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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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mich nicht mehr. Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ich über Zoë und Jennifer Bescheid weiß.
    Ich habe die Autopsieberichte gelesen. Ich mache mir keine Illusionen. Alles, was ich will, ist, dass Sie ehrlich zu mir sind.«
    Lynne kam mit dem Kaffee zurück. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich hier sitzen bleibe?«, fragte sie.
    »Tut mir Leid, Lynne, aber ich würde doch lieber unter vier Augen mit Dr. Schilling sprechen.«
    Sie wurde rot und verzog sich an einen Nachbartisch. Ich wandte mich wieder an Grace. »Ich kann nicht beurteilen, wie kompetent die Polizei im Normalfall ist, aber Sie werden bestimmt verstehen, dass ich kein großes Vertrauen in ihre Fähigkeit setze, mir diesen Killer vom Leib zu halten. Immerhin haben Sie beziehungsweise die Polizei bereits zweimal vergeblich versucht, eine Frau vor ihm zu beschützen.«
    »Nadia«, sagte Grace. »Ich kann verstehen, wie Sie sich fühlen, aber für den Ausgang der beiden anderen Fälle gab es bestimmte Gründe. In Fall von Miss Haratounian –«
    »Zoë.«

»Ja. In ihrem Fall wurde der Ernst der Bedrohung erst erkannt, als es bereits zu spät war. Im Fall von Mrs.
    Hintlesham trat ein Problem ein, das alles verkomplizierte.«
    »Sie meinen die Verhaftung ihres Mannes?«
    »Ja. Ihnen sollte also klar sein, dass Ihre Situation eine völlig andere ist.«
    Ich schenkte mir eine weitere Tasse Tee ein. »Grace, ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Es geht mir nicht darum, Sie zu kritisieren oder Informationen für eine Beschwerde zu sammeln oder mir von Ihnen bestätigen zu lassen, dass ich Recht habe, aber bitte beleidigen Sie mich nicht, indem Sie behaupten, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen. Ich habe das Polizeimemo gesehen, das Ihnen ebenfalls vorgelegen hat und in dem es darum geht, wie im Fall meiner Ermordung mit dem Tatort verfahren werden soll.«
    Grace zündete sich eine neue Zigarette an. »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie mit ausdrucksloser Miene.
    »Ich habe in den Akten keinen Bericht von Ihnen entdeckt. Vielleicht liegt das daran, dass Sie Dinge zu sagen haben, die mir nicht gefallen würden. Ich muss wissen, was Sie wissen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich irgendetwas weiß, das für Sie von Nutzen sein könnte.«
    »Warum ausgerechnet ich? Ich hatte gehofft, dass mir die Akten Aufschluss über Gemeinsamkeiten zwischen uns drei Frauen geben würden, aber abgesehen von unserer Körpergröße konnte ich nichts finden.«
    Grace zog nachdenklich an ihrer Zigarette. »Stimmt. Er hat sich drei besonders kleine Frauen ausgesucht. Und drei besonders gut aussehende, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise.«

    »Das ist wirklich nett von Ihnen, aber …«
    »Drei verwundbare Frauen. Sadistische Sexualverbrecher suchen sich ihre Opfer auf die gleiche Weise aus wie Raubtiere. Sie entscheiden sich für diejenigen, die zurückbleiben, die unsicher wirken. Zoë Haratounian war neu in London und das Leben in der Großstadt noch nicht gewöhnt. Jenny Hintlesham war in einer unglücklichen Ehe gefangen. Sie selbst haben sich vor kurzem von Ihrem Freund getrennt.«
    »Ist das alles?«
    »Es könnte unter Umständen schon ausreichen.«
    »Können Sie mir irgendetwas über ihn sagen?«
    Sie schwieg eine Weile.
    »Wir werden Anhaltspunkte finden«, antwortete sie schließlich. »Es gibt immer Anhaltspunkte. Die Kunst ist nur, sie als solche zu erkennen. Ein französischer Kriminologe, Dr. Locarde, hat in diesem Zusammenhang einen berühmten Ausspruch geprägt: ›Jeder Verbrecher lässt etwas von sich selbst am Tatort zurück –
    irgendetwas, egal, wie klein es auch sein mag – und nimmt immer etwas vom Tatort mit.‹ Bis wir diese Hinweise gefunden haben – und wir werden sie finden –, kann ich Ihnen nur sagen, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Weißen handelt. Er ist vermutlich Anfang zwanzig bis Anfang dreißig. Größer als der Durchschnitt. Kräftig.
    Gebildet, möglicherweise sogar mit akademischer Ausbildung. Aber ich bin sicher, das meiste davon haben Sie sich selbst auch schon gedacht.«
    »Kenne ich ihn?«
    Grace drückte ihre Zigarette aus, setzte zu einer Antwort an, hielt inne. Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass ihr die Sache so richtig nahe ging. Ihr war anzusehen, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich wieder zu fangen. »Nadia«, sagte sie schließlich, »ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas sagen, das Ihnen weiterhilft. Ich würde Ihnen gern versichern, dass es niemand sein kann, den Sie gut kennen,

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