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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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rüber nach Beaver.«
    Dad sah durch Toby hindurch, und dann ließ er den Blick zu Brad wandern, der in der geöffneten Tür des Trucks hing und ins Führerhaus spähte.
    »Ja, klar«, sagte Brad. »Wir hängen zusammen ab.«
    »Weiß ich zu schätzen«, sagte Dad. »Ich bring ihn bald vorbei. Ich bin nur ein paar Stunden weg.«
    »Kein Problem«, sagte Brad.
    Dad zog sich nicht mal um; als wir zum Wohnmobil zurück kamen, machte er uns Wurstbrote und goss uns Cola ein.
    »Was willst du denn jetzt tun?«, fragte ich.
    »Einer von den Bossen von diesem Job ist da«, sagte er. »Ich denke mal, ich kann von Stanton einen Vorschuss kriegen, der uns über die Runden hilft. Ich muss zur Bank und das Konto sperren. Wenn ich Glück habe, kann ich auch gleich einen neuen Bohrer mitbringen.«
    »Was, wenn du kein Glück hast?«
    »Darüber will ich gar nicht erst nachdenken«, sagte er.
    Ich hätte fast den Mut aufgebracht zu fragen, ob ich nicht mitkommen könnte, als er sagte: »Sieh mal, Sportsfreund, ich weiß, dass du mitkommen willst. Ich muss viele Leute treffen, du würdest dich nur langweilen. Hier hast du mehr Spaß.«
    Brad und ich gingen zur Burger-Bude in der Nähe von seinem und Tobys Quartier und holten uns Softeis. Er zeigte mir ein paar coole Tricks am Flipperautomaten, zum Beispiel wie man den Ball mit nur einem Flipper fängt und ihn genau an die richtige Stelle rollen lässt, um ihn erneut die Bahn hochzujagen. Er gab sich mit mir ab und redete mit mir wie zu einem Erwachsenen und nicht wie mit einem dummen Kind.
    »Ist ja irre, was mit deiner Mom passiert ist«, sagte er.
    »Marie ist nicht meine Mom.«
    »Mit deiner Stiefmutter. Glaubst du, sie hat das ganze Geld genommen?«
    »Wahrscheinlich schon. Sie kann ziemlich mies sein.«
    »Inwiefern?« Ich erzählte Brad von dem Abend im Livery, als sie mich ignoriert und stattdessen Jeff gedrückt und dann durch ihr kokettes Getue eine Schlägerei in der Bar ausgelöst hatte.
    »Wow, ist ja irre«, sagte er.
    Vom Burger-Stand gingen wir weiter ins Zentrum. Brad wollte im Mini-Markt in den Achtspurkassetten stöbern.
    »Was hörst du denn so, Mitch?«
    »Die Bee Gees find ich echt klasse.«
    Brad griff sich an die Brust und taumelte im Laden herum, ein blonder, blauäugiger Fred Sanford.
    »Nein, nein! Die doch nicht.«
    »Die sind gut«, protestierte ich.
    »Die sind nicht gut, Kumpel. Nur gerade in.« Er zog ein Band vom Regal und gab es mir.
    »Das hier musst du haben.«
    »Molly Hatchet. Wer ist das denn?«
    Brad brach in Lachen aus, nahm mir das Band ab und stellte es ins Regal zurück.
    Ich schwöre, dass es noch fünf Jahre dauern sollte, bis mir klar wurde, was daran so komisch war. Inzwischen mochte niemand mehr die Bee Gees.
    Wir gingen wieder in die Sonne hinaus. Es war verdammt heiß, die Temperatur kletterte weit über dreißig Grad und der unvermeidliche Wind pustete die Backofenwellen schnell in die Landschaft.
    »Zu heiß«, sagte ich.
    »Ja. Möchtest du unter der Klimaanlage sitzen? Vielleicht finden wir was Anständiges im Fernsehen.«
    »Ja, gehen wir.«
    Auf dem Weg bergauf erzählte ich Brad von meinen nächtlichen Streifzügen in Split Rail, der Erforschung des alten Hotels, von meinem Herumschleichen in den Gärten und vor allem von meinem ersten Bier.
    »Hat es dir geschmeckt?«, fragte er.
    »Ich denke schon.«
    »Warmes Bier«, sagte er. »Das ist ja widerlich.«
    »Möglich. Es war mein einziges Bier bisher.«
    Brad entriegelte die Tür und ließ mich eintreten.
    »Noch eins?«, fragte er.
    »Ein Bier?«
    »Ja. Ich denke mal, dass Toby, dieser Penner, was da hat.«
    »Bestimmt.«
    Ich saß auf dem Sofa, während Brad in die Küche ging. Ich hörte Flaschen klimpern und Kronkorken auf den Küchentresen knallen.
    Er kam ins Wohnzimmer zurück und reichte mir eine Flasche. Er hatte auch eine, ließ sich neben mir aufs Sofa plumpsen und schaltete den Fernseher ein.
    Ich trank in großen Schlucken, das kühle Bier glitt durch meine Kehle und in meine Brust und verbreitete Kühlung in der Bauchgegend. Brad trank langsam sein Bier, während wir uns Zeichentrickfilme auf einem Sender in Salt Lake ansahen.
    »Trink das nicht zu schnell, Mann!«, warnte Brad. »Es stillt nur scheinbar den Durst. Bier treibt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es entzieht dem Körper Wasser.«
    Ich leerte die Flasche. Ich spürte, wie es mir zu Kopf stieg.
    »Mein Gott, Mitch.«
    Wir schauten noch etwa zehn Minuten vom Programm, während Brad sein Bier weiter in

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