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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hat. Wenn dieser Bittersohn ihr also nicht das Gift in den
Drink geschüttet hat, wer ist es dann gewesen?«
    »Wie kannst du so sicher sein,
daß Miffy vergiftet worden ist?« bemerkte Vare recht vernünftig.
    »Weil sie in Topform
herumgebrüllt hat, bis sie diesen Drink gekippt hat, und dann umgefallen ist.
Woran sollte sie sonst gestorben sein?«
    »Sie hätte einen schweren
Herzanfall haben können.«
    »Vare, hör bitte auf mit dem
Schwachsinn«, zischte Biff Beaxitt. »Ich dachte immer, du hättest Grips.
Natürlich ist Miffy vergiftet worden. Wir haben das Schwein geschnappt, das es
getan hat, und wenn Sarah sich darüber aufregt, daß ich das Wort Schwein
benutze, dann kann ich verdammt noch mal nichts daran machen. Mich würde
allerdings brennend interessieren, wer jetzt Miffys Geld kriegt.«
    »Du willst doch wohl damit
nicht andeuten, daß sie es Sarah hinterlassen hat?«
    »Man kann nie wissen. Wenn
Appie sie genügend bearbeitet hat—«
    Biff schwieg. Selbst ihm mußte
bewußt geworden sein, daß er Unsinn redete. Appie Kelling war wirklich der
letzte Mensch auf der Welt, der so etwas versuchen würde, und die erste Person,
die alles völlig vermasseln würde, wenn sie es dennoch tat. Trotzdem hatte
seine Frage alle nachdenklich gemacht. Jetzt, wo Alice B. tot war, und, soweit
sie wußten, das letzte Mitglied der Familie Tergoyne verstorben war, hatte
jeder aus der Clique, die von Miffy so lange dominiert worden war, eine reelle
Chance, etwas aus ihrem Besitz zu bekommen.
    Wenn sie aber alles, wie
allgemein erwartet, Alice B. hinterlassen hatte, würden dann die Erben von
Alice automatisch auch Miffys Nachlaß erhalten? War das vielleicht der Grund
dafür, daß Tiggers Augen unter dem dichten Fiaarschopf plötzlich aufleuchteten,
und hatte Biff Beaxitt es deshalb so eilig gehabt, Max Bittersohn zum
Sündenbock zu machen?
    Biff selbst hatte mitten im Gedränge
neben Max gestanden, während Miffy ihre Striptease-Nummer vorgeführt hatte.
Pussy ebenfalls. Sie war ihm so nahe gewesen, wie es eine Frau nur sein konnte,
wenn sie nicht gerade an einer Orgie teilnahm. Beide Beaxitts hatten
Gelegenheit genug gehabt, den Drink zu vergiften, während die anderen Miffy
zusahen.
    Doch das galt ebensogut für den
Rest der Gruppe. Sarah schloß die Augen und versuchte, sich noch einmal genau
an die Szene zu erinnern.
    Da waren Fren und Don und —
nein, Lassie hatte mit Sarah drüben am Fenster gestanden. Aber dann hatte sie
Theater wegen ihres Drinks gemacht und sich einen neuen geholt. Dabei war sie
unweigerlich genau an Miffy vorbeigegangen, denn Miffy hatte sich nie sehr weit
von der Getränkequelle entfernt, seit sie von der Beerdigung zurück waren.
    Es hätte sogar Lassie sein
können, die Miffy den frischen Drink geholt hatte. Sarah erinnerte sich, daß
sie gleich zwei Gläser von der Bar mitgebracht hatte. Sarah hatte angenommen,
daß beide Gläser für Lassie selbst bestimmt gewesen waren, als Entschädigung
für den Tomatensaft sozusagen. Es wäre natürlich gewesen, wenn Lassie Miffy
eines der Gläser angeboten hätte, und Miffy hätte bestimmt nicht abgelehnt.
Fren behauptete, daß Miffys Glas voll gewesen war, und das bedeutete, daß sie
es gerade erst bekommen hatte. Kein Drink wäre in Miffys Hand lange unberührt
geblieben.
    Doch Sarah hatte nicht gesehen,
daß Lassie den Drink Miffy oder irgendeiner anderen Person gegeben hatte. Sie zerbrach
sich immer noch den Kopf beim Versuch, sich zu erinnern, wer hinter Miffy
gestanden hatte, als die Polizei eintraf. Polizeichef Wilson war dabei, doch zu
ihrem großen Bedauern stellte sie fest, daß Sergeant Jofferty fehlte.
Wenigstens schienen Wilson und seine Männer kompetent und zeigten sich nicht
allzu beeindruckt von Biff Beaxitts Behauptungen, er habe den Sohn von Isaac
Bittersohn in flagranti dabei erwischt, wie er die Gastgeberin um die Ecke
gebracht habe.
    Einer der Männer ging zum
Telefon und forderte Verstärkung an, während der Polizeichef den Anwesenden
vernünftige Fragen stellte, auf die er fast immer nichtssagende Antworten
erhielt, wobei Tigger eine Ausnahme bildete, denn sie sagte auch jetzt kein
Wort und machte nur ein finsteres Gesicht. Keiner konnte mit absoluter
Sicherheit beschwören, gesehen zu haben, wie Max den Drink vergiftet hatte.
Keiner hatte bewußt sehr viel mehr wahrgenommen, als daß Miffy ihre faltige
braune Haut enthüllt, den ausgefransten alten Hüfthalter den Flammen geopfert
und dann aus dem Glas getrunken hatte, das

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