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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sagen können, und sie lachten mit der Möwe um
die Wette.
    Sie sichteten Little Nibble
etwa zehn Minuten eher als Bradley in seiner angeblich bisherigen Bestzeit, und
Fren und Don platzten förmlich vor Stolz. Lassie verlangte, daß sie zur Feier
des Ereignisses das Mittagessen einnehmen sollten, bevor sie an Land gingen.
Alle stimmten zu, weil sie genau wußten, wie transzendental die Verpflegung bei
den Ganlors immer ausfiel. Little Nibble machte eben seinem Namen alle Ehre,
wie Fren in einem erstaunlichen Anflug von Witzigkeit verlauten ließ. Sie
gingen also in Küstennähe vor Anker und holten den Picknickkorb nach oben.
    Das Mittagessen fiel genauso
aus, wie Sarah erwartet hatte, und sie griff reichlich zu, da der Toast vom
Morgen längst seine sättigende Wirkung verloren hatte. Lassie bediente alle.
    »Ich bin so daran gewöhnt, für
Brad die Gastgeberin zu spielen«, erklärte sie mit einem herablassenden
Lächeln. »Es macht dir doch hoffentlich nichts aus, Sarah?«
    »Überhaupt nicht. Warum auch?
Ich lasse mich schrecklich gern bedienen.«
    »Arme, kleine Sarah.« Bradley
rückte näher an Sarah heran und füllte ihr Glas mit Chablis auf. »Ich habe
gehört, du schuftest dich ab für ein Haus voller — wie heißt es doch gleich —
zahlender Gäste?«
    »So könnte man sie wohl nennen,
vermute ich«, sagte Sarah. »Wir selbst benutzen allerdings das Wort
Pensionsgäste. Im übrigen schufte ich gar nicht mehr besonders viel, denn
Cousin Brooks und seine Frau Theonia übernehmen das Haus, und ich habe ein
unglaublich fähiges Hausmädchen und einen sehr guten Butler, die sowieso die
meisten Arbeiten erledigen. Momentan habe ich sogar mein eigenes Zimmer
vermietet, und jetzt gibt es in meinem eigenen Haus nicht einmal mehr Platz für
mich.«
    »Und was machst du im nächsten
Winter?«
    Sarah verspürte den Drang zu
kichern. »Wer weiß? Nein, danke, Bradley, ich habe sowieso schon viel zuviel
Wein getrunken. Aber ich würde liebend gern noch eins von diesen himmlischen
Mandelpastetchen essen.«
    Warum sollte sie sich nicht
verwöhnen lassen, solange sie Gelegenheit dazu hatte? Sarah war nicht an Luxus
gewöhnt. Ihre Mutter hatte sie nie verwöhnt, und ihr Vater schien meistens
vergessen zu haben, daß sie seine kleine Tochter und keine Erwachsene war, die
er flüchtig kannte. Er hatte sein einziges Kind nie zur Schule geschickt, sondern
jemanden engagiert, der ihr zu Hause Privatunterricht erteilte. Nach dem Tod
seiner Frau hatte er es als selbstverständlich angesehen, daß Sarah den
Haushalt führte. Damals war sie erst zwölf gewesen, und es gab nur eine Köchin
und eine Zugehfrau, die ihr halfen. Ihr Vater war gestorben, als sie 18 Jahre
alt war, und sie hatte einen Cousin fünften Grades geheiratet, der über 20
Jahre älter war als sie und eine blinde Mutter und ein altes Faktotum am Hals
hatte, dem es gelang, der jungen Ehefrau den größten Teil der Arbeit
aufzubürden. Dann war ihr Ehemann umgekommen, und sie hatte sich mit neuen
Problemen herumschlagen müssen.
    Inzwischen war sie einigermaßen
solvent, relativ unabhängig und fast, wenn auch noch nicht ganz, gewillt, einen
charmanten Mann mit einem lukrativen, aber ungewöhnlichen Beruf zu heiraten,
befand sich auf einer Millionärsyacht und verspeiste französische Pasteten.
Trotz der Verwandtenplage, die über sie hereingebrochen war, trotz des
abgebrannten Bootshauses und trotz des nagenden Verdachts, daß sie
möglicherweise in einen ganz besonders unangenehmen Raubmord verwickelt war,
verspürte Sarah ganz eindeutig ein Gefühl von Zufriedenheit.
    Sie fragte sich allerdings,
warum Lassie Larrington sie unablässig so merkwürdig anstarrte. Bestimmt hatte
Pussy Beaxitt ihr inzwischen schon am Telefon sämtliche Einzelheiten der
letzten Nacht mitgeteilt. Vielleicht war Lassie überrascht, daß Bradley immer
noch bereit war, Sarah an Bord der Perdita zu dulden. Vielleicht war aber auch
die ganze Clique zusammengekommen und hatte beschlossen, daß man Walters
Tochter wie ein Scheit aus dem Feuer retten müsse. Eine amüsante Vorstellung.
Sarah aß den letzten Pastetenkrümel und verkündete, sie sei bereit, an Land zu
gehen.
    »Wir können noch nicht
aufbrechen«, widersprach Fren. »Wir haben doch den Wein noch gar nicht ganz
getrunken.«
    »Würdest du den Anker für mich
lichten, Don?« war Bradleys einzige Reaktion.
    Don verspürte offenbar weder
zum Ankerlichten noch zu irgend etwas große Lust, außer vielleicht dazu, sich
auf den

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