Der Spiegel aus Bilbao
Max für sie gehalten hatte, um
schließlich nach Luft zu schnappen und zusammenzubrechen. Keiner konnte sagen,
wo Miffy den Drink ursprünglich überhaupt herbekommen hatte, und der gestreßte
Barkeeper hatte nichts gesehen.
»Ich hab’ immer weiter gemixt,
und die Leute haben mir die Gläser nur so aus der Hand gerissen«, lautete seine
Aussage. »So was hab’ ich echt noch nie gesehen, nich’ mal auf dem
Polizeiball.«
Er habe immer neue Lagen
Martinis vorbereitet, da offenbar keiner etwas anderes zu trinken wünschte. Die
Gäste hätten ihm entweder die leeren Gläser zum Nachfüllen hingehalten oder er
habe die Mischung in saubere Gläser gegossen, die er auf ein Tablett gestellt
habe. Entweder habe die Kellnerin das Tablett herumgetragen und die Getränke
angeboten oder die Anwesenden seien persönlich an der Bar erschienen, um sich
mit Drinks zu versorgen, oft mit zweien oder dreien gleichzeitig, und hätten
die überzähligen Gläser an ihre Freunde verteilt.
»Du hast dir auch zwei geholt,
Lassie«, sagte Sarah.
»Ganz richtig, genau wie viele
andere auch«, fuhr Biff Beaxitt sie an. »Lassie hat den zweiten Drink mir
gegeben, und ich habe ihn auch getrunken. Du brauchst dir gar nicht
einzubilden, daß du seinen Kopf auf die Art und Weise retten kannst, Sarah.«
Biff hatte diesen Drink von
Lassie nicht bekommen. Sarah wußte zwar nicht, warum er sie anlog, doch sie war
sich ihrer Sache ganz sicher. Aber die Clubmitglieder würden sich geschlossen
hinter ihn stellen. Selbst Tante Appie und Bradley Rovedock sahen sie mit
vorwurfsvollen Blicken an. Wie konnte Sarah bloß ihre eigenen Leute so
schmählich im Stich lassen? Jetzt hatte sie es sich endgültig mit ihnen
verscherzt, und Max hatte sie damit auch nicht geholfen.
»Weiß denn hier jemand, wo Miss
Tergoyne diesen letzten Drink herhatte?« erkundigte sich Polizeichef Wilson.
Niemand konnte oder wollte es
sagen. Der Barkeeper war ziemlich sicher, daß Miffy zumindest einige Gläser
selbst geholt hatte. Bradley Rovedock sagte, daß er kurze Zeit zuvor ebenfalls
einen Drink für Miffy besorgt hatte, war aber sicher, daß sie danach noch
weitere getrunken hatte. Tante Appie jammerte, daß sie vergeblich versucht
habe, Miffy zu einem schönen, gesunden Glas Tomatensaft zu überreden. Danach
sagte niemand mehr etwas.
Etwas später erschienen einige
Männer vom Morddezernat, die offenbar zur Staatspolizei gehörten, und ein
amtlicher Leichenbeschauer. Er lehnte es ab, sich mit irgendwelchen präzisen
Angaben über die Todesursache festzulegen, bevor eine Autopsie vorgenommen
worden war, riet den Polizisten jedoch leise, sie sollten bei ihren
Nachforschungen verdammt sorgfältig Vorgehen.
»Er denkt auch, daß es Mord
war«, flüsterten sich die Anwesenden zu. Als schließlich der Experte für
Fingerabdrücke das Glas an sich nahm und alle bat, sich aufzustellen und sich
die Fingerabdrücke abnehmen zu lassen, waren sie ganz sicher.
Don Larrington schnaubte zwar:
»Verdammter bürokratischer Schwachsinn«, doch er und die übrigen Gäste waren
sofort zur Kooperation bereit, mit Ausnahme von Tigger allerdings, der man erst
mit Festnahme wegen Beamtenbeleidigung drohen mußte, bevor auch sie sich
schließlich die Finger schwärzen ließ. Vare sah wegen des Zwischenfalls
verständlicherweise beunruhigt aus.
Max wurde von seinen
provisorischen Fesseln befreit und durfte seinen Gürtel wieder anziehen. Er saß
ganz ruhig in einem von Miffys Sesseln und ließ sich nichts von dem entgehen,
was um ihn herum passierte. Sarah versuchte, zu ihm zu gehen, doch ein
Polizeibeamter verstellte ihr den Weg. Max selbst warf ihr einen warnenden
Blick zu und schüttelte den Kopf. Danach blieb sie an ihrem Platz und
versuchte, ruhig zu bleiben.
Schließlich erlaubte man den
Gästen zu gehen. Die meisten waren bereits verschwunden, bevor der Polizeichef
mit seiner Erklärung fertig war, aber die Larrington-Brüder gaben immer noch
keine Ruhe.
»Was passiert denn jetzt mit
Bittersohn? Sie werden ihn doch wohl nicht etwa laufenlassen?« fragte Don.
»Mr. Bittersohn wird uns bei
den Nachforschungen behilflich sein«, versicherte ihm Wilson.
»Was soll denn das schon wieder
heißen?« verlangte Fren zu wissen.
»Das müssen die sagen, bevor
sie jemanden festnehmen.« Zumindest Don schien die Auskunft zufriedenzustellen.
»Jetzt komm schon, Fren. Wir haben denen am Anlegeplatz gesagt, daß wir bis
eins zurück sein wollten, und jetzt ist es bereits nach zwei. Die
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