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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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festklammern konnte, und er entdeckte Klecks in seinem Korb.
    »Er fühlt sich auf dem Boden nicht sicher«, erklärte Merle. »Deshalb haben wir ihn da oben untergebracht. Fass ihn heute besser noch nicht an.«
    Mike war weiß wie die Wand.
    Nachdem er alles gehört hatte, saß er eine Weile schweigend da und wich dem ängstlichen Blick des fremden Katers aus.
    »So ein Schwein«, sagte er leise. »So ein elendes, verdammtes Schwein.«
    Er räusperte sich.
    »Wir müssen uns eine Strategie überlegen. Dieser Typ ist unberechenbar, und ich bin nicht bereit, ihm ein zweites Mal als Zielscheibe zu dienen.«
    »Der da draußen ist unsere Strategie«, entgegnete Jette. »Sobald sich einer unserm Haus nähert, kommt er aus seinem Wagen geschossen und lässt sich die Papiere zeigen. Selbst die Leute vom Paketdienst haben es nicht an ihm vorbei geschafft.«
    Verblüfft runzelte sie die Stirn.
    »Ich frag mich nur, warum er meine Mutter nicht kontrolliert hat.«
    »Vielleicht war er pinkeln«, sagte Mike. »Auch Bullen sind Menschen.«
    Die Zweideutigkeit in diesem Satz ließ sie alle in ein befreiendes Gelächter ausbrechen. Klecks duckte sich tiefer in seinen Korb.
    »Daran sieht man jedenfalls, dass es nicht ausreicht, wenn ein Bulle vor der Haustür sitzt«, sagte Mike, nachdem er sich wieder eingekriegt hatte.
    »Pfefferspray«, schlug Ilka vor.
    Mike schüttelte den Kopf.
    »Das hier hat eine andere Dimension, Ilka. Wir haben es mit einem hochgradig gefährlichen Menschen zu tun. Ab jetzt sollte sich keiner von uns mehr allein irgendwo aufhalten. Nicht mal in den Ställen, in der Scheune, im Hof oder im Garten. Und jeder muss rund um die Uhr sein Handy bei sich tragen, um im Notfall sofort die Polizei alarmieren zu können.«
    In diesem Augenblick klingelte es.
    »Erwarten wir jemanden?«, fragte Jette.
    Merle schob ihren Stuhl zurück.
    »Ich hab Essen beim Chinesen bestellt, damit wir Mikes Auferstehung gebührend feiern können.«
    Doch dann stand nicht nur der lächelnde Sohn des Restaurantbesitzers mit einer großen Warmhaltebox vor der Tür, sondern auch der Kommissar, der allen Ernstes fragte, ob er ungelegen komme.
    Jedem anderen Bullen hätte Merle ein Ja vor die Füße gepfeffert, aber der Kommissar war zu anständig, auch wenn sie ihm seinen autoritären Auftritt in Hildesheim noch immer verübelte.
    Sie bat ihn herein, bezahlte und trug, zusammen mit dem Kommissar, die Köstlichkeiten in die Küche.
    »Essen Sie mit uns?«, fragte sie und hob bereits ein weiteres Gedeck aus dem Schrank.
    Der Kommissar nahm die Einladung an.
    In wenigen Augenblicken war die Küche vom Duft der Speisen erfüllt und Klecks hob schnuppernd den Kopf.
    »Sie sehen selbst, wie bedrohlich die Situation ist«, begann der Kommissar nach den ersten Bissen und zeigte mit den Stäbchen, die er ganz falsch hielt, auf Mike. »Der Überfall auf Sie sollte aller Wahrscheinlichkeit nach der vierte Mord werden, und der Täter wirkt nicht wie einer, der aufgibt, bevor er sein Ziel erreicht hat.«
    Jette starrte ihn wütend an.
    »Wieso vergeuden Sie dann Zeit, indem Sie einen Unschuldigen jagen? Luke ist mit Mike befreundet. Er hätte ihm niemals etwas angetan.«
    Der Kommissar hielt ihrem Blick stand.
    »Nehmen wir mal an, Sie hätten recht. Warum meldet sich Ihr Freund dann nicht, um jeden Zweifel auszuräumen?«
    »Ich … weiß es nicht. Vielleicht will er mich … schützen.«
    »Vor was, Jette? Vor wem?« Der Kommissar beugte sich vor. »Sind Sie denn bedroht worden?«
    »Wir haben Ihnen doch von den Anrufen erzählt«, mischte Merle sich ein. »Und von unserem mulmigen Gefühl, beobachtet zu werden, und ich meine damit nicht Ihren Typen da draußen im Wagen.«
    »Haben Sie auch Lukas Tadikken davon berichtet?«
    »Nein«, gab Jette ehrlich zu. »Vielleicht gab es ja wirklich einen anderen Grund für seine Flucht. Aber er würde sich lieber umbringen lassen, als jemandem etwas anzutun. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Woher wissen Sie das, Jette?«, fragte der Kommissar. »Sie kennen ihn erst ein paar Monate. Sie haben seine Wohnung nie betreten. Er hatte Ihnen nicht einmal erzählt, dass er für Ihre Mutter arbeitet. Sie mussten es selbst herausfinden. Trotzdem behaupten Sie, einschätzen zu können, wozu er fähig ist. War er übrigens bei der Bundeswehr oder hat er Zivildienst geleistet?«
    Jette schwieg.
    »Wo leben seine Eltern? Hat er Geschwister? Warum wird er nirgendwo vermisst? Wie heißen seine Freunde? Hat er überhaupt

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