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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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und
warf der aufdringlichen Möwe die letzten Reste ihres Sandwichs zu. »Außerdem
war es wohl kaum eine Einladung. Es war ein Befehl, und Fren hat keinerlei
Recht, mir irgend etwas zu befehlen. Ich sehe absolut nicht ein, warum ich ihn
auch nur mit einer Absage beehren sollte. Darüber hinaus kann ich mir nicht
vorstellen, daß heute abend irgend jemandem der Sinn nach Feiern steht, nachdem
diese schreckliche Geschichte mit Alice B. passiert ist. Fren hatte sicher noch
nichts davon gehört oder hat es nicht richtig begriffen. Er ist ziemlich
beschränkt, wenn es um etwas anderes als ums Segeln geht.«
    »Wenn du sowieso nichts
Besonderes vorhast, warum kommst du dann nicht mit und lernst meinen Onkel Jake
kennen? Gestern abend hat er sich nach dir erkundigt. Er wohnt für ein paar
Tage bei Miriam und Ira.«
    »Liebend gern, Max. Ich wollte
nur, ich könnte sie zu mir einladen, aber hier ist alles so chaotisch, daß man
nie wissen kann, in was sie verwickelt würden, wenn sie mich wirklich
besuchten. Wann wäre es Miriam denn recht?«
    »Du willst also wirklich
mitkommen? Meistens essen sie gegen halb sieben, damit Mike seine Abendseminare
nicht verpaßt. Ist dir das zu früh?«
    »Nein, aber wir können doch
nicht einfach so uneingeladen zum Abendessen hereinplatzen.«
    »Warum denn nicht?«
    Weil es unhöflich war, was
jedoch für den Bittersohn-Clan offenbar nicht zu gelten schien. Man konnte
natürlich immer noch etwas mitbringen, überlegte sie. Wie Tante Appie. Sarah
mußte lachen.
    »Mir fällt gerade ein, daß ich
noch schnell einen schönen, leckeren Thunfischauflauf machen könnte.«
    Jetzt mußte auch Max lachen.
»Was ist eigentlich aus dem Original geworden?«
    »Ich war gestern abend so
wütend, daß ich ihn einfach serviert habe. Keiner hat viel davon gegessen —
wenn du da gewesen wärst, wüßtest du, warum. Den Rest habe ich draußen für die
Tiere hingestellt. Vielleicht haben die Waschbären das Bootshaus niedergebrannt,
aus Rache für ihre Bauchschmerzen. Max, ich sage es höchst ungern, aber ich
glaube beinahe, daß Lionels kleine Ungeheuer tatsächlich die Wahrheit gesagt
haben.«
    »Ich bin ebensowenig begeistert
von dieser Möglichkeit wie du, aber ich befürchte, daß du recht hast«, stimmte
Max ihr zu. »Ich würde gern wissen, ob die Leute von der Brandermittlung irgend
etwas finden.«
    »Hoffentlich. Die Ungewißheit
ist wirklich unerträglich. Kannst du dich noch an den Mann mit dem
Verdünnungsmittel erinnern, der das Haus in Boston in Brand stecken wollte?«
    »Wie könnte ich das je
vergessen? Es war immerhin das erste Mal, daß du dir die Mühe gemacht hast,
mich anzurufen.«
    »Und seitdem habe ich dich nie
mehr in Ruhe gelassen.«
    »Da hast du verdammt recht.« Er
zog sie zu sich herunter.
    Bum! Von den Klippen erscholl
der ohrenbetäubende Knall eines Schusses.
    »Um Gottes willen!« Bittersohn
drückte Sarah mit dem Gesicht nach unten auf das Gras und warf sich über sie.
»Wir stehen unter Beschuß!«
    Zu seinem großen Erstaunen lachte
sie ihn aus. »So macht Gewissen Feige aus uns allen, wie Shakespeare so schön
sagt. Das war doch der Startschuß für die Segelregatta, du Dummerchen. Wir
haben ihn bloß viel deutlicher gehört als sonst, weil es genau unter uns war.
Wahrscheinlich üben sie für die Frühlingsregatta. Ich habe eben schon gedacht,
ich hätte ein Signal gehört, aber man gewöhnt sich hier so sehr daran, daß man
sie kaum noch wahrnimmt. Es würde mich nicht wundern, wenn Bradley Rovedock den
Wettkampf startet. Er nimmt nie teil, weil die Perdita das schnellste Boot im
ganzen Club ist. Sie müßten jetzt eigentlich jeden Moment hier vorbeisegeln.«
    »Großartig«, sagte Bittersohn
angewidert. »Todsicher bohren sie sich die Ferngläser in die Augen, damit sie
genau sehen können, was wir hier machen. Komm, wir gehen lieber zur Tankstelle
und schauen Ira beim Benzinzapfen zu.«
    »Was auch immer dich antörnt,
wie unsere liebe Miss LaValliere sagen würde. Ich persönlich sehe allerdings
keinen Grund, warum wir nicht weiter ruhig und gesittet hier sitzen und das
Schauspiel genießen können.«
    »Daß du auch immer ruhig und
gesittet sein mußt!«
    »Einer von uns muß eben auf die
guten Manieren achten. Siehst du, da kommt schon das erste Segel aus der Bucht.
Ich wette, es ist Fren Larrington. Er muß mal wieder Pittchen voran sein. Schau
nur, gleich nutzt er die leichte Brise, die da unten das Wasser kräuselt, und
hält sich von den Klippen fern. Ein

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