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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Vornamen, diese ungezwungene Vertrautheit, die in so krassem Gegensatz zu Geigers Unnahbarkeit stand, hatte etwasin ihm aufgerührt. Doch Corley hatte den Widerspruch nie zum Thema gemacht und ihn letzten Endes als Teil der besonderen Dynamik zwischen ihnen akzeptiert.
    »Alles ist ein Prozess«, sagte Geiger. »Anfang, Mitte, Ende. Ich komme am besten damit zurecht, die Dinge so zu sehen. Das wissen Sie. Vollendung.«
    Geigers Blick schweifte zur Decke. Vor Jahren hatte es dort einen Wasserschaden gegeben. Immer wieder blieben seine Augen an dem kaum merklich veränderten Muster der ausgebesserten Stelle hängen. Er kannte jeden Schritt der erforderlichen Vorgehensweise, denn er hatte die gleiche Arbeit x-mal selbst ausgeführt.
    »Was glauben Sie, weshalb wir uns über die Spinne unterhalten?«, fragte Corley.
    Geiger beugte das rechte Knie und zog langsam das Bein an. Corley wartete auf das vertraute leise Knacken im Iliosakralgelenk.
    »Die Spinne hatte ihr Netz vollendet«, sagte Geiger. »Weshalb ich es in Brand gesteckt habe? Ich bin mir nicht sicher. Weil es sich auf meinem Territorium befand, vielleicht.«
    »Und auf Ihrem Territorium entscheiden nur Sie, wann etwas abgeschlossen ist?«
    »König von allem, was ich sehe?« Geiger gab einen leisen Laut von sich, der beinahe ein Seufzer hätte sein können. »Das ist ein Zitat, nicht wahr?«
    »Richard der Dritte« , erwiderte Corley. »Oder Yertle, die Schildkröte. «
    »Was?«
    »Das Kinderbuch.«
    Corley wartete. Er fuhr sich mit den Fingerspitzen über die eine, dann über die andere bärtige Wange, doch Geigers Schweigen war wie der Knall einer zugeschlagenen Tür.
    »Erinnern Sie sich an irgendwelche Kinderbücher?«, fragte Corley. »Oder Kinderlieder? Fällt Ihnen da etwas ein? Spielzeuge vielleicht, oder …«
    »Nein. Dazu fällt mir gar nichts ein.«
    Im Laufe der Zeit hatte Corley Geiger immer mehr als einen verlorenen, unglücklichen Jungen betrachtet, dem sein Schicksal trotzdem nicht den Mut hatte nehmen können. Da Geigers Traum fast alles war, womit Corley arbeiten konnte, wusste er so gut wie gar nichts über seinen Patienten und konnte nur vermuten, was hinter den Grenzen ihrer Therapiesitzungen lag. Dennoch lieferten Geigers Geschichte von der Spinne und andere, ähnliche Gespräche wie das, welches sie gerade führten, deutliche Hinweise, dass das Kind in Geiger unter Tonnen von traumatischem Geröll begraben lag und mehr Gespenst als Wirklichkeit war. Manchmal kam Corley sich vor wie ein Medium, das bei einer Séance versucht, mit den Toten in Verbindung zu treten.
    Corley blickte auf seine Armbanduhr. Die Uhr war das letzte Geschenk seiner Frau. Auf dem Deckel war eingraviert: Wohin geht die Zeit? In Liebe, Sara.
    »Wir haben so gut wie keine Zeit mehr«, sagte er, »darum lassen Sie mich etwas ansprechen, über das Sie nachdenken können … was die Spinne betrifft.« Er strich den Notizblock auf seinem Knie glatt und schrieb: Empathisch? »Vielleicht ging es gar nicht um Vollendung oder Herrschaft, als Sie das Netz angezündet haben.« Ihm fiel auf, dass Geigers Finger sich intensiver bewegten. »Vielleicht wollten Sie nicht, dass die Spinne den Nachtfalter tötet.«
    Geigers Finger kamen zur Ruhe, und er setzte sich auf. Corley beobachtete, wie die überentwickelten Trapezmuskeln sich unter dem Hemd bewegten. Geiger trug stets langärmlige Tennishemden aus gerauter schwarzer Baumwolle, die bis zum Hals geschlossen waren.
    Geiger stand auf und schwenkte den Kopf erst nach links, dann nach rechts. Es knackte zweimal.
    »Stoff zum Nachdenken«, sagte Geiger. »Erklären Sie mir etwas, Martin.«
    Corley hatte diese Bemerkung erwartet. Sie war Teil des Prozesses geworden, Teil von Geigers Abschiedsritual. Gewöhnlich lautete die Floskel: »Erklären Sie mir etwas.« Dann folgte eine Frage, oder ein »Übrigens«, worauf eine scheinbar unwichtige Neuigkeit folgte. Corley wusste, dass dieser letzte Austausch Geiger half, einen Schlusspunkt für einen Schritt in einem Prozess zu finden, der von Natur aus ein offenes Ende hatte. Dadurch erlangte er das Gefühl von Kontrolle zurück, wenn er ging.
    »Fahren Sie oft hinaus zu Ihrem Haus?«, fragte Geiger.
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    Corley legte den Block auf den Schreibtisch. »Wir müssen jetzt aufhören.«
    ***
     
    Für Geiger war der morgendliche Gang zu Dr. Corley jedes Mal ein Fest für die Sinne. Central Park West war ein kaleidoskopartiger Anblick für ihn – Taxis fintierten im

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