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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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für mich kein großes Thema. An diesem Abend aber fühlte ich mich leicht nervös, und es war so unglaublich schwül, dass mir plötzlich der Gedanke an einen Gin Tonic durch den Kopf schoss. Wie in einem Werbespot, sah ich vor meinem geistigen Auge eine schöne, heißblütige Frau in einer exotischen Landschaft sitzen und einen Drink in der Hand halten. In meiner Fantasie schwitzte die Frau auf höchst erotische Weise, und wenn sie gerade nicht an ihrem Getränk nippte, hielt sie sich das kalte Glas an die Stirn. Obwohl sie allein dasaß, war sonnenklar, dass sie auf einen tollen Mann wartete.
    Natürlich musste auch ich so einen Drink haben. Aber das einzige Stück Zitrone, das wir im Haus hatten, war eine übrig gebliebene, schon ziemlich eingetrocknete Scheibe, die ich nach längerem Suchen in einem Fach der Kühlschranktür entdeckte. Für einen Drink würde sie es schon noch tun. Nachdem ich mir den Gin Tonic eingeschenkt hatte, bekam ich plötzlich Lust auf einen Snack.
    Das Einzige, was ich finden konnte, war ein Päckchen von den Käsekräckern, die ich Chris hin und wieder in den Kindergarten mitgab. Nach einer Minute hatte ich das ganze Päckchen aufgegessen, und zu meinem eigenen Erstaunen stellte ich fest, dass von meinem Drink nichts mehr übrig war. Da ich nur ganz wenig Gin hineingetan hatte, beschloss ich, mir noch einen zweiten zu genehmigen. Ich würde ihn mit nach oben ins Bad nehmen.
    Im Gegensatz zu dem Mädchen in meiner Fantasie schwitzte ich nicht besonders hübsch oder erotisch. Mein BH war feucht, mein Slip hatte dunkle Schweißränder, und ich konnte mich selbst riechen. Wahrscheinlich fange ich schon langsam an zu verrotten, dachte ich.
    Nachdem ich eine Weile in dem warmen, schaumbedeckten Bad gelegen hatte, wurde mir leicht schummrig zu Mute. Inzwischen hatte ich auch den zweiten Drink zur Hälfte geleert, und manche Dinge erschienen mir nicht mehr ganz so wichtig wie zuvor. Zum Beispiel tauchte ich mit dem Kopf einfach unter, um mir das Shampoo aus dem Haar zu waschen, statt es vorher unter der Dusche abzuspülen, und das, obwohl ich ziemlich viel von dem durchdringend riechenden Schaumbad ins Wasser getan hatte. Normalerweise mache ich das nicht so. Habe ich eigentlich erwähnt, dass ein zweiter Brief gekommen ist?
    Kurz nach Mittag traf heute plötzlich eine Lieferung nach der anderen ein, unter anderem die Wandfarbe im richtigen Ton und die Heizkörper, die schon vor einem Monat hätten da sein sollen. Es war, als würde eine Rugby-Mannschaft bei uns ein- und ausgehen, und hinterher fand Lena auf der Fußmatte einen an mich adressierten Umschlag. Als sie ihn mir brachte, war mir sofort klar, worum es sich handelte, aber ich machte ihn trotzdem auf.

    Liebe Jenny,
    du bist eine schöne Frau. Nicht wenn du mit jemandem zusammen bist, sondern wenn du allein bist, allein die Straße entlanggehst. Wenn du in Gedanken versunken bist, kaust du manchmal an deiner Oberlippe herum.
    Oder du singst vor dich hin.
    Du betrachtest dich, und ich betrachte dich. Das haben wir gemeinsam. Eines Tages aber werde ich dich betrachten, wenn du tot bist.

    Natürlich machte mir der Brief ein bisschen Angst, aber in erster Linie war ich sauer. Nein, nicht sauer, richtig wütend. Seit zwei Tagen hatte ich Lynne am Hals. Sicher, sie war recht nett, aber sie saß mir trotzdem ständig auf der Pelle und nervte mich mit ihrer leicht schmeichlerischen Art, ihrer Entschlossenheit, nicht beleidigt zu sein, wenn ich sie anfauchte. Von dem Polizeiwagen vor der Tür ganz zu schweigen. Sie beobachteten mich den ganzen Tag, hatten ständig ein Auge auf mich. Und nun das. Nachdem ich den Brief gelesen hatte, begab ich mich sofort auf die Suche nach Lynne. Sie telefonierte gerade. Ich stellte mich vor sie hin und wartete so lange, bis es ihr peinlich wurde und sie auflegte.
    »Ich habe hier etwas, das Sie interessieren dürfte«, sagte ich und reichte ihr den Brief.
    Es war, als hätte ich unter ihrem Hintern eine Rakete gezündet. Keine zehn Minuten später saß Stadler mir gegenüber am Küchentisch.
    »Auf dem Fußabstreifer, sagen Sie?« Seine Stimme war nur ein leises Murmeln.
    »Zumindest hat Lena ihn dort gefunden«, antwortete ich in scharfem Ton. »Offenbar schickt er seine Briefe nicht gern mit der Post. Ehrlich gesagt, frage ich mich, wieso Sie mein Leben derart stören, wenn der Typ trotzdem noch seelenruhig bis zu meiner Haustür marschieren und mir einen Brief auf die Fußmatte legen kann.«
    »Das ist

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