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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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und aufs Bett fallen ließ. Und ich hab sie noch nicht mal klug gewählt. Er wünschte, er könnte alles rückgängig machen, nicht nur seine letzten Worte.
    Wieder bei Null anfangen.
    Hätte er besser aufgepasst, wäre er diesem Widerling von Marco Theben nicht in die Arme gelaufen. Hätte er sich mit Jette woanders verabredet. Wäre er …
    Albert könnte noch leben.
    Und Jette wäre nicht in Gefahr .
    Es hatte keinen Sinn, sich mit solchen Überlegungen zu quälen. Er musste sich auf Kristof konzentrieren. Solange der ein freier Mann war, hatten sie kaum eine Chance. Doch ausgerechnet gegen ihn hatte Luke so gut wie nichts in der Hand.
    Leo hatte stets dafür gesorgt, dass seine beiden Jungen bei den Aufgaben, die sie für ihn erledigten, eine weiße Weste behielten. Jedem, nicht nur der Polizei gegenüber.
    Nicht einmal Luke wusste definitiv, ob Kristof mit Jozefinas Tod zu tun gehabt hatte.
    Er rieb sich die brennenden Augen und wischte die Erinnerung fort, die sich in seinen Kopf schleichen wollte.
    Mit Jozefinas Tod hatte alles angefangen.
    Das Erschrecken. Das Grauen.
    Und schließlich der Hass.
    Luke hatte über manches hinweggesehen, selbst über seine Skrupel, die immer größer geworden waren. Doch dass sie ihm Jozefina genommen hatten, das konnte er ihnen nicht verzeihen.
    Er griff nach der Fernbedienung und machte den Fernseher an. Dann streckte er sich müde auf dem Bett aus und zappte durch die Programme. Er blieb bei einer Talkshow hängen, ohne zu begreifen, über was die Leute da eigentlich redeten.
    Mit dem bitteren Gedanken daran, dass Kristof ihm nach Jozefina nun, auf eine andere Weise, auch Jette genommen hatte, schlief er schließlich angezogen ein.
    *
    Mit Mühe hatte ich den Kommissar davon überzeugen können, dass ich durchaus in der Lage war, selbst nach Hause zu fahren. Es ging auf Mitternacht zu. Es war ein schöner, lauer Sommerabend. Windlichter flackerten auf den Tischen der Restaurants, an denen Menschen saßen und sich ihres Lebens erfreuten. So hätte dieser Abend auch für Luke und mich verlaufen sollen, so hatten wir es geplant.
    Ich schaltete das Radio ein und sofort wieder aus, weil ich die Musik nicht ertragen konnte. Meine Gedanken flatterten hin und her, und ich musste mich zwingen, mich auf die Straße zu konzentrieren.
    Der Kommissar war sehr rücksichtsvoll gewesen. Er hatte mir Zeit gelassen, seine Fragen zu beantworten, und mir sogar angeboten, eine Psychologin hinzuzubitten.
    »Das ist nicht nötig«, hatte ich ihm versichert. »Ich komme schon damit klar.«
    »Es ist nicht so einfach, den Anblick eines ermordeten Menschen zu verkraften«, hatte seine Kollegin sich eingemischt.
    »Lassen Sie’s gut sein, Tessa.« Der Kommissar hatte die junge Frau leicht an der Schulter berührt.
    »Jette weiß, wovon sie spricht.«
    Wusste ich das wirklich? Mir war schlecht, der Kopf tat mir weh, und der Anblick des Toten hatte sich mir auf die Netzhaut gebrannt. Je mehr ich mich abzulenken versuchte, desto mehr musste ich an ihn denken.
    Er war Lukes Freund gewesen.
    Am Manderscheider Platz fiel mir ein, dass ich mein Handy ausgeschaltet hatte. Als ich sah, dass Luke mir eine Nachricht geschickt hatte, stolperte mein Herzschlag vor Aufregung.
    Es überwältigte mich, endlich seine Stimme zu hören. Felsbrocken fielen mir von der Seele.
    Was immer sie dir erzählen werden, ich habe nichts damit zu tun. Das musst du mir glauben.
    Nicht eine Sekunde lang hatte ich daran gedacht, dass Luke seinen Freund ermordet haben könnte. Dazu wäre er nicht imstande. Ich hätte alles dafür …
    Du warst das Beste in meinem ganzen Leben.
    Das Lächeln, das sich auf meine Lippen getraut hatte, erstarb. Wieso warst ? Was zum Teufel meinte er damit? Wieso sprach er in der Vergangenheit?
    Aber wir dürfen uns nicht mehr sehen.
    Es dauerte, bis dieser Satz in meinem Gehirn angekommen war. Und selbst da begriff ich ihn nicht. Weil Luke ihn unmöglich gesagt haben konnte.
    Ich hörte mir die Nachricht ein zweites und ein drittes Mal an.
    Die Worte blieben die gleichen.
    Aber sie waren falsch.
    Immer wieder spielte ich die Nachricht ab. Jetzt fielen mir die Pausen zwischen den Sätzen auf, Lukes Zögern und wie traurig seine Stimme klang. Als hätte ihn irgendwas oder irgendwer gezwungen, mir solche Lügen aufzutischen.
    Es konnte nicht sein. Luke würde mich nicht verlassen. Erst recht nicht so sang- und klanglos.
    Ich hielt das Handy umklammert, als könnte ich die Wahrheit aus ihm herauspressen. Ich

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