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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Schwierigkeiten machen würdet, war
das mein voller Ernst.«
    Der kleine Frank schnaubte
wütend. »Mensch, ist die bescheuert. Die glaubt immer noch, daß wir ihr die
Bude abgefackelt haben.«
    »Wenn ihr es nicht wart, wer
soll es denn sonst gewesen sein? Im Bootshaus gab es keine Elektrokabel. Ich
kann mir nicht vorstellen, was sonst ein Feuer hätte verursachen können. Sie
vielleicht, Mr. Lomax?«
    »Vielleicht irgend etwas mit
den Rohren?« unterbrach der Einsatzleiter. »Wie funktionierte die
Wasserversorgung, Mrs. Kelling?«
    »Das Wasser mußte mit der Hand
von einem unterirdischen Brunnen hochgepumpt werden. Es war ein sehr altes
System, und ich bin sicher, daß das Feuer alles zerstört hat. Ehrlich, Cousin
Lionel, ich würde dich am liebsten erwürgen.«
    »Super!« rief Jesse. »Ihr habt
alle gehört, was sie gerade gesagt hat. Jetzt können wir Lionel umbringen und
Sarah die Schuld in die Schuhe schieben.«
    »Sehr gut, Jungs«, sagte ihr
Vater mit dem Anflug eines verkrampften Lächelns. »Reagiert eure Aggressionen
nur immer schön ab, bevor sie sich aufstauen und zu Störungen führen.«
    »Ich werde jedenfalls meine
erst abreagieren, wenn ich weiß, was die Leute von der Versicherung sagen«,
informierte ihn Sarah.
    »Meine liebe Sarah, wenn du mir
erklären kannst, wie einer meiner Söhne es geschafft haben soll, dieses Feuer
zu legen, obwohl wir nichts hatten, um es zu legen, habe ich nichts dagegen
einzuwenden, wenn du mich für sämtliche Schäden, die verursacht wurden, haftbar
machst.«
    Das war allerdings äußerst
verblüffend. Lionel mußte sich seiner Sache absolut sicher sein, sonst würde er
sich nicht vor Zeugen zu einem derartigen Versprechen hinreißen lassen. Die
Mitglieder der Familie Kelling neigten nicht dazu, auch nur das geringste
Risiko einzugehen, wenn Zahlungen erörtert wurden, und Lionel war sozusagen
selbst für einen Kelling ein Extremfall.
    Aber wenn die Jungen das Feuer
nicht gelegt hatten, wer war es dann gewesen? Sarah konnte nicht glauben, daß
es Sonnenstrahlen gewesen waren, die durch eine zerbrochene Flasche oder einen
anderen Zufall das Feuer verursacht hatten, denn der Himmel war bedeckt, seit
Tante Appie ihr heute morgen den lauwarmen Tee auf den Hals getröpfelt hatte.
Von selbst konnte es aber auch nicht entstanden sein, denn im Bootshaus befand
sich nichts, was leicht entzündbar war. Alexander hatte immer dafür gesorgt,
daß nirgendwo ölgetränkte Lappen oder feuergefährliche Substanzen herumlagen,
und dasselbe galt für Mr. Lomax.
    »Mr. Lomax«, erkundigte sie
sich, »wann haben Sie das letzte Mal nach dem Bootshaus gesehen? Vor heute
morgen, meine ich.«
    »Gestern, als ich wie immer
meine Runde gemacht hab’«, berichtete er bereitwillig. »Morgens hab’ ich doch
alles für Sie vorbereitet, weil ich ja wußte, daß Sie kommen.«
    »Wenn Sie wußten, daß wir heute
kamen, warum war denn dann der Strom abgeschaltet?«
    Diese Frage stammte von Max.
Sarah hatte den Hausverwalter nicht in Verlegenheit bringen wollen, indem sie
ihm vor seinen Freunden von der Feuerwehr eine derartige Frage gestellt hätte.
Der alte Lomax reagierte wie erwartet verärgert.
    »Was meinen Sie damit? Klar
hab’ ich den Strom angestellt. Genau wie sonst auch.«
    »Dann muß irgend jemand ihn
wieder abgestellt haben, denn das Licht ging nicht an, als wir eintrafen.
Erinnerst du dich, Sarah?«
    Sarah blieb nichts anderes
übrig, als zu nicken. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie
vergeblich versucht hatte, das Licht anzuknipsen, als Max das hübsche
Altertümchen inspizieren wollte, das auf so rätselhafte Weise in die Diele am
Vordereingang gelangt war. Deshalb hatte Mr. Lomax sie auch später zusammen mit
Jofferty draußen auf dem Rasen vor dem Haus angetroffen. Sie war so sehr mit
dem Spiegel beschäftigt gewesen, daß sie völlig vergessen hatte, das
vermeintliche Versehen zu erwähnen. Gemeinsam mit Max hatte sie später die
Hauptsicherung wieder eingeschaltet.
    Es sah Mr. Lomax so gar nicht
ähnlich, etwas zu übersehen. Außerdem sah es ihm noch weniger ähnlich, sich seiner
Sache derart sicher zu sein, wenn er nicht die Hand dafür ins Feuer legen
konnte, daß er seine Arbeit ordnungsgemäß erledigt hatte. Lomax mußte also
wirklich den Strom eingeschaltet haben, wenn er es so felsenfest behauptete,
und ein anderer mußte kurz darauf aufgetaucht sein und ihn wieder abgestellt
haben. Doch warum um alles in der Welt mochte er das getan haben?
    Die

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