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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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dass ich ihm mit der Zeit wichtigere Arbeiten übertragen habe.«
    »Welche?« Die Stimme der jungen Frau war angenehm und unaufgeregt. Dennoch meinte Imke, sich hüten zu müssen, um nicht in irgendeine Falle zu tappen.
    »Er hat meine Termine verwaltet und kleinere Recherchen für mich ausgeführt.«
    Imke gestand sich ein, dass sie diese schöne junge Frau nicht gern an Bert Melzigs Seite sah. Sie errötete vor Verlegenheit.
    »Luke ist sehr schnell unverzichtbar für mich geworden«, fuhr sie rasch fort.
    »Wie gut kennen Sie ihn?«, fragte der Kommissar.
    »Offenbar nicht gut genug. Sonst könnte ich mir erklären, wieso er in diesen schrecklichen Schwierigkeiten steckt.«
    »Trauen Sie ihm einen Mord zu?«, fragte Tessa Wiefinger.
    Imke zögerte nur einen Wimpernschlag lang.
    Doch damit hatte sie Luke bereits verraten.
    »Nein«, sagte sie.
    Ihr Blick begegnete dem des Kommissars, und sie erkannte, dass er sie durchschaute. Das hatte er immer getan. Ihm brauchte sie nichts zu erklären, und er verteilte auch keine guten Ratschläge, wie Tilo das gern tat. Er war einfach da, hörte zu und gab ihr das Gefühl, mit ihren Ängsten nicht allein zu sein. Und doch hoffte sie, dass er schnell wieder aufbrechen würde.
    Sie konnte seine Nähe kaum noch ertragen.

13
    Merle und ich hatten uns den halben Vormittag in der juristischen Fakultät und auf dem Unigelände herumgetrieben. Da in den Semesterferien keine Vorlesungen stattfinden, hatte ich erwartet, dass hier kaum etwas los wäre, aber ich hatte mich geirrt.
    Auch Merle war beeindruckt.
    »Guck dir das an!«
    Skeptisch hatte sie sich umgeschaut. Sie ist nicht der theoretische Typ, und ehrgeizige Menschen sind ihr absolut unbegreiflich.
    »Da sitzen die sich bei dem traumhaften Wetter den Hintern platt und verpassen das Leben.«
    Lernen und Leben schließen sich nicht unbedingt aus, dachte ich, doch ich hatte keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion mit Merle.
    Bevor wir das rechtswissenschaftliche Seminar betraten, mussten wir unsere Taschen in Schließfächern verstauen, was von Merle mit einem spöttischen Hochziehen der Augenbrauen quittiert wurde.
    »Glauben die etwa, wir würden Bücher klauen?«, fragte sie mit einem Gesicht, als hätte uns jemand unterstellt, wir wollten Kuhfladen mitgehen lassen.
    In den Arbeitsräumen der Bibliothek war es stickig und still. Die Bücher rochen nach dem Staub von Jahrhunderten. Manche sahen aus, als würden sie Zentner wiegen. Kaum freie Plätze. Alle lasen, schrieben, viele hatten den Kopf in die Hände gestützt, als wäre er ihnen zu schwer geworden. Keiner unterhielt sich mit seinem Nachbarn, nicht mal im Flüsterton. Und niemand telefonierte. Wahrscheinlich waren Handys hier verboten.
    Merle rieb sich unbehaglich die Arme. Dann zog sie mich auf den Flur hinaus.
    »Wir sollten hier draußen jemanden ansprechen«, sagte sie. »Da drinnen werden wir beim kleinsten Muckser gelyncht.«
    Zwei Stunden später hatten wir uns mit vier Studenten und zwei Studentinnen unterhalten, die oft mit Luke und Albert gearbeitet hatten. Über Albert hatten wir jede Menge erfahren. Über Luke so gut wie nichts.
    »Er hält sich immer abseits.«
    »Er ist hochintelligent.«
    »Er hat eine fast schon unheimliche Begabung für juristisches Denken.«
    Eine der Studentinnen meinte achselzuckend, Luke passe genau in ihr Beuteschema, habe allerdings nie auf ihre Annäherungsversuche reagiert, weshalb sie es aufgegeben habe, ihn anzumachen.
    »Vielleicht ist er ja schwul.«
    Oh nein, dachte ich. Das ist er nicht. Ich wich Merles Blick aus und ihrem genüsslichen Grinsen.
    Sie wollten wissen, warum wir uns für Luke interessierten. Als wir es ihnen erklärten, waren sie fassungslos.
    »Luke? Alberts Mörder? Nie im Leben.«
    Nur einer äußerte die Andeutung eines Zweifels: »Verschwunden? Wieso denn, wenn er doch unschuldig ist?«
    Genau das fragte auch ich mich die ganze Zeit, und als ich mit Merle im Erfrischungsraum saß, weil wir beide hungrig waren, redeten wir darüber.
    »Wahrscheinlich traut er den Bullen nicht.« Merle klappte ihr belegtes Brötchen auseinander, fischte ein welkes Salatblatt vom Käse und legte es auf dem Tellerrand ab. »Und das kann ich ihm echt nicht verdenken. Alles spricht gegen ihn, da war es nur klug von ihm, abzuhauen.«
    »Oder er hat den Mörder beobachtet und muss sich vor ihm verstecken.«
    »Ich bitte dich.« Merle leckte sich Remoulade aus den Mundwinkeln. »Das hier ist Köln, nicht Hollywood.«
    »Ach, und

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