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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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draußen brannte, doch im
Inneren des Hauses blieb es dunkel. Schließlich gab sie auf und ging ins Bett.
    Die neue Matratze war äußerst
bequem, und der Klang der Wellen, die gegen die Klippen schlugen, hätte
eigentlich beruhigend wirken müssen. Doch es dauerte recht lange, bis Sarah
endlich einschlief, und noch immer war kein Auto die Auffahrt hochgefahren. Sie
wachte später auf, als sie geplant hatte, und auch dann nur, weil Appie ihr eine
tropfende Tasse mit lauwarmem Tee unter die Nase hielt.
    »Überraschung!« trällerte sie
fröhlich. »Ich bin mit den Hühnern aufgestanden und habe mit den Möwen und den
Seeschwalben geplaudert. Was für ein herrlicher Morgen! Du bleibst jetzt liegen
und trinkst brav deinen Tee, Liebes. Ich sause nach unten in die Küche und
mache uns ein paar leckere Pfannkuchen.«
    »Das läßt du schön sein.« Wie
Appie es schaffte, etwas so Dünnes wie einen Pfannkuchen stets außen schwarz
anbrennen zu lassen, während er innen flüssig blieb, war ein Geheimnis, das
Sarah niemals hatte enträtseln können, und sie verspürte nicht die geringste
Lust, damit an diesem Morgen konfrontiert zu werden.
    »Cousine Theonia hat ein
köstliches Früchtebrot gebacken, das gegessen werden muß, bevor es zu trocken
wird. Außerdem darf außer mir keiner auch nur einen Fuß in die Küche setzen.
Befehl des Käptens, Tante Appie. Vergiß das bitte auf keinen Fall, sonst hetze
ich dir einen Schwarm Möwen auf den Hals, die dich mit Muschelschalen
bombardieren. Klingelt da nicht das Telefon? Kannst du bitte rangehen, wenn du
so darauf brennst, dich nützlich zu machen? Falls es für mich ist, sag bitte,
man möchte sich einen Moment gedulden, ich käme sofort.«
    »Aye, aye, Käpten.«
    Überglücklich, etwas tun zu
können, egal, was es auch war, flitzte Appie von dannen. Sarah begab sich kurz
ins Badezimmer, bespritzte sich das Gesicht mit kaltem Wasser, denn es gab kein
warmes, und so würde es auch bleiben, bis sie kapitulieren und den Boiler
anstellen würde, und schlüpfte in ihre alte Cordhose und einen Pullover, da der
Morgen noch reichlich kühl war.
    Während sie nach unten eilte,
fragte sie sich, ob Max wohl angerufen hatte. Seit letztem Januar, als er in
das Kellerzimmer in ihrem Haus in der Tulip Street eingezogen war, hatte sie
sich daran gewöhnt, daß er das Haus sang- und klanglos verließ, um dann aus
Mexico City oder sonstwo anzurufen und ihr mitzuteilen, er könne nicht zum
Abendessen kommen. Er hatte ihr zwar gesagt, momentan liege nichts Dringendes
an, doch das bedeutete nicht, daß er sich nicht inzwischen etwas Neues an Land
gezogen hatte.
    Tante Appie machte jedoch keine
Anstalten, sie ans Telefon zu rufen. Als Sarah unten ankam, legte Appie die
Hand über die Sprechmuschel und zischte: »Es ist Miffy.«
    Ein Glück. Das bedeutete
möglicherweise, daß Miffy ihre Tante zum Essen und Bridgespielen oder etwas
ähnlichem einlud. Sarah schlüpfte in die Küche und begann Kaffee zu kochen. Sie
konnte von hier aus wegen des Hangs und der Bäume das Kutscherhaus nicht
besonders gut sehen, doch immerhin konnte sie erkennen, daß draußen kein Licht
mehr brannte, und sie glaubte sogar, auch sein Auto durch die Blätter erkennen
zu können.
    Es wäre zwecklos, jetzt das
Frühstück für ihn zu machen. Die Küchenuhr, die Mr. Lomax aufgezogen und in
Gang gesetzt hatte, zeigte erst halb neun. Max stand niemals besonders früh
auf, und der Himmel allein wußte, wann er letzte Nacht nach Hause gekommen war.
Früher oder später würde er schon auftauchen, es sei denn, er war immer noch
sauer.
    Vielleicht sollte sie doch
einen kleinen Spaziergang zum Kutscherhaus machen, nachdem sie sich eine Tasse
Kaffee einverleibt hatte, und ihm ein Sträußchen Vergißmeinnicht vor die Tür
legen. Aber warum sollte immer sie den ersten Schritt tun? Es war schließlich
Max gewesen, der — nein, es war Alice B. gewesen, die den Keil zwischen sie
beide getrieben hatte, und zwar aus reiner Bosheit. Wenn Alice B. oder Miffy
annahmen, daß Sarah Kelling je wieder eine ihrer Parties besuchen würde, hatten
sie sich getäuscht. Sie stellte gerade Theonias appetitliches Früchtebrot auf
den Tisch, als Appie in die Küche kam.
    »Sarah?«
    »Nimm dir einen Stuhl. Der
Kaffee ist so gut wie fertig. Ich muß nur noch eben — Tante Appie, was ist denn
los?«
    »Es war Miffy.«
    »Ich weiß. Du hast es mir doch
eben schon gesagt. Was ist passiert? Ist sie etwa krank?«
    »Es ist wegen Alice B. Sie

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