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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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hochglanzpolierten Kunststoffschränke nahm und die erste Espressokapsel in den Kaffeeautomaten schob.
    Eine Küche vom Feinsten. Dampfgarer, Induktionsherd, Gefrier- und Kühlschrank mit NoFrost und BioFresh und wie die Begriffe alle hießen. Für eine solche Küche wäre Margot freiwillig über glühende Kohlen gelaufen.
    Tessa trug die Tassen mit dem duftenden Kaffee zum Couchtisch, stellte Milch und Zucker dazu und setzte sich Bert erwartungsvoll gegenüber. Sie hatte ihr Gleichgewicht fast wiedergefunden und auch die Herzlichkeit, die ihrem Lächeln abhandengekommen war.
    »Ja«, sagte sie mit feiner Ironie und breitete die Arme aus. »My home is my castle.«
    Bert schrieb diese Plattitüde ihrer sonderbaren Nervosität zu. Er war noch immer nicht in der Lage, diese Umgebung mit der Kollegin, die er allmählich kennenlernte, in Deckung zu bringen.
    Tessa erweckte nicht den Eindruck einer Frau, die sich ein solches Haus leisten konnte, aber wer wusste schon, wie die Menschen ihr Leben finanzierten? Vielleicht hatte sie wohlhabende Eltern, die ihr die Miete bezahlten.
    Oder einen reichen Freund.
    Geht mich überhaupt nichts an, dachte Bert.
    »Ich hatte das Bedürfnis, noch einmal gründlich alles mit Ihnen zu besprechen, bevor wir Montag in die Konferenzschaltung mit den Kollegen aus Hildesheim und Görlitz gehen«, sagte er.
    »Okay.«
    Tessa trank einen Schluck, setzte die Tasse ab und nahm eine entspanntere Haltung ein.
    »Ich war noch einmal in Birkenweiler«, berichtete Bert, und erst während er das sagte, wurde ihm bewusst, dass sie ihm seinen Alleingang durchaus verübeln konnte. »Sie wissen ja, dass ich die jungen Leute schon ein paar Jahre lang kenne, und da …«
    »… wollten Sie sich mal kurz nach dem Zustand des Überfallopfers erkundigen.«
    »Genau.«
    Sie blieb im Polizeijargon, wahrte Distanz, wie es sein sollte, und Bert, dem diese Distanz hin und wieder verloren ging, fragte sich, ob er am Anfang seiner Laufbahn auch so gewesen war, politisch korrekt in jeder Lebenslage.
    Die Antwort war: nein.
    Seine Emotionen hatten ihm schon immer ins Handwerk gepfuscht.
    »Und?«, fragte Tessa. »Wie geht es ihm?«
    »Er hat sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen. Ich denke, er fühlt sich als einziger Mann in der WG verantwortlich für die Mädchen und will sie in dieser Situation nicht alleinlassen.«
    »Wir haben immerhin einen Kollegen zu ihrem Schutz abgestellt.«
    Bert wurde plötzlich sehr müde. Auch er hatte einmal daran geglaubt, dass das Gute im Leben immer siege. Wann war ihm diese tröstliche Gewissheit abhandengekommen?
    Ein Beamter in einem Wagen vor der Tür.
    Doch der Bauernhof besaß eine Scheune und Ställe und damit weitere Eingänge, die der Kollege von seinem Standort aus nicht überblicken konnte, ebenso wenig wie die Fenster, die nicht zur Straße hin lagen.
    Und die jungen Leute würden sich nicht im Haus verbarrikadieren. Sie hatten Freunde, Jobs, gingen zum Einkaufen, werkelten im Garten und in den Nebengebäuden, wie Mike es getan hatte, als er überfallen worden war.
    Wie sollte ein einziger Polizist ihnen ausreichend Schutz gewähren?
    All das sagte er Tessa nicht.
    »Wie ist das eigentlich«, fragte sie und nahm noch einen Schluck Kaffee. »Kann der junge Mann sich weiterhin an nichts erinnern?«
    »Doch. Deshalb bin ich eigentlich hier. Er hat gesehen, dass der Täter Handschuhe trug.«
    Tessa stellte abrupt die Tasse ab und beugte sich vor.
    »Ich denke, wir haben es mit einem Profi zu tun«, fuhr Bert fort. »Der Überfall auf Mike war sorgfältig vorbereitet und dann ist er schiefgelaufen.«
    »Schiefgelaufen?«
    »Ja, denn Mike hat überlebt. Das war sicher nicht geplant. Der Täter muss von Ilka, Mikes Freundin, überrascht worden sein. Das hat Mike das Leben gerettet.«
    »Auch Lukas Tadikken kann Handschuhe getragen haben.«
    Bert schüttelte den Kopf.
    »Das ergibt keinen Sinn. Seine Fingerabdrücke finden sich doch ohnehin im ganzen Haus. Er hat sich oft dort aufgehalten. Warum also sollte er Handschuhe anziehen?«
    »Um uns genau das denken zu lassen.«
    Tessa hatte sich wieder zurückgelehnt und die Beine übereinandergeschlagen. Bert hatte sich noch nie so weit von ihr entfernt gefühlt, obwohl nur der gläserne Couchtisch zwischen ihnen stand.
    »Lukas Tadikken hat sich an jedem der ersten drei Tatorte aufgehalten. Und es liegt doch nahe, dass er den Verdacht auf den großen Unbekannten, den angeblichen Profi, lenken will.«
    »Wenn Mike seinen Verletzungen

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