Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
Vom Netzwerk:
Sporttasche war Geiger drei Häuserblocks weit gegangen, ehe er ein Café mit einer leeren Sitznische gefunden hatte, in der es so dunkel war, dass seine Anwesenheit verborgen blieb. Auf das Loch in seiner Wange hatte er ein großes quadratisches Mullpflaster von fünf Zentimetern Kantenlänge geklebt, doch sein totenbleiches Gesicht ließ sich nicht kaschieren. Er hatte viel zu erledigen, doch im Augenblick brauchte er schwarzen Kaffee und ein paar Minuten relativer Abgeschiedenheit am dringendsten. Er wusste, was Corley dazu gesagt hätte: Lassen Sie diese Augenblicke nicht entgleiten, und verschließen Sie sie nicht wieder in sich selbst. Diese Augenblicke sind ein Teil von Ihnen. Halten Sie sie am Leben, und tragen Sie sie bei sich.
    Der Kellner brachte Geiger den Eiskaffee. »Darf es noch etwas sein?«
    »Nein.«
    Der Kellner – ein Junge von höchstens zwanzig – starrte unverhohlen auf Geigers Gesicht. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er.
    »Ja.«
    Geiger hörte das hohle Kratzen seiner Stimme und sah die Zweifel in den Augen des jungen Mannes.
    »Ja doch«, sagte er nachdrücklicher. »Alles okay.«
    Der Kellner war eindeutig nicht überzeugt, ging aber.
    Geiger nahm einen langen Schluck aus dem Glas. Heißer Kaffee wäre ihm lieber gewesen, aber er wusste, dass er damit die Wunden in seinem Mund wieder zum Bluten gebracht hätte. Er bewegte die gekühlte Flüssigkeit zwanzig oder dreißig Sekunden lang in seinen Wangen hin und her, ehe er schluckte; dann ließ er sich tiefer in die Sitzpolster sinken.
    Er wusste, dass innere Narben geplatzt waren und alte Wunden sich geöffnet hatten. Jahrelang hatte er wachsam verhindert, dass das Äußere hineingelangte; damit hatte er aber nur die Dämonen eingesperrt, die dort in ihm hausten, wo es am finstersten war. Jetzt kehrte sich das Innerste nach außen. Er brauchte Corley nicht, um zu wissen, dass das, was tot gewesen war, sich wieder erhoben hatte und lebte.
    Du bist mein Sohn. Ich habe dir gegeben, was du brauchtest.
    ***
     
    Hall hatte die Bank aus Geigers Hof bis an den Zaun gezogen, der an die Gasse grenzte. Nun kletterte er über den Zaun, sprang auf den Müllcontainer und von dort aufs Pflaster. Während er der Gasse zur Straße folgte, rief er Ray auf dem Handy an.
    »Ja?«
    »Ich gehe gerade zurück zum Auto.«
    »Der Arsch ruft hoffentlich bald an.«
    »Eine halbe Stunde, hat er gesagt.«
    »Und was, wenn er nicht anruft?«
    »Ich glaube, allmählich verstehe ich unseren Mr. Geiger. Er wird anrufen.«
    »Und wenn nicht?«
    Hall stieg in den Lexus. »Keine Ahnung, Ray. So weit bin ich noch nicht.«
    »Na, dann gib dir bloß Mühe, Mann«, erwiderte Ray und legte auf.
    Hall verstellte den Sitz, damit er sich ausstrecken konnte. In seinen Fingerspitzen prickelte es, gewöhnlich ein Vorbote der Inspiration. Er glaubte nicht an Glück, war aber überzeugt davon, dass das Chaos manchmal die Puzzlestücke gegen den Wind schleuderte, und wenn sie dann zurück auf die Erde fielen, passten sie mit einem Mal perfekt zusammen. Dieses Szenarium wurde auch beschrieben mit: »Man setze eine Million Affen an Schreibmaschinen, und eines Tages entsteht ein Meisterwerk.« Sein Instinkt versicherte Hall, dass sein Scherbenhaufen sich noch immer in einen Triumph verwandeln konnte. Während er im Lexus lag, sah er sie deutlich und direkt vor sich – seine allerletzte Chance.
    ***
     
    Mitch nahm sein Handy und rief Hall an.
    »Ja?«
    »Ich bin an ihm dran«, sagte Mitch. »Er kommt gerade aus einem Café.«
    Mitch ließ Geiger nicht aus den Augen, als dieser zu einem Münztelefon an der Ecke hinkte. Ein Stück die Straße hinunter hatte Mitch fast zwei Stunden lang vor Geigers Haus auf der Ludlow Street geparkt. Als Geiger herausgehumpelt kam, war er Mitch wie ein Soldat mit Grabenkoller erschienen, der zum ersten Mal auf die Straße trat, seit Granatwerferbeschuss ihn niedergestreckt hatte.
    Mitch war ihm drei Häuserblocks weit mit seinem Taxi hinterher gekrochen; dann hatte er einen halben Block von dem Café entfernt geparkt, in dem Geiger verschwunden war.
    Während Geiger den Hörer des Münztelefons abhob, fühlteMitch sich immer zuversichtlicher. In seinem Innern pulsierte das Gefühl des bevorstehenden Sieges, das sich immer dann einstellte, wenn das Schicksal sich endlich bequemte, mit dem Programm weiterzumachen. Manchmal brauchte man sich nur zurückzulehnen und grinsend zuzuschauen, wie eins ins andere griff.
    Mitch trank einen Schluck von

Weitere Kostenlose Bücher