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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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er mich plötzlich mit ganz neuem Interesse an. »Diese zweite Frau.«
    »Jennifer.«
    »Sie ist von demselben Mann umgebracht worden?«
    »Das ist richtig.«
    Er stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Verdammt!«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Sein Telefon läutete so laut, dass wir beide erschrocken zusammenfuhren. Er ging ran und drehte mir den Rücken zu.
    »Ja. Ja, ich bin schon wach.« Nach einer Pause fügte er hinzu:
    »Ja, ich warte auf dich. Dann können wir Duncan und Graham gemeinsam abholen.«
    Er legte auf und drehte sich zu mir um.
    »Ein Freund kommt gleich vorbei.«
    Sein Tonfall sagte mir, dass er mich loswerden wollte.
    »Viel Glück, Nadia. Tut mir wirklich Leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte.«

    Und das war’s? Das konnte doch wohl nicht sein! Ich starrte ihn fassungslos an.
    »Auf Wiedersehen, Nadia.« Mit diesen Worten schob er mich fast zur Tür hinaus. »Passen Sie auf sich auf!«

    Mit gesenktem Kopf ging ich Richtung U-Bahn. Arme Zoë, dachte ich. Meiner Meinung nach war Fred ein ziemlich unsensibler Kerl, gut aussehend, aber rücksichtslos. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sich ihr gegenüber sehr mitfühlend verhalten hatte, als sie die Drohbriefe bekam, egal, was er der Polizei hinterher erzählt haben mag. Ich ging unser Gespräch im Geist noch einmal durch. Letztendlich hatte ich von ihm so gut wie nichts erfahren – zumindest nichts, wofür es sich gelohnt hatte, meine Leibwächterin abzuhängen. Angst stieg in mir auf. Ich war allein, niemand beschützte mich. Überall in der samstäglichen Menge konnten Blicke lauern, die es auf mich abgesehen hatten.
    Plötzlich versperrte mir jemand den Weg. Dunkles Haar, bleiche Haut, ein lächelnder Mund, blitzende Zähne. Wer war das?
    »Hallo, Sie sehen aus, als wären Sie in Gedanken meilenweit weg.«
    Ich starrte ihn an.
    »Sie sind doch Nadia, oder? Die Frau mit dem alten Computer?«
    Ah, jetzt fiel es mir wieder ein. Ein Gefühl von Erleichterung durchströmte mich. Ich lächelte. »Ja.
    Entschuldigen Sie, ähm –«
    »Morris. Morris Burnside.«
    »Natürlich. Hallo!«
    »Wie geht’s, Nadia? Alles klar bei Ihnen?«

    »Was? O ja, bestens«, antwortete ich zerstreut. »Hören Sie, es tut mir wirklich Leid, aber ich hab’s ziemlich eilig.«
    »Natürlich, lassen Sie sich nicht aufhalten. Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts fehlt? Sie wirken ein bisschen nervös.«
    »Ich bin bloß müde. Sie wissen ja, wie das ist. Also dann, auf Wiedersehen!«
    »Auf Wiedersehen, Nadia. Passen Sie auf sich auf! Bis irgendwann mal wieder.«

    Das Haus war schön. Ich kannte es natürlich schon von den Fotos, aber in natura wirkte es noch vornehmer. Es war ein Stück von der Straße zurückgesetzt und von Gärten umgeben. Eine breite Treppe führte zu einem überdachten Eingang hinauf. An den hohen weißen Wänden kletterte eine Glyzinie nach oben. Alles an dem Gebäude wirkte gediegen und sprach von gutem Geschmack und Reichtum. Das mit dem Reichtum hatte ich schon vorher gewusst, aber jetzt konnte ich ihn praktisch riechen. Ich blickte zu den Fenstern im ersten Stock hinauf. In einem dieser Räume war Jennifer gestorben. Ich strich mir das Haar zurück und fingerte nervös an meinem billigen Baumwollkleid herum. Dann ging ich rasch die Treppe hinauf und betätigte den schweren Türklopfer aus Messing.
    Ich rechnete fast damit, dass Jennifer mir selbst die Tür öffnen würde. Jennifer mit ihrem schmalen Gesicht und dem glänzenden dunklen Haar. Bestimmt hätte sie mich höflich begrüßt – mit jener wohlerzogenen, leicht überraschten Miene, die einfachen, ungebildeten Leuten wie mir zu verstehen gab, dass sie unerwünscht waren.
    »Ja?« Vor mir stand nicht Jennifer, sondern eine große, elegante Frau mit blondem, glatt nach hinten gekämmtem Haar und kostbar funkelnden Ohrringen. Sie trug eine gut geschnittene schwarze Hose und eine apricotfarbene Seidenbluse. Ich hatte in der Akte von Clives Affäre gelesen und wusste ziemlich genau, wer sie war, »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich würde gern mit Clive Hintlesham sprechen. Mein Name ist Nadia Blake.«
    »Ist es dringend?«, fragte sie mit eisiger Freundlichkeit.
    »Wie Sie hören können, haben wir Gäste.«
    Aus dem Inneren des Hauses drangen Stimmen. Es war Samstagmittag, und der arme Witwer Clive veranstaltete mit seiner Geliebten gerade ein kleines Fest. Ich konnte das Klirren der Gläser hören.
    »Es ist wirklich wichtig.«
    »Dann kommen Sie herein.«
    In der großen, kühlen

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