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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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ging schneller, und Brad hielt mühelos Schritt.
    »Nee, sieh mal, Mitch, dein Dad und ich, wir mögen uns, und das ärgert dich, was?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Vielleicht.«
    »Ich habs schon kapiert, Mensch. Hör mal, mach dir wegen mir keinen Stress. Ich nehme schon nicht deinen Platz ein. Ich versuch nur, gute Arbeit gut leisten. Das hier ist meine Chance, einen Beruf zu erlernen und etwas aus mir zu machen, nicht?«
    Meine feindselige Haltung Brad gegenüber schmolz dahin. Genau diese Zweifel, die er da schilderte, hatten mich beschlichen, und ich wusste, dass ich bei der Arbeit nicht mit ihm Schritt halten konnte, was die einzige Möglichkeit war, bei Dad Punkte zu sammeln. Ich fühlte mich besser bei dem Gedanken, dass Brad dies erkannt hatte.
    »Hör mal, Mann, von Jim hab ich aufgeschnappt, was zur Zeit Sache ist, und ich weiß, dass es schlimm ist«, sagte er. »Verdammt, meine Familiensituation ist chaotisch. Meinen Dad kenne ich nicht. Meine Mom ist eine Schnapsdrossel. Ich weiß, wie das ist, ehrlich. Aber du bist ein guter Kerl, Mitch, und aus dir wird schon was. Wenn du mal was brauchst, wenn du mal abhängen willst, dann komm bei mir vorbei, klar?«
    »Ja, okay.«
    »Cool.«
    Wir gingen weiter.
    »Wie lange hast du in Bozeman gewohnt?«, fragte ich.
    »Gar nicht. Da wohnen ein paar Freunde von mir. Ein Glück, dass ich euch in West Yellowstone getroffen habe. Ich war nämlich nicht sicher, wohin ich gehen sollte. Meine Mom wohnt in Kalispell, und wenn ich gar nicht gewusst hätte, wohin, wäre ich dorthin gegangen. Als Jim mir den Job angeboten hat, hat’s geklickt. Ich hab mich eine Woche lang bei einem Kumpel einquartiert und hab auf euch gewartet. Manchmal klappt es eben einfach.«
    »Ja.«
    Wir kamen zum Park. Ich sah das Wohnmobil unten im Licht der Dämmerung.
    »Du findest von hier zurück, Mann?«, fragte Brad.
    »Ja.«
    »Also gut, Kumpel. Bis morgen.«
    Ich fand das Wohnmobil leer vor. Das Licht brannte, und der Fernseher lief, aber Dad war verschwunden. Sein Truck stand vorn, also hatte ich keine andere Wahl: Ich warf Anker und wartete. Bald schäumte ich.
    Wir waren noch nicht einmal eine Woche in Milford, und Dads ganz spezielle Macke kam schon wieder zum Vorschein. Ich war ganz schön sauer, weil er mir gesagt hatte, ich hätte bei Anbruch der Dunkel heit zurück zu sein, und er war noch gar nicht hier.
    Ich hätte draußen bei Brad bleiben oder mit zu Jennifer nach Hause gehen können. Hatte ihr Vater mir nicht gesagt, ich könnte jederzeit vorbeikommen? Sie wollten meine Gesellschaft.
    Ich stand auf und wanderte auf und ab, vom Sofa zum Schlafzimmer und zurück, und dann fasste ich einen Entschluss. Ich würde ihn suchen gehen und vor aller Augen blamieren, damit er nach Hause käme.
    Gleich mein erster Versuch traf voll ins Schwarze, es war die Bar um die Ecke vom Hotel Milford. Die Tür zur Straße stand offen, und ich sah Dad und Toby an der Theke stehen. Toby stieß Dad mit dem Finger an, der seinerseits mit der Hand auf die Theke klatschte.
    Das ging noch ein paar Sekunden so weiter, wobei Tobys Arme wild gestikulierten und Dad den Kopf schüttelte. Schließlich sagte Toby laut und deutlich »Fick dich!«, und Dad ließ ihn mit einem schnellen Handkantenschlag ins Sonnengeflecht in die Knie gehen. Ich wich bei dem Anblick erschrocken zurück.
    Die anderen in der Bar, die die Szene mit steigender Spannung beobachtet hatten, traten jetzt zwischen Dad und Toby. Man wies Dad die Tür, seine Anwesenheit war unerwünscht.
    »Dass du mir bloß nicht kneifst, Swint«, brüllte Dad. »Du zeigst morgen besser deinen Arsch.«
    Dad sah mich nicht. Er krakeelte so lange, bis der Barkeeper zur Tür ging und Dad sagte, er solle sofort verschwinden oder man würde ihn festnehmen. Dad trottete zum Wohnmobilplatz, und ich folgte ihm.
    »Dad, was ist los?«
    »Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«
    Ich ignorierte die Frage.
    »Was war da eben los?«
    »Nichts. Noch so ein verdammter Handlanger mit eigener Meinung.«
    »Warum hast du ihn geschlagen?«
    »Halt die Klappe, Mitch.«
    Er ging weiter. Ich trabte einen Schritt hinter ihm her, stumm, wie befohlen.

BILLINGS | 23. SEPTEMBER 2007
    Wach im Dunkeln beneidete ich den Alten darum, dass er so leicht einschlafen konnte, obwohl er doch wusste, dass jeder Atemzug ihn seinem Ende näher brachte. Ich starrte an die Decke seines Womos und lauschte der Stille. Der späte Abend war der Mitternacht gewichen, die wiederum den frühen

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