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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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oder Strategie. Es ist überwiegendGlücksache. Wenn man eine 2 zieht, darf man einen seiner vier Pöppel auf das Spielfeld bringen, noch eine Karte nehmen und dann 4 vorrücken, was einem erlaubt, zum Anfang einer zielführenden Rutsche zurückzukehren und kurzen Prozess zu machen. Zieht man zuerst eine 2 und dann eine 3, steht einem ein längerer Rundgang um das Spielfeld bevor.
    Was machte dieses Glücksspiel denn so attraktiv für Dad, den ich doch eher als strategischen Menschen kannte? In meiner Jugend spielte er Poker,
Risiko
und Schach, was seinem agilen, taktischen Verstand sehr entgegenkam.
    Und doch fand ich das Spiel schnell angenehm süchtig machend. Die
Sorry!
-Karten, die einem erlauben, sich vom Startzum Ausgangsfeld zu setzen und einen Pöppel des Gegners rauszuwerfen, können die Spielsituation im Nu verändern. Mit einer 11er-Karte kann man die Seite mit einem Gegner tauschen, ihn vielleicht zurück zum Start schicken, gerade wenn er im Begriff ist, einen Pöppel ins Ziel zu bringen. Nach einer Stunde führte Dad mit vier zu drei, die letzten seiner Siege kamen auf einer Riesenrallye daher. Ich hatte drei Pöppel im Ziel und einen auf dem Spielfeld, während seine alle in der Vorhölle ausharrten. Trotzdem schaffte er es zu gewinnen.
    »Ich bin einfach besser als du«, sagte er.
    »Echt, Mann?«, fragte ich. »Du willst mich unterkriegen in einem Spiel, das vom Zufall abhängt?«
    Es war nicht nur dummes Geschwätz. Dad schummelte.
    Zuerst tat ich die Fehler als harmloses Versehen ab. So sah ich ihn immer mal wieder neun Felder vorrücken, obwohl er eine 8 gezogen hatte, und ich langte über das Brett und setzte seinen Pöppel ein Feld zurück. Er beklagte sich dann über das Licht – »Ich kann das Brett nicht sehen« – oder stellte sich einfach dumm.
    Dann kamen andere Spielregelverletzungen. Statt einer nahm er zwei Karten, linste unter die nächste, die ich ziehen sollte.
    »Guck doch nicht immer unter meine Karten, Dad.«
    »Sie kleben zusammen«, protestierte er.
    Einmal, bei einer 7 – eine nützliche Karte, die einem erlaubt, den Zug auf zwei Pöppel aufzuteilen –, ging Dad fünf Felder vorwärts, sauste eine Rutsche runter, rückte dann mit demselben Pöppel zwei Felder vor und warf einen von mir raus.
    »Das darfst du nicht.«
    »Doch. Sieben.«
    »Sieben Felder zwischen zwei Pöppeln, Dad. Du kannst nicht fünf nehmen und rutschen und dann noch zwei nehmen.«
    »Kann ich wohl.«
    »Kannst du nicht. Das ist gegen die Spielregeln.«
    »Regeln? Das hier ist doch nur ein unterhaltsames Spiel.«
    »Scheißspiel! Du schummelst. Du hortest überzählige Punkte. Du machst mich ständig runter. Was soll daran schon unterhaltsam sein?«
    Nach etwa zehn Spielen, überzeugt, dass ich seine Siege nicht gebührend honorierte, begann Dad, den Spielstand auf einem eigenen Blatt festzuhalten.
    »Was regst du dich denn so auf?«, fragte er.
    »Ich lass es dir nur nicht durchgehen, dass du so einen beschissenen Zug machst.«
    »Gar nicht beschissen!«
    »Doch! Immer musst du bescheißen! Du hast schon immer nach Strich und Faden betrogen.«
    Dad sprang auf. »Scheiß drauf!«, brüllte er, schnappte sich das Brett und schleuderte es vom Esszimmertisch in Richtung Küche. Die Pöppel prallten vom Kühlschrank ab und kullerten über den Fußboden.
    Kopfschüttelnd stand ich auf und ging in die Küche. Ich kniete nieder und begann, die Teile aufzusammeln. Dad ließ sich auf seinen Stuhl im Esszimmer fallen und sagte nichts.
    »Ich glaube, ich sollte einfach nach Hause zurückkehren. Es hat keinen Zweck.«
    Ich stand draußen, in einiger Entfernung vom Womo, während ich mit Cindy sprach.
    »Du musst dranbleiben, Mitch. Wenn du jetzt abreist, ist endgültig Schluss mit ihm. Ein dummes Kinderspiel ist dann wohl das Letzte, was ihr zusammen gemacht habt. Willst du das denn?«
    Darauf wusste ich nichts zu erwidern, und das war meine Antwort. Der vorige Tag hatte erst mal vielversprechend ausgesehen; ich hatte gehofft, er würde mir sein Herz wegen Helen ausschütten, und das wäre dann meine Chance zu einem ernsthaften Gespräch über Verlust. Damit hatten wir beide einige Erfahrung. Verdammt noch mal, ich hatte mir sogar zu träumen erlaubt, dass er eventuell eine Einladung für einen längeren Besuch bei uns in Kalifornien annehmen würde. Reine Dummheit.
    »Wenn du miterlebt hättest, was hier los war, würdest du nicht bleiben wollen«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber er ist ja

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