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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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verstehe. Du versuchst bloß, taktvoll zu sein. Tut
mir leid, Sarah, wenn ich deine Gefühle verletzt habe. Aber verdammt noch mal,
du hast gestern abend meine Gefühle auch verletzt. Ich hatte mich auf einen
tollen Abend mit dir eingestellt, und du läßt mich stehen wegen eines — okay,
Bradley, ich hole die Fender.«
    Nach diesem Zwischenfall konnte
der Törn für Sarah gar nicht früh genug zu Ende sein. Bradley versuchte zwar,
die Gesellschaft bei Laune zu halten, und sie gab sich höflich Mühe, so gut wie
möglich darauf einzugehen, aber sie mußte sich wirklich dazu zwingen. Von
selbst war Fren bestimmt nicht auf die Anspielungen über Max gekommen. Sicher
wiederholte er lediglich das, was andere gestern abend im Club hatten anklingen
lassen.
    Und je öfter sie davon
sprachen, um so mehr glaubten sie daran. Dons Augen waren schon schmal
geworden, vielleicht weil er Vermutungen anstellte, vielleicht aber auch nur,
weil er schläfrig war. Es tat sowieso nichts zur Sache. Don würde sich aus
Prinzip auf die Seite seines Bruders stellen. Sogar Lassie, die zu den Personen
gehört hatte, die sich auf Miffys Party am dichtesten um Max gedrängt hatten,
würde bei der Schilderung dieses letzten Leckerbissens blubbern wie das Wasser
in einem Teekessel, wenn sie morgen bei der Beerdigung Pussy Beaxitt und die
anderen aus der Clique traf.
    Sarah versuchte, sich
einzureden, daß es sowieso egal war. Sie gehörte nicht mehr zu diesen Leuten.
Aber Max hatte selbst gesagt, daß sie sich damit nur selbst etwas vormachte.
Wie konnte sie beispielsweise die Ganlors aufgeben? Was ihren Geschmack und ihr
Verhalten betraf, waren sie und die Larringtons wie Feuer und Wasser, doch sie
waren trotzdem vom selben Schlag. Es hatte keinen Zweck, so zu tun, als konnte
man die einen fallenlassen, ohne nicht auch die anderen vor den Kopf zu stoßen.
Aber Gott sei Dank gab es liebe Menschen wie Bradley Rovedock, die die Kluft zu
überbrücken versuchten. Als er sie fragte, ob sie nicht vielleicht einen Moment
die Pinne übernehmen wollte, sah sie ihn lächelnd an.
    »Schrecklich gern. Weißt du
noch, wie du es mir früher immer erlaubt hast, als ich noch ein kleines Mädchen
war?«
    »Aber sicher! Ich erinnere mich
nur allzu gut daran. Ich hatte allerdings gehofft, du hättest es vergessen.«
    »Wie könnte ich das? Das war
für mich immer das schönste Erlebnis, wenn wir zusammen gesegelt sind. Ach
herrje, ich glaube, ich habe einen Steuerfehler gemacht!«
    »Fier auf die Schoten, aber
ganz vorsichtig, sonst läufst du wieder aus dem Ruder.«
    Sarah korrigierte ihren Fehler
schnell. »Kannst du dich noch daran erinnern, wie ich damals den Steuerfehler
gemacht habe? Das Boot wäre fast umgeschlagen, und Mutter hat den Picknickkorb
genau in Cousine Mabels Schoß ausgekippt. Wie konntest du Cousine Mabel
überhaupt auf das Schiff lassen?«
    Bradley mußte lachen. »Ich
glaube, sie hat deine Familie besucht, und ich konnte mich nicht drücken. Von
dieser ehrenwerten Dame hast du nie sehr viel gehalten, oder? Ich würde mich
nicht wundern, wenn du sie damals absichtlich naßgespritzt hättest.«
    »Das hätte ich auch
wahrscheinlich, wenn ich gut genug hätte segeln können.«
    »Jetzt, wo du Walters Geld
hast, könntest du dir doch eine hübsche, kleine Jolle zum Üben zulegen«, sagte
Fren, der zweifellos auf seine Art versuchte, den Fauxpas von vorhin wieder wettzumachen.
    Sarah wollte weder seine
Entschuldigung noch eine Jolle. »Du hast mir doch selbst vorgejammert, wie viel
es kostet, ein Boot zu unterhalten.«
    »Heutzutage kostet alles viel«,
knurrte Don. »Oder nicht?«
    Der Segeltörn endete mit
gegenseitigen Versicherungen, daß sie allesamt im Armenhaus enden würden, und
der Überlegung, ob sie lieber im Clubhaus zu Abend essen oder in Bradleys Rolls
hinauf nach Marblehead fahren sollten.
    »Ich kann wirklich nicht
mitkommen«, blieb Sarah standhaft. »Nachdem ich gestern einen derartigen
Aufruhr verursacht habe, darf ich mir nicht erlauben, wieder wegzubleiben. Ich
habe außerdem keine Ahnung, ob Tante Appie immer noch bei Miffy ist oder zu
Hause mit einem leckeren Thunfischauflauf im Ofen auf mich wartet.«
    »Das kannst du doch mit gestern
abend gar nicht vergleichen«, wandte Fren ein. »Schließlich haben wir dich doch
verdammt noch mal erwartet.«
    Bradley schüttelte den Kopf.
»Am besten entscheidet Sarah selbst, was für sie das beste ist. Die arme Appie
nimmt ihre Verpflichtungen offenbar äußerst ernst, oder?«
    »Ihre

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