Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
Vom Netzwerk:
verknotete den letzten Stich, schnitt den Faden mit der Schere ab, lehnte sich zurück und rieb sein Blut an den Kissen von den Handflächen. »Kann ich bitte was zu trinken haben?«, fragte er.
    »Was möchten Sie denn?«
    »Egal.«
    Dalton stellte seinen Cognac ab, betrachtete die Auswahl in der Bar und schenkte Geiger schließlich einen doppelten Wodka ein. Er hob die Pistole und brachte Geiger den Drink.
    »Hier. Mit der linken Hand – hübsch langsam, bitte.«
    Geigers Lider zitterten, und sein Atem ging schwer. »Lassen Sie mir einen Augenblick«, sagte er, »ich habe heftige Schmerzen.«
    »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Sie sind sehr gut, Dalton.«
    »Ein Lob aus dem Mund des Cäsaren.«
    Geigers Hand bewegte sich zum Glas. Als Dalton den Blick daraufrichtete, zuckte Geigers unverletztes Bein hoch und traf Dalton mit voller Wucht im Schritt. Dalton krümmte sich zusammen. Seine Brille fiel klappernd zu Boden. Geigers Unterarm traf ihn mit solcher Kraft am Kiefer, dass ihm zwei Zähne aus dem Mund schossen. Als Dalton auf die Knie ging, schlug Geiger ihm die Pistole aus der Hand. Dalton schwankte kurz; dann fiel er nach vorn auf den Bauch und blieb liegen, die Wangeam Fußboden. Er erinnerte an einen Fisch, der an Land gespült worden war.
    »Das war nicht als Lob gedacht«, sagte Geiger.
    Er stand vorsichtig von der Couch auf, setzte sich mit gespreizten Beinen auf Dalton, drehte ihm den linken Arm auf den Rücken und hielt den anderen Arm am Handgelenk am Boden fest. Geigers Hieb hatte Daltons Schädel so schwer getroffen, dass in seinem rechten Auge mehrere Äderchen geplatzt waren, die es mit krakeligen Blutungen überzogen.
    »Ballen Sie die rechte Hand zur Faust«, sagte Geiger.
    »Zur Faust?«, fragte Dalton keuchend.
    »Ja, machen Sie eine Faust.«
    »Wieso?«
    »Tun Sie, was ich sage.«
    Dalton schüttelte den Kopf. Seine Brust bebte, doch er brachte ein wölfisches Grinsen zustande. »Nein, ich glaube nicht, dass ich gehorchen werde. Ich möchte den großen Geiger in Aktion erleben. So eine Gelegenheit erhält man nur einmal im Leben.«
    »Es tut mir leid. Sie kommen einen Tag zu spät.«
    Geiger drückte Daltons linken Arm höher, und Dalton schrie vor Schmerz auf. »Fast mein ganzes Leben lang habe ich mich gefragt, wie es sein mag, jemanden zu töten. Sagen Sie noch einmal nein, und Sie tragen zur Klärung dieser Frage bei.« Er zwang Daltons Arm höher. »Ballen Sie eine Faust.« Noch höher. In dem Arm knirschte und knackte es. »Na los.«
    Dalton ließ ein ersticktes Wimmern hören und gehorchte. Geiger schloss die eigene Hand zur Faust und schmetterte sie auf Daltons Hand. Dessen Schrei übertönte beinahe das Geräusch, mit dem seine Fingerknochen zersplitterten. Geiger packte Daltons Linke und zog mit einem Ruck die vier Finger zurück, bis ebenfalls die Knochen brachen. Diesmal schrie Dalton nicht ganz so laut, aber länger, und gab schließlich ein raues, grollendes Schwirren von sich. Seine Hände, die mit gespreiztenFingern auf dem Boden ruhten, sahen aus wie zwei zertretene Krabben am Strand.
    Geiger erhob sich und fiel auf die Couch zurück. Er atmete tief durch. »Frühpension, Dalton. Bringen Sie sich bei, mit den Zehen zu tippen, dann können Sie anfangen, Ihre Memoiren zu schreiben.«
    Geiger nahm Hose und Pullover und überlegte, wie er sie unter möglichst geringen Qualen überziehen konnte.

19
     
    »Das war’s«, sagte Harry und drehte sich vom Fenster zum Wohnzimmer um. Er seufzte. »Das ist die ganze Geschichte.«
    Nachdem Geiger gegangen war, hatte Corley eine Auswahl an Fingerfood serviert. Als Harry und Ezra sich vollgestopft hatten, schickte Corley den Jungen zum Fernsehen ins Schlafzimmer und verlangte von Harry, ihm genau zu berichten, was vor sich ging, anderenfalls werde er die Polizei verständigen.
    Harry sah ein, dass ihm keine Wahl blieb. Als er Ezras Geschichte erzählte, versuchte er das Thema zu umgehen, womit Geiger und er sich ihren Lebensunterhalt verdienten, doch es wurde rasch deutlich, dass dies unmöglich war. Es war das erste Mal, dass Harry jemandem von seiner und Geigers Job erzählte, und die hässliche Wahrheit setzte ihm zu.
    Während er redete, saß Lily neben ihm auf der Couch. Ihre Finger verdrehten die Spitzen ihrer Haare in einem geheimen Ritual, dessen Sinn nur sie allein kannte. Corley, der ihnen gegenübersaß, schien in einer eigenen Welt verloren und hielt den Blick fest auf das eng gewobene Gold und Blau des Perserteppichs gerichtet.

Weitere Kostenlose Bücher