Warum gerade am letzten Maisonntag?»
    «Es schien mir der richtige Zeitpunkt», antwortete er nach kurzem Überlegen. «Aber dann wurde ich unsicher. Sie ist in den letzten Wochen verändert, auch wenn das niemand außer mir bemerkt. Sie ist nun wirklich nur noch höflich, unsere Augen treffen sich nicht mehr, ich bin sicher, sie weicht mir aus. Und wenn sie mir sonst ihre Hand stets einen Augenblick länger ließ, als es nötig war, so berührt sie nun kaum noch meine Fingerspitzen, und schon wendet sie sich jemand anderem zu.» Er seufzte verzagt. «Aber es ist mehr als das. Ich weiß nicht die richtigen Worte, aber es ist, als wäre eine Verbindung, die bisher zwischen uns bestand, abgerissen.»
    «Ich verstehe», sagte Rosina, die tatsächlich langsam verstand. «Und dieser andere weiß besser mit dem, was Ihr Liebesdinge nennt, Bescheid.»
    «Ich wusste, dass Ihr mich verstehen würdet. Und obwohl ich ihn beobachtet habe, sehr diskret natürlich, weiß ich nicht, wie er das macht.»
    Daran hatte Rosina nicht den mindesten Zweifel.
    «Und weil ich Euch im vergangenen Jahr auf der Bühne gesehen, ich darf sagen: bewundert habe, dachte ich, nun ja, ich dachte, Euer Spiel war so galant und niemals peinlich, ich hasse nämlich Peinlichkeiten, Ihr spieltet in diesem Stück eine große Liebende, ich habe den Namen der Dame und auch des Stücks vergessen. Zum Schluss starbt Ihr leider, das will ich natürlich nicht als Omen nehmen, aber Ihr liebtet so innig und doch so elegant. Bitte, lehrt es mich. Es bedeutet mir alles.»
    Rosina sah teilnehmend in sein rundes glühendes Gesicht, aber tatsächlich überlegte sie, welches Stück er meinte, sie mussten ihr Theater füllen und gaben deshalb selten Tragödien, in denen die Liebenden am Schluss ehrbar, aber mausetot waren, anstatt sich selig in die Arme zu fallen. Wenn dieser zugeknöpfte junge Mann sie als elegant und gar nicht peinlich empfunden hatte, war sie an jenem Abend sehr wahrscheinlich ein wenig steif gewesen. Aber das war jetzt egal.
    «Ich finde Euren Einfall ziemlich absurd. Was sollte ich mit Euch tun? Was sollte ich Euch lehren? Schluchzen? Deklamieren?»
    «Wenn es hilft.»
    Rosina lachte, und er stimmte nach einigem Zögern ein. Er hatte seine Scheu verloren, und sie entdeckte in seinen Augen das Fünkchen Humor, ohne das ein Mensch verloren ist, besonders in

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