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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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den Fahrersitz fallen. »Wie ist es gelaufen?«, fragte Kari.
    »Er hat aufgemacht. Ich habe ihn nach dem Weg zur Fähre gefragt. Ziemlich bescheuert, aber mir fiel nichts anderes ein. Er hat ziemlich misstrauisch gekuckt. Aber jetzt weiß ich, wie er aussieht.«
    »Sah er so aus wie …« Sie sprach nicht weiter.
    »Soweit ich das beurteilen kann, nicht. Er ist groß und dunkelhaarig. Das kann man ja von dir nicht behaupten. Aber das Beste wäre, wenn du ihn dir auch ansehen würdest. Wir fahren wieder etwas näher heran und warten, bis er das Haus verlässt oder sich am Fenster zeigt. Okay?«
    Er fuhr los und parkte dann so, dass er selbst nicht von der Wohnung aus zu sehen war.
    »Ich habe Angst«, sagte Kari.
    »Wieso denn?«, meinte Robert, »was soll daran schon gefährlich sein.«
    »Da ist er!«, sagte Kari aufgeregt. »Er steht am Fenster!«
    Robert beugte sich vor. »Ja, das ist er.«
    »Er schaut zu uns herüber«, sagte Kari. »Fahr los, bitte.«
    Robert ließ den Motor an und rollte langsam weiter. »Was glaubst du?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Kari. »Ich habe mich in seinem Gesicht nicht wiedererkannt. Aber es war auch nicht so viel zu sehen.«
    Robert hielt an. »Geh zurück«, sagte er. »Frag ihn, ob er etwas über dich weiß. Ich kann dich begleiten, wenn du willst.«
    »Er wird denken, dass wir nicht ganz bei Trost sind.«
    Robert zuckte mit den Achseln. »So what?«
    Kari zögerte.
    »Komm schon«, drängte Robert. »Was haben wir zu verlieren?«
    Sie stiegen aus dem Auto und gingen auf die Haustür zu. Sie klingelten, und der Mann öffnete fast sofort.
    »Bist du das wieder?«, sagte er und sah Robert an.
    Ehe Robert den Mund aufmachen konnte, nahm Kari ihren ganzen Mut zusammen. »Ich heiße Kari Solbakken«, begann sie. »Meine Adoptiveltern, die Reidar und Berit hießen, wohnten in Flakstad. Ich würden Ihnen gerne ein paar Fragen über sie stellen.«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht recht. Wie hießen die nochmal? Haben Sie Solbakken gesagt?«
    »Ja«, erwiderte Kari verunsichert. »Reidar und Berit. Haben Sie nicht vor vielen Jahren bei ihnen gewohnt?«
    »Ich?«
    »Sind Sie nicht Knut Niklas Einarsen?«
    »Ich glaube, Sie verwechseln mich mit jemandem. Ich heiße Knut Nestor Einarsen.«
    »Sie sind also nicht …?« Robert verstummte mitten im Satz.
    »Sind Sie mit jemandem verwandt, der Knut Niklas heißt?«, fragte Kari.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
     
    Sie saßen im Auto. Plötzlich begann Kari zu lachen. »Er muss wirklich geglaubt haben, dass wir vollkommen verrückt sind. Nestor. Kein Wunder, dass ich ihm nicht ähnlich sehe.«
    »Na denn«, meinte Robert. »Dann ist Leif Oskar Bjerre unsere letzte Hoffnung.«

43. KAPITEL
    Sie schreckte aus dem Schlaf hoch. Sie hatte wieder von Grace Makondele geträumt. Die surrealistische Logik des Traums hatte die Begegnung verfremdet.
    Er würde die letzte Zahlung leisten. Grace hatte gesagt, dass Ulf Nyman bald den letzten Unterhalt für Mary bezahlen würde.
    Sie blieb reglos im Bett liegen. Langsam wurde der Gedanke klarer. Zum Schluss hatte sie ihn deutlich für sich formuliert. Dann sprang sie förmlich aus dem Bett. Ungeduldig stellte sie fest, dass es erst Viertel nach sieben war. Es war noch zu früh, um zu telefonieren. Sie zwang sich zu ihrer Morgenroutine. Duschen, Frühstücken. Schließlich war es halb neun.
    Elina hob den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer mit der Vorwahl 00 47.
    »Hier ist Grace.« Die Stimme klang hellwach.
    »Elina Wiik von der schwedischen Polizei. Entschuldigen Sie, dass ich Sie schon wieder störe und das auch noch so früh am Sonntagmorgen, aber ich wollte Sie noch etwas fragen.«
    »Und zwar?«
    »Wie hat Ulf Nyman den Unterhalt für Mary bezahlt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hat er Ihnen das Geld überwiesen, oder wie haben Sie es bekommen?«
    »Er hat es in einem Briefumschlag geschickt. Schwedische Geldscheine in einem Umschlag. All die Jahre lang. Ich weiß nicht, wieso ihm das lieber war, aber es war wohl für ihn am sichersten. So wusste niemand, dass er es war, der zahlte.«
    »Steht auf den Umschlägen ein Absender?«
    »Nein. Daher glaube ich ja auch, dass ihm die Geheimhaltung so wichtig war.«
    »Auf den Umschlägen stand also nur Ihr Name und Ihre Adresse?«
    »Ja, genau.«
    »Haben Sie noch einen von diesen Umschlägen?«
    »Hm, lassen Sie mich nachschauen.«
    Elina hörte, wie sie eine Schublade

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