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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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welche? Was ist seine Lieblingsfarbe? Ist er katholisch oder evangelisch oder gehört er einem anderen Glauben an? Wovor hat er Angst? Worauf ist er stolz?«
    Merle fragte sich, woher es kam, dass der Kommissar mit traumwandlerischer Sicherheit in all die Lücken hieb, die in der Beziehung zwischen Luke und Jette klafften. Ihre Freundin konnte wahrscheinlich keine einzige dieser Fragen beantworten.
    »Er hat Angst davor, mich zu verlieren«, sagte Jette leise.
    Merle blinzelte gegen die Rührung an, die Jettes Bemerkung in ihr auslöste.
    »Und doch hat er Sie verlassen.«
    Jette hob den Kopf. Sie schaute dem Kommissar in die Augen. Sie strahlte in diesem Moment eine tiefe Würde aus.
    »Ja. Er hat das getan, weil er mich liebt.«
    Damit erhob sie sich und verließ die Küche.
    Alle blickten betreten auf den Tisch.
    Nach einer Weile wandte sich der Kommissar an Mike.
    »Ich will Sie nicht drängen, Mike, aber ich muss nachfragen. Haben Sie vielleicht doch etwas gesehen, gehört, gerochen, gefühlt, was uns auf eine Spur bringen könnte? Wenn schon nicht das Gesicht des Täters, dann möglicherweise seinen Arm, seinen Schuh. Vielleicht haben Sie den Duft seines Aftershaves wahrgenommen oder den Geruch eines Kaugummis. Jede Kleinigkeit kann von Bedeutung sein.«
    Mike strengte sich wirklich an, aber er konnte keine Erinnerung aus dem Hut zaubern. Vielleicht stand er immer noch unter Schock. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nur, dass er Handschuhe trug, sonst nichts.«
    Der Kommissar richtete sich auf wie elektrisiert.
    »Er trug Handschuhe? Na also, Sie erinnern sich doch.«
    Die Verwunderung darüber stand Mike ins Gesicht geschrieben.
    »Handschuhe?«, fragte Ilka. »Mitten im Sommer?«
    »Keine normalen. Welche …«
    Mike suchte nach den richtigen Worten.
    »… wie Ärzte sie tragen. Als ich stürzte, habe ich seine Hände für einen Moment über mir gesehen, bevor mir schwarz vor Augen wurde.«
    Es lag Merle auf der Zunge zu sagen: Wir benutzen diese Handschuhe bei unseren Aktionen auch . Sie konnte sich gerade noch bremsen.
    Der Kommissar nickte nachdenklich. Dann stand er unvermittelt auf.
    »Vielen Dank für das Essen. Und Mike – sollten weitere Erinnerungen auftauchen, rufen Sie mich an. Jederzeit.«
    »Was war das denn jetzt?«, fragte Mike verblüfft, nachdem der Kommissar sie verlassen hatte. »Wieso ist der denn so schnell weg?«
    Merle verteilte den Nachtisch und rief nach Jette.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie das Bedürfnis, den Kopf in den Sand zu stecken.
    *
    In Kamenz war es außerordentlich gut gelaufen, fand Kristof. Der Doc war nicht umsonst für seine filigrane Handschrift bekannt. Der Mord an der Hotelangestellten war elegant und ohne jedwedes Blutvergießen über die Bühne gegangen.
    Chapeau. Erste Sahne.
    Ron dagegen hatte wieder sämtliche Register gezogen. Statt seinen Auftrag zu erfüllen und ein schlichtes, effektives Feuer zu legen, hatte er entschieden, in dem Tierheim eine Riesensauerei zu veranstalten. Außerdem war Jettes aufmüpfige Tierschutzfreundin nicht nur davongekommen, es war ihr kein einziges ihrer roten Haare versengt worden.
    Und dann die verunglückte Aktion im Haus der Mädchen, die auf sein eigenes Konto ging.
    Der Typ hatte überlebt.
    Kristof hatte von Leo gelernt, sich immer zu vergewissern, ob man seine Arbeit korrekt erledigt hatte oder nicht. Doch gerade, als er das hatte tun wollen, war er vom Motorengeräusch eines Wagens gestört worden.
    Blitzschnell war er beim Stallfenster gewesen und hatte das Mädchen gesehen, Ilka, die Freundin seines Opfers. Damit hatte er nicht gerechnet.
    Ein unverzeihlicher Fehler.
    Er hätte sich besser informieren müssen.
    Durch die kleine staubige Fensterscheibe hatte er beobachtet, wie Ilka aus einem silberblauen Citroën gestiegen war, die Tür zugeschlagen und dem Wagen lachend nachgewunken hatte. Dann hatte sie in ihrer Tasche nach den Schlüsseln gekramt, war auf die Haustür zugegangen und aus Kristofs Blickfeld verschwunden.
    Durch Stall und Scheune war er nach draußen und zu seinem Wagen gehastet, den er im Schutz buschiger Ölweiden am Rand eines Feldwegs abgestellt hatte.
    »Erscheinen und verschwinden wie ein Geist«, hatte Leo ihm eingebläut. »Selbst wenn dich jemand beobachtet, darf er sich später nicht an dich erinnern.«
    Aber alles in allem war Kristof zufrieden. Die Bullen ließen das Haus jetzt observieren. Die jungen Leute hatten sich in Panik in ihrem Bauernhof verkrochen. Das war es,

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