Der Spiegel aus Bilbao
Anfänger würde bestimmt nah am Land bleiben
und sich deswegen feststampfen.«
»Ich wußte gar nicht, daß
Segeln ein so rabiater Sport ist.«
»Versuchst du, witzig zu sein?
Das bedeutet doch bloß, daß der Wind genau vor dir ist, so daß du keine Fahrt
mehr machen kannst, bis du abfällst, weil der Wind dreht. ›Abfallen‹ heißt
natürlich nicht, daß man vom Boot fällt. Das ist Fachjargon. Alexander hat mir
immer alles erklärt. Wir standen gewöhnlich hier und — Max, Liebling, es tut
mir leid. Ich will wirklich nicht ständig in der Vergangenheit wühlen. Es ist
genauso — oh, als ob du über deinen Onkel Jake redest. Einfach ein Mensch, den
du schon immer gekannt hast, dein ganzes Leben lang.«
»Ich war allerdings noch nie
mit meinem Onkel Jake verheiratet.«
»Max, wann wirst du endlich
verstehen, daß es etwas ganz anderes war als mit uns beiden? Großer Gott, das
ist ja Miffy Tergoynes Boot! Die Slup mit der Gaffeltakelung und dem roten
Streifen am Rumpf direkt hinter Biff Beaxitt. Biff segelt wie immer zu hart am
Wind. Er wird gleich umschlagen, wenn er nicht aufpaßt — siehst du, da ist es
schon passiert. Geschieht ihm ganz recht. Schade, daß ich nicht sehen kann, wer
Miffys Boot steuert.«
Kaum zu glauben, aber Max zog
tatsächlich ein winziges, zusammenklappbares Teleskop aus der Tasche. »Schau
doch nach.«
»Meine Güte, womit du alles
ausgestattet bist.«
Sie lehnte sich gegen ihn, ohne
Rücksicht auf mögliche Beobachter, und schaute zu ihm hoch. »Ich nehme an, das
hat Barbara immer zu dir gesagt.«
»Verdammt, Sarah, das ist doch
wirklich — okay, ich hab’s kapiert. Wer ist denn jetzt in Miffys Boot?«
»Ich glaube, es ist Miffy
selbst an der Pinne, und Lionel ist Vorschoter. Tante Appie hütet offenbar
seine wilde Meute, kannst du dir das vorstellen?«
»Es gibt Menschen mit einer
angeborenen Begabung zum Märtyrer«, sagte Max. »Dein Cousin Lionel gehört
allerdings offenbar nicht in diese Kategorie. Soweit ich das als Laie
beurteilen kann, schneiden er und Miffy Tergoyne nicht einmal schlecht ab.«
Die rote Jolle, die zunächst
weit hinten gelegen hatte, begann allmählich, sich einen Weg durch die diversen
leuchtenden Segel und glänzenden Bootskörper zu bahnen.
»Sie sind wirklich sehr gut«,
stimmte Sarah ihm zu. »Willst du auch mal schauen?«
Sie gab ihm sein Fernrohr
zurück. »Miffy ist eine erstaunlich gute Seglerin, und Lionel ist absolute
Spitze. Er segelt sogar zusammen mit Bradley in Newport.«
»Wer paßt denn an dem Tag auf
die Kinder auf?«
»Es dauert nicht nur einen Tag.
Ich nehme an, Vare hat sich immer geopfert. Vielleicht hat sie auch deswegen
beschlossen, daß sie genug von Männern hat. Siehst du, sie liegen fast an der
Spitze. Fren wird kochen vor Wut.«
»Ist er denn ein schlechter
Verlierer?«
»Der schlimmste, den du dir
denken kannst. Würde mich nicht wundern, wenn er heute abend im Club alles kurz
und klein schlägt, was er in die Finger bekommt. Der Steward hat immer einen
Satz Plastikgeschirr in petto für den Fall, daß Fren Larrington das Rennen
nicht gewinnt. Ich bin froh, daß wir nicht da sein werden. Was übrigens die
Frage aufwirft, was ich denn Miriam mitbringen soll. Meinst du, sie würde sich
über Salat aus dem Garten freuen?«
Max hielt Salat für eine
hervorragende Idee, also schlenderten sie zum Garten hinunter, scheuchten die
Möwen fort und stellten ein nettes Sortiment aus Frühgemüse zusammen. Sarah
nahm das Grünzeug mit ins Haus, säuberte es und legte es in kaltes Wasser, so
daß alles schön frisch und knackig aussah, bis sie fertig zum Weggehen waren;
dann begaben sie sich nach draußen, um nachzuschauen, ob sich in den Trümmern
des Bootshauses irgend etwas Neues getan hatte. Jed Lomax und sein Neffe waren
gerade dabei, das wenige, was von dem Gebäude übriggeblieben war,
niederzureißen und die verkohlten Teile auf den Kleinlaster des Hausverwalters
zu werfen.
»Das dürfen Sie nicht!« rief
Sarah aufgeregt. »Das Dezernat für Brandermittlung wollte doch jemanden
schicken, der untersucht, wie das Feuer entstanden ist.«
»Die waren schon hier«, klärte
Mr. Lomax sie auf. »Ham den Sachverständigen von der Versicherung gleich
mitgebracht. Wenigstens is’ er wegen derselben Sache gekommen. Ham ‘n bißchen
in der Asche rumgestochert, aber nix gefunden, un’ sind wieder abgezogen. Pete
un’ ich ham beschlossen, daß wir den Schlamassel hier am besten wegräumen. Wenn
wir’s liegen lassen täten,
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