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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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erlegen wäre, hätten wir gar nichts von der Existenz der Handschuhe erfahren«, wandte Bert ein.
    »Vielleicht hatte der Täter gar nicht die Absicht, sein Opfer zu töten.«
    »Sie meinen, er hat eingeplant, dass Mike die Handschuhe sehen sollte?«
    Tessa nickte.
    »Ziemlich gewagt«, sagte Bert. »Mike hätte ihn ja auch erkennen können.«
    »Falls er nicht eine Maske trug.«
    Sie wussten nichts. Sie spekulierten. Normalerweise empfand Bert ein Brainstorming als erhellend, denn es brachte ihn immer ein Stück weiter. Heute nicht. Er fühlte sich flügellahm, konnte die Gedanken nicht treiben lassen wie sonst.
    Er sah auf seine Uhr.
    »Warten wir auf das, was die Kollegen Montag vorbringen werden«, sagte er. »Und wenn wir Glück haben, kommen bei Mike ja noch mehr Erinnerungen zurück.«
    Die senkrechte Falte über Tessas Nasenwurzel passte nicht in das junge Gesicht mit der glatten Haut. Als hätte Tessa seine Überlegung gespürt, lächelte sie sie weg. Eine feine, kaum sichtbare Linie blieb zurück.
    »Noch einen Kaffee?«, fragte Tessa und streckte die Hand nach seiner Tasse aus.
    »Ein andermal«, sagte Bert und stand auf.
    Sie machte keine Anstalten, ihn zurückzuhalten, und Bert wurde das Gefühl nicht los, dass sie über seinen Aufbruch froh war. Auch er selbst verspürte Erleichterung, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Endlich konnte er wieder richtig durchatmen und den verspannten Rücken strecken.
    Die Sonne auf seinem Gesicht war eine Wohltat.
    Als er im Wagen saß und auf der Dürener Straße zur Autobahn fuhr, fragte Bert sich, warum es ihm so kalt vorgekommen war in Tessas Haus und in ihrer Gegenwart. Und weil er die Antwort darauf fürchtete, schaltete er das Radio ein und drehte die Musik so laut, dass er die Bässe unter seinen Füßen vibrieren spürte.
    *
    Als ich aus dem Schlaf aufschreckte, brauchte ich eine Weile, um mich zu orientieren, dann schwappte eine schwere Traurigkeit durch meinen Körper.
    Eben noch hatte Luke mir erklärt, dass alles ein Irrtum gewesen sei, dass er niemals habe fortgehen wollen und mich nun nie mehr verlassen würde. Er hatte die rechte Hand auf sein Herz gelegt und mir ewige Liebe geschworen, und als ich darüber lachen musste, hatte er meinen Mund mit seinen Lippen verschlossen.
    In diesem Augenblick hörte ich jemanden meinen Namen rufen, und als ich die Augen aufschlug, realisierte ich, dass es Mike war, der in der Tür stand und mit meinem Wagenschlüssel winkte.
    Lukes Kuss noch auf den Lippen, fand ich mich allein auf meinem Bett wieder, wo ich über dem Buch, das ich gerade las, eingenickt war. Die Enttäuschung schnürte mir die Kehle zu.
    »Tut mir leid, dich zu wecken«, entschuldigte sich Mike, »aber wenn du pünktlich sein willst, wird es Zeit. Es ist Viertel vor drei.«
    »Du meinst es wirklich ernst«, sagte ich ungläubig.
    »Klar. Solange dieser Psychopath nicht hinter Schloss und Riegel ist, geht keiner von uns alleine irgendwohin, und keiner bleibt alleine im Haus. Das haben wir doch abgemacht.«
    Jetzt erst wurde mir klar, dass ich fast meinen Dienst verpennt hätte. Ich sprang auf und hechtete ins Bad.
    Ein prüfender Blick aus dem Flurfenster zeigte mir ein paar Minuten später, dass der Polizist in seinem Passat in die Lektüre der Zeitung vertieft war. Ich beschloss, ihm vor unserem Aufbruch einen Kaffee rauszubringen.
    »Bestimmt hat er auch Hunger«, hörte ich Ilka hinter mir. »Ich frag ihn gleich mal, ob er was essen möchte.« Die Angst um Mike hatte uns wieder miteinander versöhnt. Wir waren beide froh darüber.
    »Noch ein paar Tage und wir werden die dicksten Freunde sein«, witzelte Merle ohne Überzeugungskraft. Sie war immer noch fix und fertig.
    Normalerweise hatte ich nichts gegen Wochenenddienst, aber heute wäre ich lieber zu Hause geblieben. Auch Merle musste arbeiten. Im Gegensatz zu mir hatte sie sich jedoch freiwillig gemeldet. Alles, fand sie, sei besser, als unentwegt vom Anblick der toten Katzen verfolgt zu werden.
    Wir brachten Merle zum Tierheim, wo Mike mit ausstieg und sie zur Tür begleitete. Dann fuhren wir zum St . Marien . Da zufällig auch Yasar, einer unserer Pfleger, gerade eintrudelte, blieben Mike und Ilka im Wagen und kehrten gleich nach Birkenweiler zurück, um weiter an der Werkstatt und am Atelier zu arbeiten. Am Abend würden sie Merle und mich wieder abholen.
    Als Yasar und ich ins Büro gehen wollten, um unsere Arbeitspläne auszudrucken, kam Frau Sternberg uns aufgeregt

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