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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Geräusch eines Schlüssels im Haustürschloss rasselte durch die Stille. Rasch ging sie zur Terrassentür und versuchte, sie so vorsichtig wie möglich zu öffnen. Im selben Augenblick sah sie, dass in der Diele Licht gemacht wurde. Sie rannte zum Auto. Robert hatte bereits die Beifahrertür geöffnet und den Motor angelassen. Sie setzten zurück und bogen in eine Seitenstraße. Kari drehte sich um. Niemand war ihnen gefolgt.
    »Er kam mit seinem Auto und ist gleich in seine Auffahrt gefahren«, sagte Robert. »Da hätte ich mir vor Angst fast in die Hose gemacht.« Er lachte erleichtert.
    »Ihm wird auffallen, dass die Terrassentür offensteht. Und dass vor einem Fenster der Vorhang zugezogen ist.«
    »Vielleicht. Aber vermutlich glaubt er, dass er vergessen hat, die Tür zuzumachen. Und wer erinnert sich schon an Vorhänge? Hast du was gefunden?«
    »Nein. Außer Fotos von Bjerre.«
    »Sieht er dir ähnlich?«
    »Nicht besonders.«
    »Jetzt ist er jedenfalls zu Hause. Sollen wir morgen mit ihm reden?«

47. KAPITEL
    Der Anwalt musterte Elina. Er hatte einen durchdringenden Blick und erweckte den Eindruck, als würde er sich nicht sehr leicht über den Tisch ziehen lassen.
    »Was für ein Verdacht liegt eigentlich gegen meinen Mandanten vor?«, fragte er gereizt.
    »Keiner«, antwortete Elina. »Ich versuche nur, ein paar Unklarheiten, die einen Mord betreffen, aus der Welt zu schaffen.«
    Ulf Nyman saß neben seinem Anwalt. Elina fragte sich, worüber er am Abend zuvor mit seiner Frau gesprochen haben mochte.
    Sie sah der Vernehmung mit Zuversicht entgegen. Erkki Määttä hatte bestätigt, dass die Fingerabdrücke auf den beiden Umschlägen, die Elina ihm gegeben hatte, übereinstimmten. Sie erachtete es als sicher, dass sie von Nyman stammten. Sie würden das an diesem Morgen noch überprüfen.
    »Und welche Unklarheiten sollen das sein?«, fragte der Anwalt. »Mein Mandant bestreitet, etwas mit …« Er nahm ein Papier aus seinem Notizbuch. »… dem Tod von Ylva Malmberg zu tun zu haben.«
    »Sehr gut«, erwiderte Elina. »Dann hat er sicher nichts dagegen, mir die Informationen zu geben, die ich brauche.«
    »Das wird sich zeigen«, meinte der Anwalt.
    Elina wandte sich an Ulf Nyman. »Sind Sie der Vater von Ylva Malmbergs Tochter?«
    »Ich sehe keine Veranlassung, diese Frage zu beantworten«, entgegnete Nyman.
    »Die Tochter ist verschwunden, nicht wahr?«, schaltete sich der Anwalt ein.
    »Das stimmt. Und die Mutter wurde ermordet. Aus für Sie sicher nachvollziehbaren Gründen möchte ich herausfinden, wer der Vater des Kindes ist.«
    »Mit einem eventuellen Eingeständnis der Vaterschaft würde sich mein Mandant eines Mordes verdächtig machen, was kaum in seinem Interesse liegen dürfte.«
    Elina bemerkte, dass Nymans Stirn vor Schweiß glänzte, obwohl es kühl im Zimmer war. Er versuchte, keine Miene zu verziehen. Ein Mann, der immer alles unter Kontrolle hat, dachte Elina. Ein Mann, der sich nichts vorschreiben lässt.
    »Wie gesagt, wird ihr Mandant keiner Straftat verdächtigt. Bisher jedenfalls noch nicht. Ich versuche nur, Schritt für Schritt vorzugehen.«
    Sie wandte sich direkt an Ulf Nyman, weil sie keine Lust hatte, jede Frage zuerst mit dem Anwalt abzuklären.
    »Herr Nyman«, sagte sie. »Mir ist klar, dass es sich um eine heikle Frage handelt. Obwohl so viel Zeit verstrichen ist, werde ich beweisen können, dass Sie der Vater sind.«
    »Wie das?«, mischte sich der Anwalt ein.
    Elina hielt die Kopie des Briefes an Grace Makondele hoch.
    »Diesen Brief haben Sie mit dem Unterhalt für Mary an Grace geschickt. Nicht wahr?«
    Ulf Nyman nickte.
    »Bitte antworten Sie so, dass es auf dem Band zu hören ist. Haben Sie diesen Brief an Grace Makondele geschickt?«
    »Ja.«
    Elina griff zum Telefonhörer. »Könnten Sie jetzt bitte hereinkommen?«, sagte sie. Dann an Ulf Nyman gewandt: »Wir werden jetzt Ihre Fingerabdrücke abnehmen. Wir benötigen sie um festzustellen, ob sich Ihre Fingerabdrücke auch auf dem Umschlag befinden.«
    »Aber ich habe doch zugegeben, dass ich diesen Brief geschickt habe.«
    »Das ist trotzdem nötig.«
    Ulf Nyman wirkte resigniert. Ein Mann, der keine Uniform trug, trat ins Zimmer. Die Prozedur mit den Fingern dauerte ein paar Minuten, dann ging er wieder und schloss die Tür hinter sich.
    Elina schlug eine Mappe auf und nahm eine Kopie des anderen Umschlags heraus. Sie zeigte sie Nyman.
    »Haben Sie diesen Brief auch geschickt?«
    Ulf Nyman lehnte sich nach vorn.

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