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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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weibliche Gesellschaft und konnte gar nicht genug davon kriegen. Er verbrachte viele, viele Stunden bei Mrs Caker. Erfüllt von einer etwas gebeutelten Hochmütigkeit und Erinnerungen an verblichene Caker-Glorie hatte sie den Einsiedler, der in ihrem Vorgarten herumlungerte, zunächst überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Aber unter seiner hartnäckigen Charme-Offensive schmolz sie rasch dahin. Beide redeten für ihr Leben gern. Und so saßen sie nun oft in der Waschküche zusammen (Mrs Caker ließ ihn anfangs nicht ins Wohnzimmer) und taten irgendwas Überflüssiges, wie alte Zeitungen aussortieren oder alte Etiketten von Marmeladegläsern entfernen, die der Einsiedler sammelte. Und dabei redeten sie sich geradezu heiser.
    »Seid ja ohne Hütchen rausjegangen, wa?«, fuhr der Einsiedler fort, »sehr vernünftich, Mädels. Is jut für de Haare, sach ich immer. Das macht se frisch und kräftig, so wie meene.« Er schüttelte demonstrativ seine grauen Locken. »Da sieht ma’ viel jünger aus, wenn ma’ noch alle Haare uff’m Kopp hat, wa? Also«, zu Viola, »wie alt schätzte mich, he?«
    Es begann zu regnen.
    Tina und Viola suchten nun ebenfalls unter den Bäumen am Waldrand Zuflucht, allerdings so weit wie möglich vom Einsiedler entfernt. Besorgt schauten sie zu den schwarzen, tief hängenden Wolken empor.
    »He?«, wollte der Einsiedler wissen. »Wie alt schätzte mich, he?«
    Viola warf Tina einen Blick zu, und die schüttelte den Kopf. Beide schauten stur geradeaus und versuchten den Einsiedler zu ignorieren. Auf Violas Kleid breiteten sich dunkle Wasserflecken aus, und Tinas Rüschen wurden schlaff.
    » WIE ALT WÜRDSTE MICH SCHÄTZEN , HÄ ?«, röhrte der Einsiedler plötzlich, die Hände wie einen Trichter an den Mund gelegt, auf Zehenspitzen stehend.
    »Ach, Himmel noch mal, woher sollen wir das denn wissen? Sechzig vielleicht?«, sagte Tina, die heftig zusammengezuckt war, und warf ihm einen zerstreuten Blick zu. »Vi, sollten wir nicht lieber losrennen? Noch nässer als jetzt können wir auch nicht werden. Und es ist schon fast zwanzig vor vier.«
    »Sechsundsiebzig«, sagte der Einsiedler und nickte stolz. Mit gespreizten Beinen und tropfenden grauen Locken stand er auf dem Kaninchenbau. »Aber ich fühl mich noch wie ’n junga Hüpfa, wa? Wie ’n junga Hüpfa. Und nich bloß wegen meener Haare. In jeda Beziehung.« (Und er zwinkerte ihnen spasmodisch zu.) »Wieso, wollt ihr wissen? Na, weil ich ’n jesundes, natürliches Leben leb’, draußen in da freien Natur, deshalb! So wie’s der liebe Jott jewollt hat, wa?«
    »Ja, wir sollten wirklich besser loslaufen«, sagte nun auch Viola und warf dem Einsiedler einen ängstlichen Blick zu. Man wusste nie, was er als Nächstes sagen würde, konnte es sich aber denken. »Wir werden ganz schön Ärger kriegen, was?«
    »O ja«, antwortete ihre Schwägerin grimmig.
    Sich zum Tee verspäten war ja eigentlich keine große Sache. Aber Mr Wither pflegte aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Und verspäten würden sie sich nun wirklich, denn sie würden sich auch noch komplett umziehen müssen, wenn sie erst mal wieder zu Hause waren. Das Wasser lief ihnen übers Gesicht, ihre Schuhe und Strümpfe waren durchweicht. Wie müssen wir aussehen, dachte Tina niedergeschlagen, Viola dagegen hatte viel zu viel Angst vor Mr Wither, um sich über ihr Aussehen Gedanken zu machen. Würde er sie jetzt rauswerfen, weil sie sich zum Tee verspätete?
    »Ihr könnt mit zu mir kommen«, schlug der Einsiedler großzügig vor, »in meen Wellblechdomizil. Hab jede Menge Platz. Ihr könnt eure Sachen trocknen, wa’? Macht mir nüscht aus, wenn ihr euch nackend auszieht und an meinem Feuer wärmt, Jott sechne euch. Na, wat sachter?«
    Tina biss sich auf die Lippe und starrte auf ihre Schuhe. Ihre Haare tropften.
    »Tina!«, drängender. »Wir sollten wirklich loslaufen, es ist schon fast zehn vor vier!«
    Tina hob den Kopf. In diesem Moment ertönte das arrogante Hupen, das Viola an ihrem ersten Abend bei den Withers gehört hatte, als sie mit Tränen in den Augen übers Tal schaute. Um die Kurve kam ein großes dunkelrotes Auto von dem Typ, den Kenner als »tollen Schlitten« bezeichnen. Die Scheibenwischer sausten akkurat, aber mit wütender Geschwindigkeit über die Scheiben, Scheinwerfer und Schnauze waren vorgestreckt, als ließen sie sich nur mühsam bändigen.
    Viola war so in Ehrfurcht erstarrt, dass sie überhaupt nicht auf den Gedanken kam, um Hilfe zu

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