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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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getroffen worden. Und er war ein Katzennarr. Er hatte sechs Stück. Im Augenblick jedoch litt Massimo wahrscheinlich an Sehstörungen und körperlichen Schmerzen; deshalb musste alles umgestellt werden – der Sitzungsraum, die Taktik und Methodik. Den Auftrag stornieren konnte Geiger nicht, weil man so etwas bei Carmine einfach nicht tat.
    Vor elf Jahren hatte Carmine Delanotte ihm seine erste Gelegenheit gegeben, IR zu betreiben, an einem verräterischen Unterboss. An dem Abend, nachdem Geiger das Gespräch mit den beiden FBI-Technikern belauscht hatte, war er in einem Internetcafé online gegangen und hatte ein Foto von Carmine Vincent Delanotte gesucht, dem berüchtigten Mafiaboss. Geiger las außerdem mehrere Artikel über Delanotte und erfuhr, dass er in gewisser Weise ein Visionär war. Anfang der Achtzigerjahre hatte er damit angefangen, in allen New Yorker Stadtbezirken heruntergekommene Mietshäuser billig aufzukaufen. Dank guter Kontakte zu den Behörden erhielt er eine legale Fassade, Gelegenheiten zur Geldwäsche und Rückvergütungsverträge. Fünfzehn Jahre später rollte eine Geldlawine auf ihn zu. Fast die Hälfte davon hatte er vergraben – im »Geldsarg«, wie er es nannte. Die Einkünfte aus seinen Immobiliengeschäften überstiegen mittlerweile den Gesamtgewinn aus Wucherkrediten und Glücksspiel. Außerdem besaß er ein Restaurant in Little Italy, das La Bella Ristorante.
    Am Abend war Geiger in das Restaurant gegangen und hatte dem Oberkellner einen verschlossenen Briefumschlag gereicht.
    »Geben Sie das Kuvert Mr. Delanotte«, sagte Geiger.
    Vielleicht beeindruckte sein Auftreten den Oberkellner, vielleicht überbrachte der Mann einfach nur häufig Kuverts an den Inhaber; jedenfalls nahm er den Umschlag wortlos entgegen und ließ Geiger stehen. An einem schummrig beleuchteten Ecktisch entdeckte Geiger Delanotte mit drei anderen Männern. Selbst im Halbdunkel blitzten seine blauen Augen und die silbrigen Strähnen in seinem Haar bei jeder Kopfbewegung, als durchliefe ihn ein Wechselstrom.
    Der Oberkellner beugte sich zu seinem Boss vor, flüsterte ihm etwas ins Ohr und reichte ihm den Brief. Delanotte schaute auf den Umschlag; dann richtete er den Blick auf Geiger und musterte ihn kühl. Als er ihn nicht erkannte, trat ein neugieriges Funkeln in die großen himmelblauen Augen. Mit einem Streich des polierten Daumennagels riss er den Umschlag auf, zog das Blatt Papier heraus und las es. Als er fertig war, faltete er den Bogen zusammen, zerriss ihn, zerriss die Hälften noch einmal und noch einmal. Dann ließ er die Fetzen in eine Porzellantasse fallen, riss ein Streichholz an und zündete sie an.
    Seine Lippen bewegten sich, und seine Worte setzten die Leute um ihn herum in Bewegung. Der Oberkellner trat einen Schritt zurück. Delanottes Tischpartner standen auf und bauten sich hinter ihm auf, vor einer mit blutrotem Brokat tapezierten Wand. Delanotte blickte Geiger an und winkte ihn mit zwei dicken Fingern heran wie ein Kaiser, der jemandem huldvoll erlaubt, näher zu treten.
    Bei einem Meter Entfernung zeigte Delanotte mit dem Finger auf ihn. Geiger blieb stehen. Delanotte beugte sich über die Tasse mit dem brennenden Papier und blies behutsam hinein.Rauch stieg in trägen Wölkchen auf. Delanotte fächelte sich ein wenig davon zu und atmete ihn tief, beinahe genüsslich ein. Dann blickte er Geiger an.
    »Ich darf nicht mehr rauchen«, sagte er mit einer Stimme, die noch immer dunkel getönt war vom tief inhalierten Rauch Tausender Zigaretten. Dann zuckte er bedauernd die Schultern und lehnte sich zurück. »Jungs …«, sagte er. Die drei Aufpasser gingen an die Bar.
    »Setzen Sie sich«, sagte Delanotte, und Geiger nahm auf einem Stuhl Platz. Delanotte schenkte sich fünf Zentimeter Chivas ein und stellte Geiger die Flasche hin.
    »Ich trinke nicht«, sagte Geiger.
    Delanotte hob das Glas und nahm einen kleinen Schluck.
    »Drei Jahre, und ich habe mich noch immer nicht an Chivas ohne Zigarette gewöhnt.« Er setzte sein Glas ab. »Was verdienen Sie in der Spätschicht? Was zahle ich Ihnen?«
    »Hundertfünfzig Dollar die Nacht.«
    »Bar, ohne dass es in den Büchern auftaucht. Also sind es eher zweihundertzwanzig am Tag.«
    »Genau.«
    »Das ist mehr als genug, um sich ein Zimmer zu nehmen, oder?«
    »Ja.«
    »Trotzdem schlafen Sie in einem meiner Häuser. Das ist nicht erlaubt, Mr. Geiger.«
    »Ich weiß.«
    »Warum tun Sie es dann?«
    »Weil ich damit viel Geld spare.«
    Die Winkel

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