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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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zusammenhängt?«
    »Wie denn? Das ist sicher nur jemand, der die Schweden nicht mag. Oder sowas.«
    »Ich will hier weg. Außerdem haben wir nichts mehr zum Wohnen.«
    »Gib jetzt nicht auf, Kari. Jetzt hast du schließlich die Gelegenheit, sie auszufragen.«
    Kari begann zu zittern. Sie schaute zu dem weißen Haus auf der Anhöhe hinauf. In einem Fenster erkannte sie eine Gestalt. Der Abstand war so groß, dass sie nur die Silhouette erkennen konnte, die sich bewegte. Dieselben Bewegungen wie in der Nacht.
    »Johannes«, flüsterte sie. Dann sagte sie lauter an Robert gewandt: »Wir fahren jetzt nach Hause.«
    Eine Weile standen sie schweigend da.
    »Komm jetzt«, sagte er.
    Kari ging zum Auto und stieg ein. Robert folgte ihr und setzte sich ans Steuer. Er ließ den Motor an und fuhr auf die Landstraße. Kari drehte sich zu ihm.
    »Du fährst in die falsche Richtung«, bemerkte sie.
    »Ich wollte dir noch was zeigen«, sagte er.
    »Und was?«
    »Etwas Wichtiges«, entgegnete Robert, ohne sie anzusehen.
    Er fuhr über eine Brücke und eine schmale, kurvige Straße bergan. Nach etwa fünf Kilometern hielt er an einem Berg. Er zog seine Jacke an. Es war kalt und schwarze Wolken bedeckten den Himmel, aber es hatte noch nicht zu regnen begonnen.
    »Komm«, sagte er zu Kari. Sie zog ihre Jacke über und trottete hinterdrein. Er ging den Hang hinauf, der immer steiler wurde. Sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. »Wohin gehen wir?«, rief sie, erhielt aber keine Antwort. »Ich kann nicht mehr!« Trotzdem ging sie weiter.
    Je höher sie hinaufgelangten, desto stärker zerrte der Wind an ihren Kleidern. Kari fiel es immer schwerer mitzuhalten, aber Robert blieb nicht stehen. Sie wollte nicht allein zurückgelassen werden. Nach einer Stunde hatten sie das Ende der Vegetation erreicht. Vor ihnen ragte eine kahle, fast senkrechte Felswand auf. Kari ließ sich ins Gras sinken. »Was willst du mir zeigen? Wohin wollen wir?«
    Robert deutete auf den Fels. »Da hinauf.«
    »Was ist da?«
    »Du wirst schon sehen.«
    »Ich kann nicht mehr.«
    Robert beugte sich zu ihr herab, fasste unter ihre Arme und zog sie hoch. Dann begannen sie zu klettern. Kari folgte ihm jammernd. Sie klammerte sich an den Felsspalten fest, suchte mit den Füßen an den Felsabsätzen Halt und presste sich an den Stein, damit der Wind sie nicht wegriss. Sie rief nach Robert, aber er antwortete nicht. Er war weit über ihr.
    »Hilf mir«, rief sie, als ihre Kräfte sie verließen. Ihre Beine zitterten.
    Der Berg ließ sich nicht von jedem bezwingen, aber als Kari aufgeben wollte, hatten sie den Gipfel schon erreicht. Unsicher erklomm sie das Gipfelplateau und lehnte sich gegen den Wind, der ihr durchs Haar fuhr. Weit unten ihnen lag die Straße, auf der sie gekommen waren. Sie sah das Meer, Berge und Täler.
    »Wolltest du mir diese Aussicht zeigen?«, rief sie Robert zu. Sie versuchte den Wind zu übertönen.
    »Nein. Ich wollte dir beweisen, dass du es schaffen kannst.«
    Er umarmte sie und küsste sie.
    Sie setzten sich nebeneinander und schwiegen lange. Dann sagte Kari: »letzt müssen wir auch irgendwie wieder runterkommen.«
     
    Kari kehrte erschöpft, aber seltsam zufrieden, zum Auto zurück. »Jetzt fahren wir los und sehen uns diesen Einarsen an«, sagte Robert. Kari antwortete nicht, nickte aber fast unmerklich.
    Sie fragten sich zu der Adresse durch, die sie im Telefonbuch gefunden hatten. Sie hielten vor einem dreistöckigen Haus mit zwei Aufgängen.
    »Warte«, sagte Robert und trat in den einen Hauseingang. Kari blieb im Auto sitzen. »Ganz unten steht Einarsen an der Tür«, meinte er, als er wieder zurückkam.
    »Wenn jemand kommt, wie sollen wir dann wissen, wer das ist?«, wollte Kari wissen.
    Robert schwieg einen Augenblick. »Es wäre einfacher gewesen, wenn er in einem einzelnen Haus gewohnt hätte«, erwiderte er.
    »Aber das tut er nun mal nicht«, sagte Kari. »Hier können wir bis an unser Lebensende sitzen.«
    »Da gibt es nur eine Möglichkeit.« Er öffnete wieder die Autotür.
    »Was hast du vor?«
    Er drehte sich um. »Klingeln.«
    Kari packte ihn am Arm. »Nein.«
    »Kari, das ist die einzige Möglichkeit.« Er schloss die Autotür und ließ den Motor an. »Ich parke ein Stück weiter weg, damit er dich nicht sieht, wenn er aus dem Fenster schaut.«
    Er fuhr zwei Straßen weiter und hielt an einem Zaun. »Warte hier«, sagte er und ging, ehe sie protestieren konnte.
    Fünf Minuten später kam er zurück und ließ sich auf

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