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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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Noch jemand war dabei.
    »Mitch, das ist meine Schwester Jennifer«, sagte Denise. Ich lächelte das Mädchen neben Denise an. Sie hatte ihr langes braunes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und auf der Nase hatte sie kleine Sommersprossen.
    »Sie ist zehn«, sagte Denise.
    »Hi, Mitch«, sagte Jennifer.
    »Hi.«
    Bemüht, das Rotwerden zu unterdrücken, nahm ich Jennifer gegenüber Platz.
    »Wenn ihr wollt, könnten wir euch beide allein lassen«, sagte Toby, und seine Freundin warf eine Fritte nach ihm. In dem Moment fand ich sie cool, ein Gedanke, der nur so lange anhielt, bis sie ein paar Minuten später aufstand, die Arme ausbreitete und schrie: »Wer sucht denn diese Musik aus? Ist ja ätzend.«
    Jemand hatte Dr. Hooks »When You’re in Love with a Beautiful Woman« in der Musicbox gewählt.
    »Mir gefällts«, sagte ich. Einer meiner Zeitvertreibe auf dem Feld war, mit dem Autoradio rumzuspielen und mir alles reinzuziehen, was wir dort, wo wir gerade waren, empfangen konnten. Ich kannte jeden Hit aus dem Sommer und hörte besonders gern »Time Passage« von Al Stewart und »Reunited« von Peaches & Herb.
    »Du bist noch ein Kind. Was weißt du denn schon?«, sagte sie.
    »Mehr als du.«
    »Mitch«, sagte Jerry. »Ich hab dich gewarnt.«
    Ich klappte zu wie eine Auster.
    »Gib mir nur etwas von Bad Company, dann gehts mir gut«, sagte Toby.
    »Dir gehts so wie mir, Kumpel«, sagte Jerry, und sie klatschten sich über den Tisch hinweg ab.
    Wir legten die sechsundfünfzig Kilometer nach Beaver in zwei Autos zurück. Jerry, Denise, Jennifer und ich waren in Jerrys Camaro, und Toby und seine Freundin fuhren in Tobys Bronco. Ich saß mit Jennifer hinten. Wir hatten kaum mehr als »Hallo« zueinander gesagt.
    »Könnt ihr beide euch nicht leiden?«, fragte Denise.
    »Doch, klar«, sagte ich.
    Jennifer sagte nichts. Ich versuchte, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »In welcher Klasse bist du?«
    »Ich komme in die fünfte.«
    »Ich in die sechste.«
    »Wo gehst du zur Schule?«, fragte sie.
    »Auf die Garfield-Grundschule in Olympia, Washington.«
    »Da war ich noch nie.«
    »Es ist weit weg. Ich musste mit dem Flugzeug kommen.«
    »Ich bin noch nie geflogen.«
    »Das macht Spaß. Meistens wenigstens.« Ich dachte daran, wie ich mich erbrochen hatte, und beschloss, das nicht zu erwähnen.
    Wir brauchten ein bisschen Zeit zum Warmwerden, aber dann hörten wir nicht mehr auf zu reden. Sie erzählte mir von ihrer Schule und ihren Freundinnen und was sie gern machte. Das hörte sich ziemlich so an wie das, was ich in Olympia machte: Rad fahren, Sport, in die Kirche gehen und bei Freunden übernachten. Milford gefiel mir nicht besonders, und es wäre mir nie in den Sinn gekommen, alle meine Freunde und alles, was ich in Olympia kannte, gegen das hier einzutauschen – nicht in einer Million Jahren –, aber ich dachte, dass ich mit Milford etwas besser klarkommen könnte, wenn ich ein Fahrrad (oder ein Motorrad) oder Freunde zum Spielen hätte.
    Als der Alien während des gemeinsamen Abendessens der Crew aus John Hurts Bauch schlüpfte, packte Jennifer meinen Arm und drückte ihn. Nach der Szene blieb ihr Arm in meinem. Solch einen Körperkontakt hatte ich noch nie mit einem Mädchen gehabt,nicht über so lange Zeit. Ich versuchte, keinen Ständer zu kriegen, aber gegen mein jugendliches Ungestüm war ich wehrlos. Ich war dankbar, dass ich saß und es darum niemand sehen konnte.
    Auch viele andere Szenen machten Jennifer Angst. Die hatte ich zwar auch, bemühte mich aber so zu tun, als hätte ich keine.
    »Ich esse nie, nie, nie wieder Spaghetti«, sagte Denise, als wir zum Wagen zurückgingen.
    »O Mann, das war vielleicht toll!«, sagte Toby.
    »Es war widerlich«, sagte seine Freundin.
    »Mir hat der Schluss am besten gefallen«, sagte Jerry.
    »Ja, als es vorbei war«, sagte Denise.
    »Nein, nein, als der Alien im Bordcomputer des Raumschiffs war. Gott, war das gruselig. Das fand ich toll.«
    »Hattest du Angst?«, fragte ich Jennifer.
    »Ein bisschen.«
    »Ich auch.«
    Kurz nach zehn kamen wir nach Milford zurück, und Denise meinte, sie und Jennifer müssten nach Hause. Jerry fuhr bis zu ihrem Haus, und Denise beugte sich über ihn und küsste ihn. Dann flüsterte sie ihm etwas ins Ohr, was ihn zum Lächeln brachte.
    Ein Kuss von Jennifer wäre wohl zu viel erwartet gewesen, obwohl ein Junge ja träumen durfte. Tatsächlich, sie winkte nur.
    »Tschüss, Mitch.«
    »Tschüss, Jennifer.«
    Auf der

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