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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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den Aufzügen, keine Zeugen überall. Ihr Haus in Cold Spring … dort könnten wir uns mit ihr treffen.«
    »Ja, das wäre machbar«, sagte Corley und unterdrückte ein Seufzen. Wahrscheinlich war es die richtige Maßnahme, aber die Aussicht bereitete ihm Qualen. Das Haus war ein Hort von Erinnerungen an eine glücklichere Zeit in seinem Leben.
    »Haben Sie einen Wagen, Martin?«
    »Ja. Wir könnten in anderthalb Stunden dort sein.«
    »Nicht ›wir‹, Martin. Kannst du fahren, Harry?«
    »Ja, wahrscheinlich schon«, antwortete Harry. »Mein anderes Bein hat es erwischt.«
    Corley erhob sich. »Einen Augenblick mal, Geiger. Was haben Sie …«
    »Sie kommen nicht mit, Martin.« Geiger sah zu ihm hoch. »Auf diese Weise können wir Sie aus der Sache heraushalten.«
    »Mich heraushalten? Ich glaube, dafür ist es ein bisschen zu spät.« Corley musterte Geiger kurz und bedeutete ihm aufzustehen. »Wir müssen reden, Geiger. Kommen Sie ins Sprechzimmer, es dauert nicht lange.«
    Corley ging in die Küche und durch eine Tür in der gegenüberliegenden Wand weiter in sein Sprechzimmer.
    Geiger blickte Ezra und Harry an; dann stemmte er sich ausdem Sessel. Der Wundschmerz durchraste Dutzende von Muskeln. Geiger nahm alle Kraft zusammen, durchquerte die Küche und betrat das vertraute Sprechzimmer. Er wollte seine gesamte verbliebene Energie darauf konzentrieren, zu Ende zu führen, was er begonnen hatte, egal, welche Form es annahm.
    Corley schloss leise die Tür und wandte sich ihm zu. »Geiger …«
    Geiger hob eine Hand. »Für Sie ist es das Beste, wenn Sie hierbleiben, Martin. Sie haben keinen Platz im Geschehen, sobald wir fort sind.«
    »Nein? Es tut mir leid, wenn ich den Seelenklempner herauskehre, aber schauen wir uns doch einmal an, was hier passiert ist … was Sie getan haben. Sie sind zu mir gekommen.«
    »Weil es notwendig war, Martin. Aber Sie kommen nirgendwohin mit. Ich habe keine Zeit für Streitgespräche.«
    Plötzlich traf Corley die Erkenntnis, dass Geiger vielleicht nie wieder den Fuß in diesen Raum setzen würde und dass sie eine Art Finale erlebten. Seit seiner Scheidung war Geiger der einzige Patient gewesen, auf den Corley sich wirklich eingelassen hatte. Jetzt war irgendetwas mit Geiger geschehen. Und es war gut möglich, dass genau das eingetreten war, worauf Corley schon lange wartete: dass ein Katalysator endlich die Quelle der Grausamkeit und der Schädigungen offengelegt hatte. Doch wenn Geiger ging und nicht wiederkam, würde Corley niemals erfahren, was sein Patient über sich selbst herausgefunden hatte.
    »Martin«, sagte Geiger, »Sie müssen mir jetzt die Schlüssel und eine Wegbeschreibung geben.«
    Corley versuchte, die Sorge aus seiner Stimme herauszuhalten. »Harry hat mir alles erzählt, Geiger … über Information Retrieval. Aber selbst wenn jede Person, mit der Sie je zu tun hatten, schuldig oder korrupt war, selbst wenn diese Leute allesamt Serienmörder oder Hitlers oder Bernie Madoffs waren …«
    »Ich ziehe mich aus dem Geschäft zurück, Martin.«
    »So einfach ist das nicht, Geiger, und das wissen Sie. Wir müssen darüber reden.«
    »Aber nicht jetzt, Martin. Nicht ehe alles vorbei ist.«
    »Dann geht es nicht anders«, sagte Corley. »Wir fahren zusammen nach Cold Spring.«
    Geiger schüttelte den Kopf. »Nein, Sie kommen nicht mit.«
    Corley lachte leise. »Was wollen Sie denn machen, Geiger? Mich an einen Stuhl fesseln?«
    »Das wird nicht erforderlich sein, Martin. Tun Sie, was ich Ihnen sage.«
    Corley starrte Geiger an. Ein anderer Mann blickte hinter den harten schiefergrauen Augen hervor – jener Geiger, von dem Corley nichts gewusst hatte, ehe Harry ihm von dessen außergewöhnlichen und schrecklichen Fertigkeiten erzählt hatte. Und als er diesem Fremden nun in die Augen blickte, stockte Corley der Atem angesichts der Abgründe, die er zum ersten Mal darin erblickte.
    »Es kommt mir so vor, als hätte ich nicht genug getan, Geiger. Ich …«
    Corley verstummte. Er dachte an die Dinge, die wir in uns tragen und die weit schwerer sind als jede Last, die wir uns auf den Rücken laden könnten.
    »Martin«, sagte Geiger. »Vertrauen Sie mir?«
    Corley fiel ein, dass Geiger ihm die gleiche Frage erst gestern gestellt hatte. Gestern war sie ihm wie eines seiner unergründlichen Angebote erschienen, doch Corley begriff sofort, dass Geiger diesmal prüfen, womöglich sogar festlegen wollte, wie sie beide zueinander standen.
    »Ja«, antwortete Corley.

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