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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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junge Mann nicht erschienen war, seine Wohnung aufgesucht. Sie hatte die Tür nur angelehnt gefunden und den Flur betreten. Im Badezimmer war sie auf den Toten gestoßen.
    Sonderbar war nur, dass sie die Wohnung ihres Freundes noch nie von innen gesehen hatte und dass sie Albert Kluth nicht kannte. Merkwürdig war auch, dass Lukas Tadikken die Verabredung nicht abgesagt hatte. Und natürlich, dass er seither nicht mehr aufgetaucht und weiterhin unerreichbar war.
    Bert hatte Jette als ruhig und vernünftig kennengelernt. Sie war nicht der Typ, der die Nerven verlor. Diesmal hatte sie anders auf ihn gewirkt. Sie war nervös und ängstlich gewesen und hatte ihre schlanken Hände während des Gesprächs fest ineinander verschränkt, um ihr Zittern zu verbergen.
    Schließlich hatte er sie darauf angesprochen.
    »Ich mache mir Sorgen«, hatte sie ihm mit dünner Stimme erklärt. »Luke ist absolut zuverlässig. Er hätte mich niemals einfach versetzt.«
    Dazu hatte Bert seine eigene Meinung. Es gehörte zur Liebe, dass man den Auserwählten idealisierte und auf einen Sockel hob. Und dass man alles Erdenkliche anstellte, um ihn nicht stürzen zu sehen.
    Lukas Tadikken hatte sich aus dem Staub gemacht. Davon zeugten die geplatzte Verabredung, das penibel aufgeräumte Zimmer, die blitzsaubere Küche und insbesondere die Tatsache, dass er sich noch immer nicht bei der Polizei gemeldet hatte.
    »Warum sollte er Albert ermorden?« Jette hatte ihren Oberkörper mit beiden Armen umschlungen, als wollte sie sich selbst stützen. »Sie waren doch Freunde.«
    Tessa hatte Bert einen Blick zugeworfen, in dem er seine eigenen Gedanken gelesen hatte: Mütter und Väter brachten ihre Kinder um, Söhne und Töchter ihre Eltern, Freunde wurden von Freunden ermordet, Liebende von Geliebten, Frauen entledigten sich ihrer Männer …
    Im Grunde wusste niemand besser als Jette selbst, zu was Menschen fähig waren, denn sie hatte es am eigenen Leib erfahren und wäre fast daran gestorben. Es war ein gutes Zeichen, dass sie wieder an Unschuld glauben konnte. Es zeigte, dass ihre Wunden angefangen hatten zu heilen.
    Bert notierte seine weiteren Überlegungen.
    Albert Kluth hatte offenbar in der Wanne gelegen, als er von seinem Mörder überrascht worden war. Es gab keinerlei Spuren eines gewaltsamen Eindringens, also besaß der Täter vermutlich einen Schlüssel oder Albert selbst hatte ihm die Tür geöffnet.
    Eine Reihe von Menschen konnte einen Schlüssel besitzen, Freundinnen, Freunde, Nachbarn, Familienangehörige. Vielleicht wusste jemand aus dem Haus darüber Bescheid.
    Hatte Albert Kluth seinen Mörder selbst hereingelassen (ob vor oder während des Bads, würde die genaue Untersuchung der Fußabdrücke zeigen), musste es jemand gewesen sein, den er sehr gut kannte. Man badete nicht in der Gegenwart Fremder.
    In den nächsten Tagen würden sie sich im Umfeld des Toten umhören. Aber der Mitbewohner Lukas Tadikken war und blieb verdächtig. Bert schrieb seinen Namen auf und unterstrich ihn zweimal.
    Selbstverständlich konnte auch eine Frau die Tat begangen haben. Es war nicht viel Körperkraft erforderlich, um einen in der gefüllten Wanne Liegenden zu überwältigen.
    Jette Weingärtner , schrieb Bert widerstrebend.
    So schwer es ihm fiel und so absurd es ihm vorkam, er musste ihre Version der Geschehnisse überprüfen, bevor er sie als reine Zeugin betrachten durfte.
    Mädchen, Mädchen, dachte er, in was hast du dich da nur wieder reingeritten?
    Er machte sich Notizen, bis die Worte vor seinen Augen verschwammen. Als er sich übers Gesicht rieb, fühlte er die Bartstoppeln. Er kam sich übernächtigt und schmutzig vor. Während er ins Badezimmer ging, streifte er ächzend die Schuhe von den Füßen und kickte sie achtlos zur Seite.
    Im Spiegel über dem Waschbecken sah er einen Mann, der dringend ein paar Stunden Schlaf brauchte. Er putzte sich die Zähne, tappte im Dunkeln ins Schlafzimmer und ließ die Klamotten auf dem Weg zum Bett einfach vom Körper gleiten.
    Margot atmete leise und regelmäßig, dennoch störte ihn das Geräusch und er wünschte sich woandershin. Ihm fiel ein, dass er nicht nach den Kindern gesehen hatte, wieder ein Punkt auf der langen Liste seiner Versäumnisse. Sein halbes Leben schien aus verpassten Gelegenheiten zu bestehen, und wenn es nach Margot ginge, müsste er die nächste Hälfte seines Lebens damit verbringen, Buße zu tun.
    Das Bettzeug war angenehm kühl auf der nackten Haut und Bert schloss

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