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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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war.
    Am folgenden Tag war es zwei Monate her, dass Frank Farrelli als Übermittler eingestellt worden war, und er musste um Punkt elf Uhr bei der Kommission vorstellig werden. Da der Pfarrer immer noch krankgeschrieben war, waren nur der Arzt und der Sheriff zugegen. Frank setzte sich vor sie, wie beim ersten Mal, als er hier gewesen war, und in seinem Inneren hatte er die Hoffnung, die er sich selbst kaum einzugestehen wagte, nämlich die Hoffnung, dass er den Platz des Pfarrers einnehmen und ein vollwertiges Mitglied der Kommission werden könnte, denn niemand in Karmack glaubte, dass der Pfarrer jemals wieder auf die Beine kommen würde.
    »Wie läuft es deiner Meinung nach?«, fragte der Sheriff.
    »Es geht mir nicht schlecht.«
    »Vielleicht geht es dir ein wenig zu gut?«
    Sofort war Frank auf der Hut. Sollte es sich gegen ihn wenden?
    »Was soll das heißen?«
    »Dass du vielleicht ein wenig zu eifrig bei deiner Arbeit bist.«
    »Soweit ich weiß, sind mir keine Klagen zu Ohren gekommen.«
    »Aber dir geht es gut?«
    Worauf wollten sie hinaus? Auf Steve? Glaubten sie, er hätte das mit Freude gemacht, die Maschine abgeschaltet und seinen Kumpel voller Freude über dem Fluss ausgekippt? Das war also der Dank. Frank hatte nur getan, was Martin selbst nicht hatte tun können. Frank nahm die Bürde auf sich, ein Leben zu beenden, auch wenn hier nicht mehr von besonders viel Leben die Rede sein konnte. Trotz allem war es eine Art Leben. Ein Herz, das in einem leeren Haus schlug. Jetzt fielen sie ihm in den Rücken. Damit wollte Frank Farrelli sich nicht abfinden, und das würde er ihnen sagen. Doch dann verstand er schließlich, worauf sie abzielten, als sie andeuteten, dass es ihm gut ging. Das war Blenda, natürlich war das Blenda, es war ja ganz klar, dass es äußerst unpassend war, dass sie eine Beziehung hatten. Fast sank er vor Erleichterung in sich zusammen. Hätten sie das nicht geradeheraus sagen können? Er war Manns genug, das zu verkraften.
    »Ja, mir geht es wohl ein wenig zu gut.«
    Der Sheriff und der Arzt schwiegen für eine Weile. Auch Frank sagte nichts. Schließlich ergriff der Sheriff erneut das Wort.
    »Wie du siehst, sind nur wir zwei hier.«
    Frank schaute auf und lachte.
    »Zwei? Sind wir nicht drei?«
    »Da der Pfarrer krankgemeldet ist, meine ich.«
    »Ist er total gaga geworden?«
    »Gaga? Was meinst du damit, Farrelli?«
    »Haben sie ihn denn nicht unten an den Eisenbahngleisen gefunden?«
    »Hier gibt es niemanden, der gaga geworden ist. Den Pfarrer quält ein kaputter Rücken. Bandscheibenvorfall. Sequestrierter Bandscheibenvorfall mit dem Verdacht auf eine Neigung der rechten Wurzel des Rezesses. Verstehst du das, Farrelli?«
    »Es war nicht meine Absicht …«
    »Nein, natürlich nicht. Du willst also weiter als Übermittler arbeiten?«
    »Wenn immer noch Bedarf für mich besteht, dann möchte ich …«
    »Wie gesagt, wir sind unterbesetzt. Vorläufig haben wir also gar keine andere Wahl. Das war wohl alles, Farrelli.«
    Frank stand auf und ging zur Tür, beunruhigt und verwirrt. Wie oft hatten sie seinen Nachnamen gesagt? Mindestens fünf Mal. Und dass sie keine andere Wahl hatten? Bedeutete das, dass er seinen Job verlöre, hätten sie eine andere Wahl? Der Sheriff kam hinter ihm her und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Sag mir eins, Farrelli, welcher Besuch war am wichtigsten für dich?«
    »Steve Miller.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Steve war der Wichtigste. Und der Schwierigste.«
    »Denkst du an den Abend, als du Martin gesagt hast, dass Steve im Koma liegt?«
    »Nein. Als ich die Beatmung abschalten musste.«
    Der Sheriff zog seine Hand zurück.
    »Du musstest? Gab es jemanden, der dich gezwungen hat, Farrelli?«
    »Nein, genau genommen nicht, aber …«
    »Hast du es nicht Steve zuliebe getan?«
    Frank wandte sich dem Arzt zu, der mit verschränkten Armen dasaß und fast schlief. So hing es also zusammen, sie wollten Frank zum Sündenbock machen für alles, was in Karmack passierte!
    »Trotz allem war ich es, der es getan hat«, sagte er.
    »Und du hast das Richtige getan, Farrelli. Aber es gehörte nicht zu deinem Job, Steve auszuschalten. Das hast du in deiner Freizeit getan. Du musst einen klaren Kopf behalten. Sonst müssen wir uns einen anderen suchen.«
    »Einen anderen?«
    »Bob Spencer zum Beispiel. Er hat sich auch um den Job beworben.«
    »Aber er war es doch, der Steve zusammengeschlagen hat!«
    »Alle können einmal einen Fehler machen.«
    »Und er ist zu

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