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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Geldscheinen, sonst nichts. Dann öffnete sie vorsichtig den Brief aus Piteå. Der Umschlag, der in Jäkkvik gefunden worden war, lag in einer Plastikhülle. Sie schloss die Augen und nahm ihn in die Hand. Mit geschlossenen Augen hielt sie die beiden Umschläge nebeneinander. Langsam machte sie die Augen wieder auf. Die Handschriften ähnelten sich, obwohl sie nicht identisch waren. Aber dazwischen waren immerhin fünfundzwanzig Jahre vergangen.
    Sie legte das Kuvert von Grace in eine Plastikhülle und machte Fotokopien von beiden Umschlägen. Dann gab sie sie bei Erkki Määttä von der Spurensicherung ab. Er sollte eventuelle Fingerabdrücke sichern und sie dann zum DNA-Test an das Staatliche Kriminaltechnische Labor schicken. Määttä versprach, abends mit den Fingerabdrücken fertig zu sein.
    Elina hatte sich ihre Strategie bereits zurechtgelegt. Es war an der Zeit, Ulf Nyman mit den Erkenntnissen zu konfrontieren. Sie wollte schrittweise vorgehen und ihm nach und nach den Boden unter den Füßen wegziehen. Sobald er meinen würde, sein Gleichgewicht wiedergefunden zu haben, wollte sie zum nächsten Schlag ausholen. Ihr blieben nicht mehr viele Tage. Sie wollte die Zeit so gut wie möglich nutzen.
    Sie rief bei der Polizei in Täby an um zu fragen, ob am Nachmittag ein Verhörzimmer frei sei. Sie hatte Glück. Dann rief sie Ulf Nyman an. Elina stellte sich mit Namen und Dienstrang vor.
    »Ja richtig«, meinte Ulf Nyman. »Wir haben doch vor einiger Zeit schon mal miteinander telefoniert?«
    »Das stimmt. Und jetzt würde ich Sie gern in derselben Angelegenheit noch einmal treffen.«
    »Ich weiß wirklich nicht, womit ich Ihnen noch helfen könnte.«
    Gut, dachte Elina. Er sträubt sich. Die Sache ist ihm unangenehm.
    »Ich habe bei der Polizei in Täby heute um 15 Uhr ein Verhörzimmer belegt. Ich fordere Sie auf, sich zu diesem Zeitpunkt dort einzufinden.«
    »Ich verstehe nicht recht, wozu das gut sein soll.«
    »Also abgemacht? Oder sollen wir uns lieber bei Ihnen zu Hause treffen?«
    »Das wäre ja schon in drei Stunden. Ich weiß nicht, ob ich mir so kurzfristig freinehmen kann.«
    »Sie kommen also um drei?«
    »Vermutlich.«
    »Ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Gut. Fragen Sie am Empfang nach mir. Elina Wiik.«
    Als sie aufgelegt hatte, überlegte sie, ob die Gefahr bestand, dass er sich aus dem Staub machte, das Land verließ und so lange untertauchte, bis der Mord verjährt war. Er musste eigentlich nur eine Last-Minute-Reise in den Süden antreten. Im Falle seiner Flucht konnte sie einen Haftbefehl ausstellen lassen. Bei einer bevorstehenden Verjährung galt das Datum des Haftbefehls. Ihre Begründung war jedoch vage. Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als zu handeln. Die Zeit wurde mit jeder Minute knapper. Diese Vernehmung durfte ihr nicht missglücken.
     
    Ulf Nyman trug Jackett und Schlips. Er lächelte nicht, als sie sich die Hand gaben. Elina bat ihn, Platz zu nehmen. Sie machte die Tür hinter ihm zu.
    »Ich möchte Sie als Erstes davon unterrichten, dass es um den Mord an Ylva Malmberg geht«, sagte Elina und schaltete das Tonband ein.
    Er antwortete nicht. Seine Haltung war abwartend, als sei er auf der Hut, wie sich die Situation entwickeln würde.
    »1978 haben Sie von der Gemeinde Västerås ein Einkommen von 4182 Kronen bezogen. Um welche Arbeit handelte es sich dabei?«
    Er wirkte erstaunt, mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet.
    »Das ist recht lange her, schwer zu sagen.«
    »Das war zu der Zeit, als Sie an der Tärna Folkhögskola angestellt waren. Es handelte sich also um Nebeneinnahmen. Wofür?«
    »Vermutlich habe ich irgendwelche Kurse gegeben.«
    »Worin?«
    »In einem meiner Fächer. Ich erinnere mich nicht. Warum fragen Sie?«
    »Wo fanden diese Kurse statt?«
    Fr schaute zur Decke, um zu zeigen, dass er gezwungen war nachzudenken.
    »Ich glaube an irgendeiner Schule.«
    »An welcher?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr, wie sie hieß.«
    »Wo lag diese Schule?«
    »Irgendwo in der Nähe der E 18 war das wohl.«
    »Die Korsängsskola?«
    »Vielleicht hieß sie so.«
    »Vielleicht?«
    »Ich glaube, dass Sie das bereits wissen«, sagte Ulf Nyman. »Warum fragen Sie, wenn Sie es schon schwarz auf weiß haben? Wollen Sie mein Gedächtnis testen?«
    »Es war also die Korsängsskola?«
    »Ja.«
    »Wann fanden diese Kurse statt?«
    »Wie Sie sicher auch schon wissen, während der Sommerferien am Sonntagnachmittag.«
    Nein wusste ich nicht, dachte Elina. Aber ich habe es

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