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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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schlaff auf die Brust.
    »Hilf mir.« Seine Augen bewegten sich in den Höhlen, bis er seinen Sohn entdeckte. »Hilf mir.«
    »Wie? Ich verstehe nicht.«
    Sein Vater hob den Zeigefinger ein Stück und tippte sich auf die Brust. »Hier.«
    Der Junge schüttelte heftig den Kopf. »Nein!«, rief er wimmernd. »Nein, das mache ich nicht!«
    »Tu, was ich dir sage, Sohn.«
    Der Junge weinte. »Vater … bitte …«
    ***
     
    Geigers Zuhörer hatten die Ohren gespitzt und beugten sich vor.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Hall.
    »Er sagte: ›Vater, bitte‹«, antwortete Dalton.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte Ray. »Der weint ja.«
    Aus den Winkeln von Geigers geschlossenen Augen quollen Tränen, liefen ihm die Wangen hinunter und färbten sich rosa, wo sie sich mit seinem Blut mischten. Plötzlich begann er heftig zu zittern. Sein Körper bebte in den Fesseln.
    »Soll ich ihn jetzt aufwecken?«, fragte Dalton.
    »Nein«, erwiderte Hall. »Noch nicht.«
    ***
     
    Sein Vater musterte die Tränen des Jungen, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse des Abscheus.
    »Mehr habe ich nicht aus dir gemacht? Einen weinenden, nutzlosen kleinen Jungen? Dann geh. Geh mir aus den Augen! Überlass den Rest den Wölfen. Dein Gesicht soll nicht das Letzte sein, was ich im Leben sehe.«
    Der Junge spürte ein Aufwallen heißen klebrigen Blutes in der Brust. Dann erhob sich seine unaufhaltsame Kraft aus einem dunklen Loch und rauschte durch jeden Teil seines Körpers, sodass es ihn heftig schüttelte.
    »Ich hasse dich!«, kreischte er.
    Sein Vater fand die nötige Kraft und schüttelte den Kopf. »Nein, du hasst mich nicht. Für Hass braucht man Stärke. Meine ganze Arbeit … war vergebens.«
    Der Junge sah, wie sich die blutigen Lippen wieder bewegten,doch das Brüllen in seinen Ohren war so laut, dass er die Worte nicht verstehen konnte. Für einen Augenblick wurde die Welt schwarz. Es ist der Mond , dachte der Junge. Der Mond muss vom Himmel gefallen sein.
    Schließlich sah er den Vater wieder an. »Wo?«, fragte er leise.
    Die Fingerspitze seines Vaters senkte sich auf eine Stelle links vom Brustbein. »Hier«, sagte er, und ein grimmiges Lächeln zerrte an seinen zerfetzten Lippen.
    Der Junge setzte die Messerspitze genau neben dem Finger an und legte die zitternden Hände um den Griff. Dann drückte er seinem Vater langsam die Klinge ins Herz.
    ***
     
    Geigers Geist wirbelte fort von dem dunklen Wald, trotzte der Schwerkraft der Vision, suchte jenseits davon Zuflucht. Doch ein schwebender Vorhang senkte sich vor ihm herab. Als dieser Vorhang sich teilte, offenbarte er das lange Regal, auf dem seine Sitzungsbücher standen – die schwarzen Ordner mit den Hunderten von Jones, die Tausende von Seiten voller Strategien und Methoden, Reaktionen und Schlussfolgerungen. Geiger sah die Gesichter seiner Probanden vor sich, hörte jedes Epitheton, jede Bitte, die sie je geäußert hatten, jeden Laut, den ein Mensch in Angst oder Schmerz von sich geben konnte. Vor ihm stand ein Kompendium der schwärzesten Kunst des Menschen – und das grelle Porträt des Monstrums, als das er sich jetzt zum ersten Mal erkannte.
    Eine plötzliche Welle der Übelkeit rollte über Geiger hinweg, und er begann zu würgen. Er hatte seit dem Vortag nichts gegessen, und trockene Krämpfe warfen ihn hin und her.
    Hall wartete, bis die erste Woge vorüber zu sein schien. »Gehen Sie wieder an die Arbeit, Dalton. Sofort! Na los!«
    »Schneiden Sie mich nicht mehr«, sagte Geiger zwischen keuchenden Atemstößen. »Bitte.«
    Dalton, Hall und Ray tauschten einen erstaunten Blick.
    »Keinen Schmerz mehr. Bitte, keinen Schmerz mehr.«
    »Dann sagen Sie mir, wo der Junge ist«, befahl Hall.
    Eine neue Welle der Übelkeit stieg auf, und wieder packte Geiger ein Würgekrampf.
    »Verdammt, Geiger! Wo ist der Junge?«
    »Noch bei mir zu Hause«, hustete Geiger.
    Hall empfand einen heißen Adrenalinstoß, doch er unterdrückte das Aufwallen rasch. »Sie haben ihn alleine gelassen?«
    »Harry brauchte einen Arzt. Ich brauchte eine Waffe …«
    Hall schüttelte den Kopf. »Verarschen Sie mich bloß nicht, Geiger. So lange würden Sie ihn niemals alleine lassen.«
    Geiger hob den Kopf, und ein dünner Faden aus blutigem Speichel lief ihm von den Lippen. »Er ist nicht allein«, sagte er.
    »Matheson ist bei ihm?«, fragte Hall. »Wie das?«
    Geiger spuckte erneut einen Blutklumpen aus. »Sie haben gechattet … von meinem Haus aus.«
    »Hat er noch, was

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