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Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Titel: Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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der Eisdiele, in der die Clique sich getroffen hat: Miro beäugte Nick lauernd. „Du, sag mal, das Mädchen in eurem Haus, diese Kleine, die dauernd am Fenster steht und glotzt …“
    „Ja?“, fragte Nick verhalten.
    „Die kenn’ ich.“
    „Ach. Und woher?“
    Miro verengte seine Augen zu wichtigtuerischen Schlitzen. „Aus der Zeitung.“
    „Was du nicht sagst.“
    Bevor er weitersprach, zündete Miro sich eine Zigarette an. Er blies den Rauch in Nicks Richtung. „Ja“, nickte er. „Sie haben ihr zwar einen verschwommenen Fleck vor das Gesicht gezogen. Aber das ist sie unter Garantie. Die Schwester von diesem Jungen, den sie überall suchen.“ Er nahm einen weiteren Zug. „Oder etwa nicht?“
    „Und wenn schon.“
    Das lebhafte Stimmgewirr und die Musik um sie herum traten in den Hintergrund, als Nick von allen Seiten mit Fragen bestürmt wurde. Außer von Melania und Bianca. Er rechnete es ihnen hoch an, dass sie mit Linas Geschichte nicht hausieren gegangen waren und auch jetzt dichthielten.
    Zugegeben, die meisten in der Runde schienen bestürzt. Sie beteuerten, wie leid ihnen die Eltern täten und auch das Mädchen, natürlich. Doch da schwang unterschwellig noch etwas anderes in ihren Worten mit, in den Gesten und einzelnen Blicken. Selbst bei dem sonst eher zurückhaltenden Max fiel es ihm auf.
    Es war eine Art Aufgekratztheit, ein erwartungsvolles Knistern in der Luft, das sie nur mühsam unterdrückten. Sie konnten ihre Anspannung kaum verhehlen. Schließlich ging es um ein mutmaßliches Verbrechen, wie es so schön hieß. Und Infos dazu aus erster Hand. Er erkannte dieses Verlangen nach Nervenkitzel als das, was es war: Sensationsgier.
    Nick, von dieser Atmosphäre ebenso abgestoßen wie widersinnigerweise mitgerissen, lehnte sich in dem weißen Plastikstuhl zurück und gab zu, dass es so war. „Aber ich werde nicht darüber reden“, erklärte er bestimmt. „Dabei bleibt’s. Ich weiß sowieso nichts Näheres über die Sache. Das könnt ihr glauben oder bleiben lassen.“
    „Wie scheiße ist das denn?“ Wieder Miro, der jetzt die Kippe ausdrückte. „Willst du uns verarschen? Du wohnst mit diesem … diesem Opfer“, er grinste über sein perfides Wortspiel, „unter einem Dach und weißt angeblich nichts? Wer soll die Kacke denn glauben?“
    „Und wenn schon.“ Bianca musterte Miro, als wäre er ein unappetitliches Insekt. „Dich geht es jedenfalls einen Dreck an. Und was sollte der saublöde Spruch mit dem Opfer, du Sack?“
    „Genau“, Melania schlug in die gleiche Kerbe wie ihre Schwester. „Das ist einfach nur arm.“
    Miro grinste wieder, spöttisch diesmal, und behauptete, er hätte es nicht so gemeint. „Das sagt man eben so. Komm schon, Nick“, buhlte er weiter, „erzähl mal, was da los ist. Sei kein Loser.“
    Nick ließ sich nicht provozieren. Er zuckte lediglich die Achseln und stellte es den anderen, die wild durcheinanderredeten, frei zu spekulieren. Doch jedes Wort zerrte an ihm. Max, der neben ihm saß, merkte es ihm wohl an, denn er hielt sich nun sichtlich zurück.
    „Willst du abhauen?“, flüsterte er.
    „Kann sein.“
    „Ach komm! Das blöde Gelaber muss irgendwann aufhören. Spätestens, wenn sie die Eiskarte rausbringen. Wetten?“
    Max behielt zu Nicks Erleichterung recht und er erwiderte dessen „Hab-ich-doch-gleich-gesagt-Grinsen“.
    Währenddessen las Melania in der Eiskarte und sagte: „Ichspa nehspamespa einspaenspa Erdspabeerspabespacherspa.“
    Und es waren diese Worte, die Nick die Erleuchtung brachten. Diese und die ihrer Schwester, die antwortete: „Ichspa auchspa.“
    Es überfiel ihn völlig unvorbereitet. Wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel. Und zwar in doppelter Hinsicht.
    Wieder Melania. „Mitspa exspatraspa Sahspanespa?“
    Ihm klappte beinahe die Kinnlade herunter, so verblüfft war er über die Erkenntnis.
    „Klarspa!“
    Und er traute ihr zunächst nicht. Zu einfach erschien ihm diese Möglichkeit. Er drehte und wendete sie, betastete sie kritisch. Erst dann akzeptierte er sie – zögerlich.
    Er hätte Melania und Bianca küssen mögen, weil sie sich für dieses Eis entschieden. Und für ihre Angewohnheit, sich in ihrer kindischen Löffelchensprache zu unterhalten.
    „Undspa daspanachspa eispanespa Cospalaspa.“
    Das „große Geheimnis“ ihrer Sprache lag darin, hinter jede Silbe „spa“ anzuhängen und rasend schnell zu sprechen; das wusste er schon lange. Ohne diesen Rattenschwanz lautete die

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