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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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putzte Jette sich die Nase und Merle kehrte an ihren Platz zurück. Ihr Kaffee war kalt geworden, doch sie hatte keine Lust auf einen neuen.
    »Danke, dass du mir nicht vorschlägst, Luke zu vergessen.«
    Dabei hätte Merle nichts lieber getan. Sei froh, dass du ihn los bist , hätte sie am liebsten gesagt und Jette kräftig geschüttelt. Solche Windhunde findest du an jeder Straßenecke . Oder willst du ihm auch noch verzeihen, dass er dich ohne Vorwarnung verlassen hat? So blöd kannst du doch gar nicht …
    »Luke hat mich nicht verlassen«, sagte Jette, als hätte Merle ihre Gedanken laut ausgesprochen. »Er würde mich niemals aufgeben.«
    »Hör mal …«
    »Er muss einen guten Grund dafür gehabt haben, dass er … gegangen ist.«
    Und ob er den hatte, dachte Merle. Man schlitzt seinem Freund nicht die Kehle auf und wartet dann neben der Leiche geduldig auf die Bullen.
    Allmählich machte es sie wütend, dass dieser Mistkerl nicht einfach still und leise das Weite gesucht hatte. Nein, er musste sich mit großem Tamtam und Trara aus dem Staub machen und auch noch schwülstige Abschiedsworte auf Jettes Mailbox hinterlassen.
    »Jette …«
    »Du bist meine beste Freundin, Merle.«
    Merle nickte. Der Hals war ihr eng geworden. Sie wusste, was nun kam, und sie brauchte keine Sekunde darüber nachzudenken. Wenn Jette sie um Hilfe bat, würde sie ihr helfen, egal wann, egal wieso, egal wobei. Das war schon immer so gewesen und das würde auch jetzt nicht anders sein.
    »Du willst ihn suchen«, sagte sie.
    Jette sah ihr in die Augen.
    »Hilfst du mir dabei?«
    Es war nicht richtig. Wahrscheinlich würde es Jette noch unglücklicher machen und sie beide in Gefahr bringen, und Merle hatte keine Ahnung, wo sie überhaupt mit der Suche anfangen sollten. Aber sie würde ihre Freundin nicht im Stich lassen.
    »Glaubst du dummes Huhn denn tatsächlich, ich lasse dich das allein durchstehen?«
    Jette grinste und fiel hungrig über ihr Brötchen her. Auf einmal strahlte alles an ihr Kraft und Zuversicht aus.
    Als Mike wieder in die Küche zurückkehrte, taten sie so, als hätten sie nicht eben erst einen Pakt geschlossen. Mike erzählte von dem Anruf, und je länger sie ihm zuhörten, ohne ihn zu unterbrechen, desto unmöglicher wurde es, ihn einzuweihen.
    Es passierte einfach so.
    Zum ersten Mal hatten sie ein Geheimnis vor ihren Freunden, und nicht nur das bereitete Merle Bauchschmerzen.
    *
    Luke hatte sich in den vergangenen Jahren antrainiert, seinen Schlaf zu manipulieren. Er konnte zu jedem beliebigen Zeitpunkt aufwachen, ohne einen Wecker zu benutzen, und es gelang ihm sogar, die Tiefe seines Schlafs zu beeinflussen. Er konnte sich vornehmen, nur an der Oberfläche zu schlummern, dann reagierte er auf jedes noch so feine Geräusch und jede Bewegung in seiner Nähe. Trotzdem war er am folgenden Morgen ausgeruht.
    Nichts hatte ihn in der Nacht gestört, dennoch fühlte Luke sich an diesem Morgen wie zerschlagen. Er war nicht zur Ruhe gekommen, und er war mit dem Gedanken aufgewacht, dass er sich keinen Fehler erlauben durfte.
    Kristof hatte ihn im Visier.
    Er lag auf der Lauer und hatte so viel Unterstützung, wie er brauchte.
    Als Luke zum ersten Mal untergetaucht war, hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt. Heute war es anders. Er konnte nur auf sein Glück vertrauen.
    Er beschloss, das Hotelfrühstück in Anspruch zu nehmen. Wäre es Kristofs Plan gewesen, ihn sofort zu erledigen, hätte er das längst getan. Dazu hätte sich die Nacht bestens geeignet. Es lag nicht in Kristofs Interesse, Aufsehen zu erregen. Also war es relativ ungefährlich, im Frühstücksraum hinter der schwarzen Glasscheibe zu frühstücken.
    Nach einem prüfenden Blick entschied Luke sich für den Tisch, der am weitesten von den Fenstern entfernt war und den man von der Tür aus nicht sofort sehen konnte. Dann musterte er die Personen.
    Drei befreundete Touristenpaare im Rentenalter unterhielten sich an zwei zusammengestellten Tischen angeregt im breitesten Schwäbisch, während sie riesige Portionen Rührei mit Schinken verdrückten. Ein übergewichtiges Ehepaar in Wanderkluft diskutierte die heutige Tour und schmierte Brote für das Lunchpaket. Eine elegant gekleidete Frau, die eine vage Ähnlichkeit mit Imke Thalheim hatte, löffelte ihr Müsli und las dabei Zeitung.
    Mitten im Raum und allen im Weg lag träge ausgestreckt der Mops vom Abend zuvor. Wenn man das Frühstücksbüfett erreichen wollte, musste man über ihn

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