Der Sonntagsmann
sein?«
Ulf Nyman verstummte. Der Anwalt versuchte, seinen Absturz zu bremsen. Er ruderte mit den Händen und stieß unverständliche Laute hervor. Aber es war zu spät. Elina hatte nicht die Absicht, sich aufhalten zu lassen.
»Was geschah, nachdem sie nach Jäkkvik gezogen war? Hat sie es sich dort anders überlegt, wollte sie erzählen, dass Sie der Vater des Kindes seien? Oder forderte sie mehr Geld?«
»Nein, nein, nichts dergleichen. Sie tat gar nichts. Ich schickte das Geld, das war alles. Wir haben uns nicht wiedergesehen. Ich habe sie nie mehr besucht.«
»Sie wurde irgendwann im Oktober ermordet. Wahrscheinlich in der ersten Oktoberwoche. Was haben Sie in dieser Zeit getan?«
»Wie soll ich das jetzt noch wissen? Vermutlich war ich in der Schule, das war ja mitten im Herbstsemester.«
»Sind Sie in diesem Herbst verreist?«
»Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich weiß es nicht.«
»Wir werden das überprüfen. Wann haben Sie erfahren, dass Ylva ermordet worden war?«
»Als sie tot aufgefunden wurde.«
»Und wieso haben Sie nichts gesagt, als Sie von der Polizei verhört wurden?«
Ulf Nyman breitete die Hände aus. »Ich war verheiratet. Ich konnte das einfach nicht erzählen. Außerdem war mir klar, dass der Verdacht auf mich fallen würde.«
»Und das Kind? Was ist aus dem Kind geworden?«
»Keine Ahnung. Darüber weiß ich nichts.«
»Ihre Tochter, oder zumindest glaubten Sie, dass es sich um Ihre Tochter handelte, verschwand spurlos, und Sie haben nicht einmal darauf reagiert?«
»Ich konnte doch nicht darüber sprechen!« Sein Blick war fast flehend. Er heischte um Verständnis.
Elina lehnte sich zurück. »Ich glaube, Sie wissen, was geschehen ist.«
Der Anwalt hielt einen Finger in die Luft. Er wollte etwas sagen. »Wollen Sie damit sagen, dass mein Mandant offiziell des Mordes verdächtigt wird?«
»Nein. Ich sage, dass er der Morde verdächtig ist. Der Morde an Ylva Malmberg und ihrer Tochter Carolina Malmberg.«
»Sie haben uns bisher noch keinen einzigen Beweis oder auch nur irgendeinen verdächtigen Umstand vorgelegt, der darauf schließen ließe, dass sich Ulf Nyman dieses unerhört schweren Verbrechens schuldig gemacht hat.«
»Er glaubt selbst, dass er der Vater des Kindes ist. Er hat sie mit Gewalt und Drohungen zu einer Abtreibung zwingen wollen. Er hat für den fraglichen Zeitraum kein Alibi. Die Existenz des Kindes stellte für ihn eine Bedrohung dar. Für mich genügt das. Jetzt werde ich mit dem Staatsanwalt sprechen. Dann gehen wir das Ganze noch einmal durch. Von Anfang an.«
48. KAPITEL
Die Staatsanwältin in Täby hieß Boel Haraldson. Elina war froh, es mit einer Frau zu tun zu haben, denn sie vermutete, dass sie die Festnahme und die Untersuchungshaft leichter durchsetzen konnte.
Aufmerksam hörte Boel Haraldson Elinas Bericht an und unterbrach ihn nur mit kurzen Fragen. Anschließend schüttelte sie den Kopf.
»So etwas ist mir noch nie untergekommen«, sagte sie.
»Wahrscheinlich ist es auch das erste und letzte Mal. Sie haben also drei Tage vor Ablauf der Verjährung einen Verdächtigen aufgetan. Das klingt wirklich unglaublich.«
Sie erhob sich von ihrem Schreibtisch und trat an das kleine Fenster ihres Büros. »Es stellt sich die Frage, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen. Der Verdacht gründet sich ja bisher darauf, dass er selbst glaubt, der Vater des Kindes zu sein, und dass er sie einmal etwa ein Jahr vor dem Mord misshandelt hat. Dann sind da natürlich noch die Drohungen. Aber sein Anwalt hat Recht. Ich kann ihn aufgrund dessen nicht festnehmen lassen, von Untersuchungshaft ganz zu schweigen. Wie sieht es mit Spuren am Tatort aus?«
»Im Haus gab es viele Fingerabdrücke. Wir haben sie noch nicht mit denen Nymans abgleichen können.«
»Sollte sich herausstellen, dass Nyman in Jäkkvik war, dann hat er natürlich ein Problem. Aber er kann sich dort kaum aufgehalten haben, ohne an den Wänden und auf Gläsern oder wo immer man Fingerabdrücke sichert, Spuren hinterlassen zu haben. Sie wurde ja tot im Freien aufgefunden. Wenn wir Pech haben, hat er das Haus nie betreten.«
»Im Opfer wurde Sperma gefunden«, meinte Elina. »Einen DNA-Vergleich schaffen wir aber nicht innerhalb von drei Tagen.«
»Wenn es sich um sein Sperma handelt, könnte das für eine Verurteilung reichen. Jetzt geht es jedoch darum, den Verdacht zu erhärten. Sie haben gesagt, er habe nach ihrem Tod aufgehört, Geld zu schicken. Das deutet darauf hin, dass
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