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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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verwelkt, weil er das Wasser vergessen
hatte, doch der gute Wille zählte. Sie gab den armen Dingern auf jeden Fall
Wasser und nahm die Thermosflasche mit zurück ins Haus.
    Mr. Lomax und Pete würden heute
nicht kommen, sie brauchte sich also keine Aufgaben für sie zu überlegen. Sie
schloß das Haus sorgfältig ab, nahm Sonnenhut, Sonnenbrille und Windjacke und
wartete, bis Bradley sie mit seinem Wagen abholte.
    Bradley fuhr den einzigen Rolls
Royce in Ireson Town. Sein Rolls gehörte fast ebenso zu den hiesigen
Sehenswürdigkeiten wie früher der 1920er Milburn der Kellings, nur daß er viel
neuer und weit luxuriöser war und seine Batterien nicht ständig aufgeladen
werden mußten. Alice B. hatte einmal versucht, das Gerücht in Umlauf zu
bringen, der Wagen sei das Geschenk eines arabischen Herrschers, dem Bradley
auf einer seiner weiten Reisen einen großen, aber geheimen Dienst erwiesen
hatte. Mit dieser Geschichte war sie allerdings nicht besonders weit gekommen,
denn keiner wollte glauben, daß es irgendein Geheimnis gab, das Alice B. nicht
herausbekam, wenn sie nur genug Zeit und Gelegenheit dazu hatte.
    Bradley selbst hatte über die
Geschichte gelacht. Er habe die Möglichkeit gehabt, den Wagen fast zum halben
Preis zu erstehen, erklärte er, und nur ein Dummkopf hätte sich ein derartiges
Schnäppchen entgehen lassen. Da ein Rolls mehr oder weniger ewig halte, spare
er somit auf Dauer viel Geld, weil er sich keinen neuen Wagen mehr zu kaufen brauche.
Die Yachtclub-Clique fand dies vollkommen einleuchtend, und jeder - bis auf
Alice B. — war es zufrieden.
    Bradley hatte bisher recht
behalten. Nach zwölf Jahren war der Rolls immer noch so gut wie neu. Man fühlte
sich sozusagen geehrt, wenn man darin mitgenommen wurde. Bradley Rovedock
vermittelte einem einfach dieses Gefühl, dachte Sarah, als sie sich in den
komfortablen Ledersitz neben ihm sinken ließ. Bei ihm fühlte man sich wie
selbstverständlich als etwas ganz Besonderes. Bradley brauchte sich überhaupt
keine Mühe zu geben, andere zu beeindrucken. Er war einfach von Natur aus
beeindruckend. Wie Richard Corey, dachte Sarah — und überlegte, was wohl der
Grund sein mochte.
    Als sie am Yachtclub eintrafen,
warteten die Larringtons bereits am Kai. Lassie sagte: »Ach, hallo Sarah« und
reichte ihr matt die Hand. Don sagte: »Ach, hallo Sarah« und machte sich daran,
Bradley zu helfen, die Ausrüstung im Beiboot der Perdita zu verstauen. Sarah
begann allmählich daran zu zweifeln, ob es wirklich klug von ihr gewesen war,
die Einladung anzunehmen.
    Ihre Zweifel verstärkten sich
noch, als sie hinaus zur Perdita ruderten und Fren Larrington bereits an Bord
vorfanden. Aber er half ihr aus dem Beiboot und schien willens zu sein, das
Kriegsbeil zu begraben. In Anbetracht von Alice B.s tragischem Dahinscheiden
bedauerte sie natürlich sofort, daß ihr ausgerechnet diese Metapher in den Sinn
gekommen war.
    Jedenfalls sagte er: »Tut mir
leid, daß wir uns gestern mißverstanden haben«, was für Fren schon sehr
großzügig war. Sarah erwiderte, sie hoffe, daß der Abend den Umständen
entsprechend trotzdem schön gewesen sei. Dann lenkte Bradley das Gespräch auf
das Merlinfischen, ein Thema, für das Don Larrington als anerkannter Experte
des Clubs galt, und die Stimmung begann sich zu bessern.
    Lassie, die ihnen zeigen
wollte, wie gut sie sich auf der Perdita auskannte, ging nach unten in die
Kombüse und machte eine Kanne Kaffee. Bradley überließ Fren die Pinne und Don
die Fockschot, zum großen Stolz der Zwillinge, dann holte er Petersons
Vogelführer und ein Fernglas, so daß Sarah die Seevögel besser beobachten
konnte.
    Alle Kellings waren dafür
bekannt, daß sie leidenschaftliche Ornithologen waren, obwohl sich einige
ziemlich anstrengen mußten, um echtes Interesse zu heucheln, damit der gute Ruf
der Familie keinen Schaden nahm. Sarah gehörte zufällig zu den wirklich
Interessierten. Sie freute sich sowohl über die Ablenkung als auch über die
Gelegenheit, nicht mit den Larringtons reden zu müssen.
    Bradley machte es sich neben
ihr auf dem Kissen bequem, plauderte über den Bananaquit und über
langschwänzige Tropenvögel, die er auf seiner Fahrt im letzten Winter gesehen
hatte. Einmal nahm er ihr das Fernglas aus der Hand, weil er dachte, er habe
eine Franklinmöwe entdeckt, die sich laut Peterson eigentlich irgendwo in
Minnesota aufhalten müßte. Doch dann stellte er fest, daß es nur eine Lachmöwe
war, was Sarah ihm sofort hätte

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