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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Spiegel. Sein Vater wand sich, drehte den Oberkörper hin und her, aber der Wagen rührte sich nicht vom Fleck.
    »Mehr Gas! Mehr Gas!«
    Der Junge musste das Lenkrad fester packen, als die Vibrationen zunahmen. Das Grollen seines Vaters steigerte sich zu einem Brüllen. Der Junge sah wieder in den Spiegel und entdeckte Rot zwischen den Schlammspritzern.
    Er sprang aus der Fahrerkabine, stürzte zu seinem Vater und kniete sich neben ihn. Sein Vater lag noch immer unter dem Wagen, bedeckt mit Schlamm und Blut, und der Atem pfiff ihm aus den offenen Lippen.
    »Das geht nicht, Vater – du blutest! Das Rad zerfetzt dich!«
    »Wir warten, bis der Regen aufhört, und versuchen es noch mal.«
    »Lass mich ins Tal gehen, Vater. Ich könnte jemanden finden und herbringen.«
    »Nein! Du verlässt den Berg nicht. Es ist noch nicht so weit.« Der Vater unterbrach sich, um zu Atem zu kommen. »Im Wagen liegt ein Gewehr. Bring es mir, Sohn.«
    »Wozu?«
    »Wegen der Wölfe und Bären. Sie spüren, wenn jemand verletzt ist. Und sie riechen Blut. Jetzt bring mir das Gewehr und geh nach Hause.«
    »Ich möchte hier bei dir bleiben.«
    Der Blick des Vaters suchte die Augen des Jungen. Der Regen hatte schmale gewundene Wege in das schmutzige Gesicht seines Vaters gegraben.
    »Vater …« Der Junge verstummte einen Augenblick. »Weiß irgendjemand, dass ich hier bin?«
    »Die Welt weiß nichts von dir. Das ist mein Geschenk an dich.« Er hustete und spuckte Blut. »Du bist niemand.«
    In der Brust des Jungen schnürte sich etwas zusammen. Sein Kopf schmerzte, und er spürte, wie sein Herz schlug.
    »Vater …«, begann er.
    Doch sein Vater ließ ihn nicht weiterreden. Er hob die Hand und packte den Jungen an der Jacke.
    »Du bist mein Sohn, und ich habe dir gegeben, was du gebraucht hast.« Er schlug dem Jungen mitten ins Gesicht, aber der schrie nicht auf. Sein Vater zog ihn so nahe an sich heran, bis sie einander mit dem Kinn berührten. »Siehst du? Keine Tränen. Vergiss nie: Es ist besser, stark zu sein, als geliebt zu werden.«
    Sein Vater schloss die Augen und drehte den Kopf weg. Der Junge erhob sich, ging zur Fahrertür und stieg ein.
    ***
     
    Ray kam in den Sitzungsraum und ging zu Hall und Dalton.
    »Himmel, was ist denn los?«, fragte Ray. »Schläft der?«
    »Schlaf würde ich das nicht nennen«, erwiderte Dalton. Er sah Hall an. »Soll ich versuchen, ihn rauszuholen?«
    »Nein«, sagte Hall. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie an und verzog das Gesicht, als er tief inhalierte. »Geben Sie ihm noch ein paar Minuten. Schauen wir, was passiert. Vielleicht lässt es sich ausnutzen.«
    ***
     
    Der Junge schreckte hoch. Er hörte einen plötzlichen Ausbruch gellender Schreie, in das sich kehliges Grunzen mischte. Sein Blick zuckte zum Seitenspiegel, und er sah dunkle Gestalten, die sich am Hinterrad hin und her warfen. Er packte das Gewehr und sprang aus der Fahrerkabine. Das Grunzen hörte auf; zwei kupfrige Augenpaare blitzten ihn an, dann kehrten die Wölfe andie Arbeit zurück. Sie zerrten heftig mit den Köpfen und rissen das Fleisch heraus, in das sie ihre Zähne geschlagen hatten. Sein Vater heulte wieder auf und ruderte mit den Armen, doch seine Fäuste zischten nutzlos durch die Luft. Der Junge legte das Gewehr an und schoss. Der Knall trieb die Wölfe in die Flucht, der Rückstoß warf den Jungen auf den Rücken. Einen Augenblick lag er atemlos da und starrte auf den riesigen narbigen Mond, der wacklig auf den Wipfeln der Fichten ruhte. Dann setzte der Junge sich auf und ging zu seinem Vater.
    Er beobachtete, wie die Brust seines Vaters sich senkte und nur sehr langsam wieder hob, als lastete ein gewaltiges unsichtbares Gewicht darauf. Große Teile seines Körpers schimmerten dunkelburgunderrot im Mondlicht, und jedes Senken des Brustkorbs wurde von einem hässlichen Gurgeln begleitet, mit dem ihm ein wenig mehr Leben entwich.
    Sein Vater hob den Arm am Ellbogen und winkte ihn heran. Der Junge beugte sich vor und sah, dass die Wölfe die Jacke seines Vaters zerfetzt und ihm Teile aus Schultern und Armen gerissen hatten. Sein linkes Jochbein funkelte weiß unter dem Mond. Er öffnete den Mund, und Blut rann heraus.
    »Der Schmerz«, keuchte er.
    »Was kann ich tun, Vater?«
    »Wo ist mein Messer? Gib es mir.«
    Das Messer lag im Schlamm. Der Junge drückte es dem Vater in die Hand. Sein Vater hob den Arm, hatte aber keine Kraft mehr. Seine Faust, die das Messer umklammerte, fiel ihm

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