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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hässlich. Habt ihr das nicht gesagt? Dass er zu hässlich ist, um …«
    »Vielleicht macht das doch nicht so viel aus. Seine Visage kann ja sogar ein Trost für viele sein.«
    Der Arzt schmunzelte vor sich hin.
    »Bob Spencer arbeitet jetzt für Clintstone. In seiner Reinigungsfirma. Sie putzen die Krankenzimmer im St. Mary’s. Bald leben wir alle hier von den Unfällen.«
    Frank kam eine Idee. Wenn er nicht mit Blenda zusammen sein durfte, weil sie beide beim Rathaus angestellt waren, dann galt das Gleiche doch wohl auch für den Sheriff, auch wenn die Situation für ihn eine andere war.
    »Wie läuft es mit Mrs Stout?«, fragte Frank dennoch.
    Der Sheriff schaute ihn abrupt an und drehte seinen Hut zwischen den Händen.
    »Mrs Stout? Wieso?«
    »Na, es ist ja wohl nicht so verwunderlich, dass ich frage.«
    »Nein?«
    »Sie hat ihren Mann und ihren Sohn verloren. Und sie war an dem Abend zugegen, als Steve zerstört wurde.«
    »Ja, das weißt du ja wohl am besten.«
    Frank ging schnurstracks hinunter in sein Büro, um das Protokoll weiterzuschreiben. Er musste seine Gedanken sammeln, und er hatte herausgefunden, dass die beste Methode dafür war, sie niederzuschreiben, einen nach dem anderen, und sie nicht nur im Kopf herumschwirren zu lassen. Doch er kam gar nicht bis zum Protokoll. Blenda saß bereits in seinem Büro mit zwei Chickenburgern von Smith’s Diner. Am liebsten hätte er sie jetzt nicht getroffen. Aber er konnte sie ja nicht wegjagen. Musste er sich zwischen ihr und dem Job als Übermittler entscheiden? Frank war der Meinung, in letzter Zeit genügend Entscheidungen getroffen zu haben. Aber wenn ihm gekündigt wurde, was war dann mit Blenda? Wollte sie mit einem arbeitslosen, leicht angegrauten Typen, der immer noch bei seiner Mutter lebte, etwas zu tun haben? Was für ein Durcheinander. An welchem Ende er auch zog, es war nicht richtig. Aber der Gedanke, dass sie früher mit Bob Spencer etwas zu tun gehabt hatte, machte alles leichter. Frank schloss die Tür hinter sich und begann zu essen.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Blenda.
    »Geht so.«
    »Geht so?«
    »Ja, geht so.«
    »Aber du darfst weitermachen, nicht wahr?«
    Frank schaute auf und begegnete ihrem besorgten Blick.
    »Mark ist tot«, sagte er.
    »Wer?«
    »Mark.«
    »Wer ist Mark, Frank?«
    »Mark Spitz, der Schwimmer. Du hast doch von ihm gehört? Sieben Goldmedaillen.«
    »Aber ich habe nicht gewusst, dass er tot ist. Wann denn?«
    »Olympiade 72.«
    »Ich meine, wann ist er gestorben.«
    »Gestern. Jetzt zufrieden? Ich bin ihn losgeworden.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst, Frank.«
    »Ich meine meinen Goldfisch. Nach Mark benannt. Ich habe ihn von meinem Vater gekriegt, als ich dreizehn wurde. Er hat mir ziemlich viel bedeutet, weißt du.«
    Blenda ergriff seine freie Hand.
    »Das tut mir leid, Frank.«
    »Es war verdammt traurig.«
    »Vielleicht können wir dir einen neuen besorgen?«
    »Einen neuen? Glaubst du das wirklich?«
    »Warum bist du so böse auf mich, Frank?«
    »Ich bin auf niemanden böse.«
    »Jedenfalls bist du böse.«
    »Die sind auf mich böse.«
    »Wer?«
    »Die Kommission. Die haben mich eine Dreiviertelstunde lang herumkommandiert.«
    »Aber du bist doch immer noch Übermittler, nicht wahr?«
    »Jedenfalls haben sie das gesagt. Solange es anhält.«
    Blenda zog ihren Stuhl näher heran.
    »Die wollten dich nur testen, Frank. Um zu sehen, ob du stark genug bist. Ob du es aushältst. Nicht alle halten das aus, Frank. Nimm nur den Pfarrer. Er …«
    »Der ist gaga geworden. Ich habe es ihnen gesagt. Der Pfarrer ist gaga geworden. Aber sie haben es nur auf seinen Rücken geschoben.«
    »Aber du bist stark genug, Frank. Nicht wahr?«
    »Ich tue mein Bestes. Scheiße, es ist nicht so leicht.«
    Blenda legte ihm die Hand auf den Schenkel und senkte ihre Stimme, als wollte sie ihm ein Geheimnis verraten.
    »Wollen wir es bei Martin ein bisschen hübscher machen? Ich meine, das ist jetzt ja eigentlich bei dir. Also …«
    »Warum denn?«
    »Damit wir dort Weihnachten feiern können. Vielleicht. Das ist nur so …«
    »Ich denke nicht. Das scheint mir nicht …«
    »Richtig?«
    »So in der Art.«
    »Alle wissen, wie schwierig das mit Steve war.«
    Frank schob sie von sich und warf den Rest vom Burger in den Papierkorb.
    »Schwierig? Wer sagt das? Dass es schwierig war?«
    »Ich, Frank. Aber …«
    »Soll ich dir sagen, wie es war? Das war pupseinfach. So.«
    Er hob die Hand und tat so, als legte er in der Luft einen

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