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Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Titel: Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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wandte Marion ein. „Pure Fiktion.“
    „Nur die Geschichte“, verwarf Thomas den Einwand kurzerhand und setzte unnötigerweise hinzu: „Sie ist übrigens dem Theaterstück „Idioglossia“ entlehnt, wusstest du das? – Doch Fiktion hin oder her: Die Idioglossie-Sprache ist und bleibt nun einmal eine Tatsache, da beißt die Maus keinen Faden ab.“
    „Genau!“ Nick wurde noch aufgeregter. „Und was ist mit dieser Gauner- und Bettlersprache? Die wird schon seit dem Mittelalter von Kriminellen und dem … dem fahrenden Volk verwendet.“
    „Gruppen Nichtsesshafter“, korrigierte sein Onkel automatisch. „Du meinst Rotwelsch.“
    „Ja. Rotwelsch! Das hast du mir mal erzählt. Es ist auch eine Geheimsprache. Ich fand das damals wahnsinnig spannend. Und du hast gesagt, es existieren noch mehr Sprachen dieser Art.“
    „O ja“, Thomas nickte begeistert und zählte an den Fingern der rechten Hand ab: „Keimisch, die Juden- oder Kaufmannssprache. Mengisch, die Sprache der Kesselflicker. Lotegorisch, die ehemalige Händlersprache oder …“
    „Thomas! Hör auf zu dozieren. Man meint, in der Welt wimmelt es nur so von Geheimsprachen.“
    „So ist es auch“. Thomas schien leicht eingeschnappt. Marion achtete nicht darauf. Sie stellte die Schüssel Kartoffelsalat, die sie in Händen hielt, auf die Kommode. Dabei musterte sie Nick. „Ja. Vielleicht. Und je länger ich darüber nachdenke, desto einleuchtender finde ich Nicks Überlegung. Das muss ich zugeben!“
    Nick grinste zufrieden.
    „Ja, so ergibt es einen Sinn“, fuhr sie fort. „Es würde schlicht und einfach bedeuten, dass Lina und Jan die Idioglossie ihren zunehmenden Sprachkenntnissen angepasst haben. Als Kindersprache kann sie im Grunde nicht sonderlich kompliziert sein! Wenn man erst mal weiß, worauf sie fußt.“
    „Allerdings“, pflichtete Thomas ihr bei. „In diesem Fall könnte man sie entschlüsseln. Vorausgesetzt, es ist keine reine Fantasiesprache.“
    „Das glaube ich nicht“, wendete Nick ein.
    „Warum nicht?“
    „Ich kann es mir nicht vorstellen, weil Lina sonst kaum versucht hätte, in dieser Sprache mit mir zu reden, oder? Sie weiß vermutlich, dass ich sie verstehen könnte. Wisst ihr was?“
    „Nein. Sag schon.“
    „Ich denke, Lina will, dass ich sie verstehe.“
    „Du meinst, sie will sich dir mitteilen?“
    „Ja.“
    „Schön und gut. Aber weshalb auf diese komplizierte Art?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht ist es was Wichtiges, sie Belastendes, womöglich ganz und gar Schlimmes.“
    „Etwas, das derart furchtbar für sie ist, dass sie es nur auf diese Art aussprechen kann?“, fragte Marion.
    „Ja. Vermutlich. Ich nehme an, sie möchte auf keinen Fall, dass Erwachsene es mitbekommen, denen sie ja nun mal nicht über den Weg traut.“
    Seine Tante und sein Onkel schwiegen.
    „Ihr sagt doch dauernd, Traumatisierte benehmen sich kaum je erwartungsgemäß. Nichts ist vorhersehbar. Dass sie oft die eigenartigsten Hilferufe abgeben, die wir ebenso oft übersehen. Außerdem …“
    „Außerdem?“ Marion zog fragend die Brauen in die Höhe.
    „Lacht mich ruhig aus. Aber ich kann fühlen, dass sie reden will. Ich fühle es einfach. In mir drinnen.“
    „Nein“, entgegnete sie ruhig. „Wir lachen nicht. Ich weiß, was du meinst. Das ist deine innere Stimme. Instinkt. Bauchgefühl. Darauf solltest du dich ruhig verlassen.“
    Sie fuhr ihm über das Haar, wie seine Mutter es manchmal tat. Danach nahm sie die Salatschüssel vom Schränkchen. „Wir müssen los. Später werden wir noch ausführlicher darüber reden.“
    Während Marion und Thomas das Gartenfest besuchten und Lina im Bettkasten hockte, fand Nick auf einigen Internetseiten interessante Ansatzmöglichkeiten, um das „Linesisch“ zu knacken.
    Er versuchte es zuerst mit Albash, einer uralten Verschlüsselungstechnik jüdischen Ursprungs, bei der die Buchstaben rückwärts zum Alphabet gelesen werden:
    A = Z, B = Y, C = X und so weiter und so fort.
    Das ist kinderleicht, überlegte er sich. Er hoffte einen Glückstreffer getan zu haben und griff zu Papier und Stift. Aus Dirbralongszwol wurde – Wriyizolmthadlo. Ein Wort, das kaum auszusprechen war! Albash schied definitiv aus, befand er daraufhin.
    Als Nächstes erwog Nick, die Julius-Caesar-Methode auszuprobieren. Sie funktionierte ähnlich: Jeder Buchstabe im Alphabet wurde durch den Buchstaben ersetzt, der drei Stellen weiter rechts lag.
    Bereits nach den ersten Buchstaben – Glueudor – legte er

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