Der Spiegel aus Bilbao
möchte dir wirklich keine Angst machen, aber nach dem zu
urteilen, was Lomax über die Lichtschalter gesagt hat, scheint es mir ganz so,
als hätte jemand die Schlüssel vom Haus. Laß am besten für alle Fälle ein paar
Lampen brennen. Wenn du willst, könnte ich auch hier schlafen«, fügte er
hilfsbereit hinzu.
»Zweifelst du auch nur eine
Sekunde daran, daß Pussy Beaxitt zurückkommt, um nachzusehen, was wir machen,
nachdem sie Biff abgesetzt hat?« fragte Sarah. »Mach dir bitte um mich keine
Sorgen. Ich gehe davon aus, daß hinter jedem Busch im Garten ein Spion lauert,
um zu sehen, ob du auch wirklich zurück zum Kutscherhaus gehst. Im Zoo im
Franklin-Park könnte ich kaum sicherer sein.«
»Oh, im Franklin-Park gibt es
dieser Tage auch jede Menge Ärger«, knurrte Max.
Sarah gab ihm einen Kuß auf die
Nase. »Nun geh schon, und schau dich überall gründlich um, wenn es dich
beruhigt. Ich mache dir inzwischen schnell eine Thermosflasche mit Kaffee und
etwas zu essen, weil du morgen schon so früh fährst. Ich möchte nicht, daß du
mit leerem Magen ins Flugzeug steigst und luftkrank wirst.«
»Ich werde nie luftkrank.«
»Es gibt immer ein erstes Mal.
Ich finde es einfach schrecklich, daß du schon so früh weg mußt. Wir hätten
viel eher bei Miriam weggehen sollen, aber es hat mir dort so gut gefallen. Und
dann kommt Tante Appie und macht alles kaputt. Ich hätte wissen müssen, daß sie
völlig aus dem Häuschen sein würde, weil ich nicht bei dieser dämlichen
Dinnerparty aufgetaucht bin.«
»Aber du konntest doch gar
nicht ahnen, daß sie im Club sein würde«, erinnerte Max sie. »Kopf hoch,
Mädchen. Jetzt, wo sie wissen, mit welchen Leuten du dich abgibst, werden sie
dich sowieso fallenlassen wie eine heiße Kartoffel.«
»Ganz im Gegenteil. Sie werden
mir alle im Nacken sitzen, damit ich bei Ira kostenlose Inspektionen für sie
herausschlage. Nun ja, alle wohl nicht. Tante Appie sicher nicht, aber sie kann
auch nicht fahren. Aber Lionel würde es bestimmt versuchen, da gehe ich jede
Wette ein. Ich wüßte nur zu gern, wen er heute nacht mit seiner Gegenwart
beglückt.«
»Ich rechne ernsthaft damit,
ihn und sein Wolfsrudel gleich friedlich schlafend in deinem Bett zu finden.«
»Falls du recht haben solltest,
rufen wir sofort die Polizei. Geh um Gottes willen schnell nachsehen, und dann
mach, daß du endlich ins Bett kommst.«
Die Zimmer waren leer, wenn man
von einigen Mücken absah, die Max als echter Kavalier noch schnell totschlug,
bevor er seinen Frühstückskorb nahm und zwischen den Sträuchern verschwand.
Zwei Minuten später rief er sie von seinem Telefon aus an, um nachzufragen, ob
es ihr gutgehe und sie ihn bereits vermisse. Sarah bejahte beides und gönnte
sich noch einige angenehme Gedanken, bevor sie schließlich einschlief. Der Tag
war weder extrem schön noch besonders scheußlich gewesen; man konnte ihn
durchaus als eine interessante Mischung bezeichnen.
Kapitel 11
S arah wachte gegen halb acht
auf, rief im Kutscherhaus an, um sicherzugehen, daß Max nicht verschlafen
hatte, stellte beruhigt fest, daß niemand den Hörer abnahm, und begann, sich
für die Tagesausfahrt fertigzumachen. Sie fand ein Buch von Alexander, von dem
sie annahm, daß die Ganlors es vielleicht gern als Erinnerung an ihn haben
würden. Es war sowieso an der Zeit, daß sie sich von seinen Sachen trennte.
Bradley Rovedock sollte auch ein Geschenk als Andenken bekommen. Sie würde noch
etwas Passendes heraussuchen.
Aber nicht heute. Das Wetter
würde geradezu ideal zum Segeln werden, aufgelockerte Bewölkung und gerade
genug Wind, um die Fahrt aufregend zu gestalten, ohne daß sie in eine dieser
mißlichen Situationen geraten würden, wo »alle Mann an die Pumpen« mußten. Da
Sarah noch nicht oft gesegelt war und auch dann immer nur als Passagier,
bereitete es ihr keinen besonderen Spaß, Zusehen zu müssen, wie das Großsegel
riß, oder zu erfahren, daß eine Sturmbö einen Ruderbruch verursacht hatte.
Sie wußte, daß sie nicht
seekrank wurde. Wenigstens war es ihr bisher noch nie passiert. Aber da sie Max
einen Vortrag über ausgerechnet dieses Thema gehalten hatte, machte sie sich
schnell für alle Fälle ein kleines Frühstück aus Tee und Toast zurecht. Danach
ging sie hinunter zum Kutscherhaus, um Max Bittersohns Bett zu machen, und fand
die leere Thermosflasche mit einem kleinen Strauß Gänseblümchen darin auf
seiner Kommode. Die Blumen waren schon
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