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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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aufzog.
    »Ja, tatsächlich. Ich habe den letzten Umschlag. Da sind auch noch ein paar Scheine drin.«
    »Wie hat er Ihren Namen geschrieben? Mit der Hand oder mit der Maschine?«
    »Mit der Hand.«
    »Könnten Sie mir den Umschlag schicken? Am besten mit den Geldscheinen darin.«
    »Das sind sechshundert Kronen.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass Sie sie so schnell wie möglich zurückbekommen.«
    »Na gut.«
    »Heute noch. Es ist von größter Wichtigkeit, dass Sie das heute noch erledigen.«
    Elina gab ihr die Adresse der Präsidiums durch, bedankte sich und legte dann auf.
    Ulf Nyman hatte regelmäßig Unterhalt für Mary Makondele bezahlt. Hatte er das bei Ylvas Kind ebenfalls getan? Ylva hatte die Vaterschaft nicht preisgegeben, falls wirklich er der Vater gewesen war. Auch sie hatte finanzielle Schwierigkeiten gehabt, so viel war klar. Hätte sie freiwillig auf Unterhalt verzichtet, vor allem wenn sie etwas gegen ihn in der Hand gehabt hätte?
    Wenn sie sich bloß nicht falsch erinnerte!
    Sie zog ihre Schuhe an und verließ die Wohnung. Es war ein klarer, kalter Sonntagmorgen. Auf dem Weg zum Präsidium begegnete sie keiner Menschenseele. Der Karton mit den Ermittlungsakten stand auf ihrem Schreibtisch. Sie suchte nach dem Protokoll der Spurensicherung. Vor Aufregung zitterten ihre Hände, doch sie fand die dreiseitige Liste. Beschlagnahmte Gegenstände aus dem Haus in Jäkkvik … sie überflog die Liste. Da … ein leerer Umschlag ohne Absender, adressiert an Ylva Malmberg in der Sandgärdsgatan in Västerås, nachgeschickt postlagernd Arjeplog. Er war in Västerås am 15. September 1979 abgestempelt worden.
    Sie blätterte um. Eine Liste der Postsendungen, die die Post in Arjeplog aufbewahrt hatte, da sie nicht abgeholt worden waren. Kindergeld, das nicht ausgezahlt worden war. Einige Reklamebriefe. Der letzte vom Mai 1980, dem Monat, in dem sie tot aufgefunden worden war. Auf der Liste stand aber kein Umschlag ohne Absender.
    Vor Elinas Augen drehte sich alles. Sie rannte den Gang entlang und hämmerte an John Roséns Tür. Er war natürlich an einem Sonntagmorgen nicht da. Sie versuchte es mit Svalbergs Tür. Er war zu Hause bei Frau und Kind. Nur sie war verrückt und alleinstehend genug, um zu dieser Tageszeit zu arbeiten. Sie fluchte. Sollte sie ihn anrufen?
    Sie ging in ihr Büro zurück und suchte nach John Roséns Privatnummer. Nach dem dritten Klingeln war er am Apparat.
    »Entschuldige, John. Hier ist Elina. Ich musste einfach mit jemandem reden.«
    »Das merke ich«, sagte er. »Du klingst so, als würdest du gleich explodieren.«
    »Ich glaube, ich bin auf etwas gestoßen.« Sie erzählte von Grace Makondele und von Ulf Nymans Kind, von dem Umschlag mit dem Geld für den Unterhalt und von den Gegenständen, die in Jäkkvik beschlagnahmt worden waren.
    »Wenn, und ich sage, wenn, der Umschlag, der in Jäkkvik gefunden worden ist, von Ulf Nyman geschickt wurde, dann ist er mit Sicherheit der Vater von Ylvas Kind. Ich kann ihn damit unter Druck setzen. Das ist dann auch fast schon ein Beweis für den Mord.«
    »Inwiefern?«
    »Verstehst du das denn nicht? Entschuldige, dass ich etwas unzusammenhängend bin, aber bei der Post in Arjeplog wurde kein weiterer solcher Umschlag gefunden!«
    »Und?«
    Elina nahm den Hörer vom Ohr und betrachtete ihn. Wieso begriff er nicht?
    »Ulf Nyman hat Ylva kein Geld mehr geschickt, weil sie im Oktober gestorben war«, sagte sie langsam und überdeutlich.
    »Sie wurde aber erst im Mai gefunden.«
    Am anderen Ende blieb es still. »Also wusste er bereits im Herbst, dass sie tot war«, sagte Rosén.
    »Es war nicht nur unnötig, weiterhin Geld zu schicken, es hätte ihn sogar gefährdet«, meinte Elina.
    »Meine Güte«, Rosén gluckste. »Elina, Elina. Was du nicht alles kannst! Du bist eine richtige Perle.«
    Elina lächelte. Perle, klar! Wenn sie einen guten Tag hatte, sogar eine ganze Halskette. Dann zwang sie sich, wieder zum Thema zurückzukommen.
    »Auf einem alten Umschlag müsste sich doch noch DNA sicherstellen lassen?«, meinte sie. »Speichelspuren, dort wo er zugeklebt ist, und an der Briefmarke?«
    »Speichel enthält offenbar nur Mitochondriale-DNA. Ich glaube, dass die Mitochondriale-DNA bei einem Prozent der Bevölkerung übereinstimmt. Das stellt also keinen sicheren Beweis dar. Aber vielleicht findet sich sein Fingerabdruck auf dem Umschlag. Den hat er exklusiv. Was die Ermittler vor fünfundzwanzig Jahren mit dem Umschlag wohl gemacht

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