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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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Fisher) und dem rothaarigen Briefträger, der in die kleine Davies von den Springs verknallt war –, dass das mit Saxon und Tina schon im Sommer angefangen und dass es einen Riesenkrach gegeben habe, als der »olle Schacko-pur-swa« davon erfuhr. Er, der Einsiedler, wisse das, weil er da gewesen sei und es selbst gehört habe. Warum, spielte keine Rolle. Gehört hatte er’s und damit basta.
    Es überraschte niemanden, dass das mit Saxon und Tina schon im Sommer angefangen hatte. Die Leute hatten schließlich Augen im Kopf und konnten zwei und zwei zusammenzählen. Man hatte so was ohnehin erwartet. Der Erste, der sah, dass Saxon jetzt Tina Fahrstunden gab, hatte beim Heimkommen zu seiner Frau gesagt, wenn das ein gutes Ende nähme, würde er seinen Hut fressen.
    Für die Withers war der Dorfklatsch verständlicherweise mit das Schlimmste an der ganzen Situation. Natürlich sagte niemand offen etwas, aber man konnte sich denken, was hinter ihrem Rücken getuschelt wurde. Mr Wither begegnete auf einem seiner Verdauungsspaziergänge an einem der wenigen schönen Tage im Dezember einmal dem Einsiedler, der ihn zu seinem Entsetzen anrief und fröhlich fragte, ob er denn schon Großvater geworden sei?
    Mrs Caker war ebenfalls ein Problem. Die Withers hatten das Gefühl, dass ihretwegen etwas unternommen werden müsste, nur wussten sie nicht, was. Also taten sie nichts, außer sich zu bemühen, Mrs Caker möglichst nicht zu begegnen, wenn sie mal rausmussten. Da Mrs Caker mindestens genauso wenig Lust hatte, ihnen zu begegnen, klappte das auch. Mrs Caker hatte selbst ein wenig unter dem Dorfklatsch zu leiden; sie wusste genau, was alle nun sagten: Wie schrecklich es für die Withers sein müsse, dass ihre Tochter einen jungen Burschen geheiratet habe, dessen Mutter andern die Wäsche mache und die obendrein einen Landstreicher ins Haus genommen habe. Mrs Caker war nie eine von Natur aus respektable Person gewesen, hatte aber eine Vorliebe für hübsche Kleider und ein schönes Leben und war immerhin mal mit einem wohlhabenden Mann verheiratet gewesen. Jetzt bekam sie zu spüren, wie tief sie gesunken war. Sie ließ sich daher so wenig wie möglich im Dorf blicken, und wenn der Einsiedler heimkam und ihr erzählte, was die Leute über sie sagten, weinte sie und kippte ihm Wasser über den Kopf. Dann schlug er sie, und sie schlug zurück, aber mit weniger Erfolg, und sie versuchte ihn rauszuwerfen, und er versuchte die Tür einzutreten, und der realistische Barmann im Green Lion meinte: »Jetzt geht’s schon wieder los!«, und zwar in einem Ton, der einen umfassenden Kommentar zum Verhältnis zwischen Mann und Frau darstellte.
    Fawcuss, Annie und die Köchin mussten sich von den Mitgliedern ihrer Kirchengemeinde das, was sie »Impertinenz« nannten, gefallen lassen. Die Wither-Verwandtschaft, vor allem eine gewisse Agnes Grice, deren Hobby es war, sich in andrer Leute Angelegenheiten einzumischen, schrieben lange, wirre Briefe, in denen es hieß, dass man so etwas erwartet habe, seit Mr und Mrs Wither Christina erlaubt hätten, auf diese Kunstschule zu gehen. Abschließend bekräftigte man, dass Mr und MrsWither bei diesem scheußlichen Wetter ganz besonders gut auf sich aufpassen müssten, sie wollten schließlich nicht auch noch krank werden.
    Mr Wither nahm das alles besonders schwer. Öffentlich erwähnte er Tinas Namen nie, außer wenn er so tun musste, als würde er Mrs Wither beipflichten, wenn sie die Sache vor anderen Leuten vertrat. Auch im Haus schaute er, wenn das Thema doch mal zur Sprache kam, meistens stur geradeaus und sagte nichts. Immerhin erlaubte er Mrs Wither, Tinas Briefe zu beantworten, die einmal pro Woche eintrafen, und er gestattete Viola, Tina ihre Bücher und die restliche Kleidung nachzusenden sowie ein paar Bilder aus ihrem Zimmer, die sie besonders mochte. Dies alles wurde an eine Londoner Adresse geschickt, zu Händen einer gewissen Mrs Baumer.
    Briefe sollten ebenfalls dorthin geschickt werden. Die Familie rätselte zunächst, wer diese Mrs Baumer wohl sein mochte, erfuhr dann jedoch in Tinas zweitem Brief, dass es sich dabei um Betti Solomon, eine alte Schulfreundin von Tina handelte, die einen Maler namens David Baumer geheiratet habe. Die Baumers hatten drei wundervolle Kinder und waren unglaublich nett. Mit diesen Baumers hatten sich Mr und Mrs Saxon Caker also angefreundet, wie es schien. Tina war Betti zufällig im Selfridges über den Weg gelaufen und war sofort zu einer Party

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