Der Sonntagsmonat
seiner unabänderlichen Unmöglichkeit von unserem Erlöser eingesetzt wurde, existiert nur als Vorbedingung für das Sakrament des Ehebruchs. Dem einen bringen wir zum Schein Reverenz und hölzerne Gelübde dar, dem anderen aber eine aus der fleischlichen Gegenwart des Verbotenen geborene, lebendige Reverenz und Gelübde, die uns, während wir sie stammeln, das Herz zerreißen. Die Laken des Ehebetts sind von den bleiernen Fäden der Ewigkeit durchwoben, die Decke auf der ehebrecherischen Couch mit den schimmernden, lebendigen Fäden der Vergänglichkeit, ja der Zeit selbst, unseres Elements, unseres einzigen Elements, welches Christus dadurch heiligte, daß er in die Geschichte eintrat, statt sie, wie Buddha, zu fliehen.
Warum, so frage ich euch, setzte Jesus das Sakrament der Ehe als einer ewigen Hölle ein, wenn nicht, um für jedes stolz aufbegehrende Paar eine Galaxis von kleinen Paradiesen entstehen zu lassen? Warum vergab Er der Ehebrecherin so auffällig, wenn nicht um der scheinbaren Verfluchung des «ehebrecherischen Geschlechts» die Macht einer verborgenen Segnung zu verleihen? Wir sind ein ehebrecherisches Geschlecht – freuen wir uns dessen.
Denn Jesu Wirken, die vierzig Monate der Wanderschaft zwischen Seiner Taufe und Seiner Kreuzigung bedeuten weder eine Ergänzung noch eine Einschränkung des weltlichen Gesetzes. Das Gesetz in seinen hundert Formen für tausend Stämme hat es immer gegeben, und überall schafft es eine mehr oder weniger befriedigende soziale Ordnung, mit anderen Worten, die Ordnung des Kaisers. Aber unser Herr war nicht gekommen, um dem Kaiser zu dienen, noch gar, wie Seine zeitgenössischen Häscher es hinstellten, um den Kaiser zu stürzen; Er kam, Seinem eigenen Gleichnis nach, nicht, um die geltende Währung zu entwerten, sondern um eine gänzlich neue Währung in Umlauf zu bringen. Vor Ihm war die Wirklichkeit monochrom: ihr Bild ist die Steintafel, der Monolith, die eintönige Weide. Nach Ihm ist die Wahrheit zweiseitig, wechselnd, rätselhaft: Ihr Bild ist das Schachbrett, bestellte Äcker, byzantinisches Mosaik, romanisches Zickzack, sienesisches Streifenmuster und das gescheckte Kleid des Narren im Mittelalter. Christus steht in einem anderen Licht, und Seine großartige Unbekümmertheit, Seine Verachtung aller dem Selbstschutz dienenden Verträge, die den Menschen an die irdischen Dinge binden, ist der Schatten einer anderen Sonne, ein Schatten, der heller ist als irdisches Licht; dagegen leuchtet unsere Sonne zu seinen Füßen schwärzer als Teer.
Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, etc.
7
Wir sehen einander ähnlich, meine Frau und ich. Leute, die uns zum erstenmal begegnen, sagen das jedenfalls oft mit sichtlichem Vergnügen. Wir selbst finden es nicht – und als wir uns ineinander verliebten, waren es gerade die zwischen uns bestehenden Gegensätze, die uns anzogen. Sie war gelassene Heiterkeit und Schönheit, ich innere Unruhe und Energie. Sie war gemäßigt, ich extrem. Sie war liberal und moralisch und sanft, ich Barthianer und ziemlich hart. Vor allem aber war sie fraulich und fruchtbar, und ich männlich und unersättlich. Mein Drang, sie zu essen, zu schmecken, zu verschlingen und mir einzuverleiben, der bis in unsere gegenwärtige Misere anhält, wenn mein Biß auch mörderisch geworden ist, stellte sich beim ersten Blick ein. Sie stand im plissierten Tennisröckchen in der windigen Wärme eines Apriltages, als Tennis plötzlich möglich geworden war, unter einem blühenden Obstbaum, einem kleinen Apfel- oder Holzapfelbaum. In dem gesprenkelten Schatten berührte ihr Kopf die mit Blüten besetzten Zweige, von denen der unterste so niedrig war, daß Janes niedlich blasse Gestalt eins zu sein schien mit ihrem Baum. Es lag ein besonderer Reiz darin, daß sie sich diesen zarten Schutz gesucht hatte an einem so zart-hellen Tag; ich erfuhr später, daß sie gegen die Sonne allergisch war.
Beide blaß, beide ein wenig mehr als mittelgroß, beide blauäugig und nicht ein bißchen fett, sehnig eher, mit einer gewissen Gespanntheit um uns, die durch eine indifferente Aura, aschgrau wie aus Rauchringen, gemildert wird, machen wir in der Öffentlichkeit den Eindruck von Zwillingen, der natürlich noch verstärkt wird durch zwei Jahrzehnte des gegenseitigen Austauschs von Redewendungen, der Zeichensprache und des unbewußten Nachäffens der Mimik. Wir sind durch die gleichen zermürbenden Kräfte zu zwei parallelen Spindeln geworden. Wir
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