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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Ich wusste nicht einmal, dass sie einen benutzt hat.«
    »Und das Kind?«, meinte Elina, ohne die Frage des Kalenders weiterzuverfolgen.
    »Sie behauptete, es sei von mir. Aber ich weiß es nicht. Wie hätte ich das auch ganz sicher wissen sollen?«
    »Aber sie haben Ylva Geld geschickt?«
    »Ja. Sie weigerte sich, abtreiben zu lassen, obwohl ich sie dazu überreden wollte …«
    Er verstummte abrupt.
    »Und zwar wie?« Elinas Stimme klang plötzlich scharf. Angriffslustig beugte sie sich vor. Der Anwalt beugte sich ebenfalls vor, als trenne er zwei Gegner in einem Boxring.
    »Mein Mandant würde gerne ausreden«, sagte er.
    »Bitte«, sagte Elina. »Wie haben Sie versucht, sie zu einer Abtreibung zu überreden?«
    »Ich war schließlich verheiratet«, flüsterte Nyman. »Ich versuchte, ihr klarzumachen, was das für mich bedeuten würde. Aber sie wollte nicht auf mich hören. Sie wolle das Kind behalten, sagte sie.«
    »Mit welchen Methoden haben Sie versucht, sie zu einem Abbruch zu überreden?«
    »Mit Argumenten, nicht mit Gewalt.«
    »Ach? Zeugen haben ausgesagt, sie hätte einmal blaue Flecken am Arm gehabt. Wann hat sie Ihnen von der Schwangerschaft erzählt?«
    »Daran erinnere ich mich nicht mehr. Nach ein paar Monaten, es war für einen Schwangerschaftsabbruch noch nicht zu spät.«
    »Als sie sich weigerte, was taten Sie da?«
    »Wir trafen eine Abmachung. So lange sie verschwieg, dass ich der Vater war, würde ich sie finanziell unterstützen.«
    »Sie haben versucht, sich von Ihrer Verantwortung für das Kind freizukaufen?«
    »Ylva wollte ohnehin nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    »Wie war das möglich? Erst hat sie den ganzen Sommer lang mit Ihnen geschlafen, und dann wollte sie plötzlich nichts mehr mit Ihnen zu tun haben? Das klingt seltsam.«
    »Ich weiß nicht, das lag wohl daran …«
    »Dass Sie sie geschlagen haben?«
    »Nein, nein, ich habe sie nicht geschlagen, das war eher ein Unfall.«
    »Was? Was war ein Unfall?«
    »Nichts. Überhaupt nichts!«
    Ulf Nyman suchte nach Worten. Sein Anwalt legte eine Hand auf den Tisch.
    »Ich möchte die Vernehmung jetzt abbrechen. Mein Mandant ist zu aufgewühlt, um weitere Fragen zu beantworten.«
    Elina beachtete den Anwalt nicht, sondern betrachtete unverwandt Nymans flackernden Blick.
    »Ein Unfall? Wie meinen Sie das?«
    »Wie schon gesagt, ist es jetzt an der Zeit, das Gespräch abzubrechen …«
    »Nein«, sagte Elina. »Es ist an der Zeit, dass die Wahrheit endlich auf den Tisch kommt. Was für ein Unfall?«
    »Die Sache mit den blauen Flecken.«
    »Das waren also doch Sie. Wie kam es dazu?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr genau, das ist die Wahrheit, ich war recht aufgebracht, weil sie nicht begreifen wollte, wie sehr sie mir schadete.«
    »Und dann taten Sie was?«
    »Ich packte sie, ich hatte nicht vor, so fest zuzupacken.«
    »War das in Jäkkvik genauso? Sie hatten nicht vor, so fest zuzupacken, und dann haben Sie sie aus Versehen erwürgt?«
    »Nein, wirklich nicht. Ich war nicht einmal dort! Ich habe ihr Geld geschickt, das ist alles.«
    »Das wäre Ihnen sowieso nicht erspart geblieben. Väter müssen Unterhalt zahlen, ob sie wollen oder nicht. Wie haben Sie sie dazu gebracht, nicht preiszugeben, wer der Vater ist?«
    »Ich habe doch gesagt, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.«
    »Ylva ist nach Norrland umgezogen. Das sieht eher wie eine Flucht aus. Sie hatten sie körperlich misshandelt.«
    »Aber das war im Herbst 1978! Sie ist erst im nächsten Sommer weggezogen. Das zeigt, dass sie keine Angst vor mir hatte.«
    »Sie haben sie vielleicht nach der Geburt des Kindes stärker unter Druck gesetzt?«
    »Es ist nicht so, wie es vielleicht scheint.«
    »Wie ist es dann?«
    »Ich …«
    Nyman sank in sich zusammen. Er schrumpfte förmlich vor Elinas Augen. Sie hatte das bereits früher erlebt. Die Abwehr brach zusammen. Der Verhörte hatte nicht mehr die Kraft zu lügen.
    »Ich habe ihr verkündet, das Sorgerecht beantragen zu wollen, falls sie preisgäbe, dass ich der Vater sei.«
    »Sie haben ihr also angedroht, ihr das Kind wegzunehmen?«
    »Das wäre mein Recht gewesen. Auch Väter haben Rechte.«
    »Aber die Absicht war doch, sie durch diese Drohung zum Schweigen zu bringen?«
    »Drohung ist ein zu starkes Wort. Ich weiß nicht, inwiefern sie sich für die Mutterrolle geeignet hätte. Sie hatte keine Arbeit, und sie hat Haschisch geraucht.«
    »Aber Ihr primäres Anliegen wird doch kaum das Wohl des Kindes gewesen

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