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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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gerade erst gefüllt worden, sie hatte den Drink noch
nicht einmal angerührt!«
    Man konnte nicht hören, ob Fren
Miffys Tod oder die Verschwendung eines unberührten Martinis für das schlimmere
Verbrechen hielt.
    »Aber er ist doch mit Sarah
verlobt!« jammerte Appie.
    »Dann sollte sich Sarah am
besten verdammt schnell wieder entloben. Dieser Mistkerl -«
    »Dieser Mann heißt Max
Bittersohn«, unterbrach ihn Sarah. »Und ich wäre dir dankbar, wenn du seinen
Namen auch benutzen würdest, weil ich ihn nämlich schon sehr bald selbst tragen
werde.«
    Fren grinste höhnisch. »Das
mußt du ja jetzt sagen. In ein, zwei Tagen wirst du dich ganz anders anhören.«
    »Halt den Mund, Fren«, sagte
sein Bruder. »Appie, man muß doch bloß die Fakten sehen. Mr. Bittersohn -«, er
sprach den Namen bewußt übertrieben gedehnt aus, »hat dieses Haus, soweit wir
wissen, zum ersten Mal an dem Tag betreten, an dem Alice B. acht Stunden später
von einem Einbrecher ermordet wurde, als sie ihn dabei erwischte, wie er Miffys
Bilder stehlen wollte. Mr. Bittersohn«, wieder dieses hämische Grinsen, »ist
eigenen Angaben nach Händler für gestohlene Bilder.«
    »Das stimmt nicht ganz, Don«,
korrigierte Bradley Rovedock, der inzwischen die Polizei benachrichtigt hatte.
»Wie ich es verstanden habe, leitet Bittersohn ein Detektivbüro und ist auf die
Wiederbeschaffung gestohlener Kunstobjekte spezialisiert.«
    »Das ist doch wohl dasselbe,
oder?«
    »Nicht ganz. Ich schlage vor,
wir überlassen die Nachforschungen der Polizei. Sie haben gesagt, sie kommen
sofort.«
    »Aber verdammt noch mal, Brad,
er hatte doch Miffys Drink. Er hielt das Glas in der Hand, als sie sich die
Strümpfe ausgezogen hat. Wir haben es alle gesehen.«
    »Das haben wir nicht«,
widersprach Vare. »Einige von uns mögen vielleicht gesehen haben, wie Mr.
Bittersohn das Glas von Miffy entgegengenommen hat, doch ich wage zu behaupten,
daß wir danach unsere Aufmerksamkeit auf den recht ungewöhnlichen Anblick einer
älteren Dame gelenkt haben, die sich gerade in Gegenwart einer großen
gemischten Gruppe von Gästen ganz bestimmter lästiger Kleidungsstücke
entledigte.«
    »Wovon redet sie überhaupt?«
fragte Fren seinen Bruder Don.
    »Sie meint, daß niemand
beobachtet hat, was Bittersohn mit dem Glas gemacht hat, weil wir alle mehr
oder weniger daran interessiert waren, Miffy bei ihrem Striptease zuzusehen«,
dolmetschte Pussy Beaxitt. »Damit hat Vare übrigens völlig recht. Genau das
habe ich nämlich getan.«
    »Wenn ich daran denke, daß die
liebe Miffy, als sie sagte, es wäre das letzte Mal, daß sie die Dinger anhätte -«
Tante Appie begann wieder zu weinen.
    »Aber genau so hat sie es doch
auch gemeint«, rief Sarah. »Seht ihr nicht, wie absolut untypisch es für sie
war, diesen Hüfthalter zu verbrennen? Ihr habt doch gesehen, wie alt das Ding
aussah. Ich wette, sie hatte es seit mindestens 50 Jahren, und sie hat sich all
die Zeit nicht davon getrennt. Warum also sollte sie unmittelbar nach Alice B.s
Tod beschließen, daß sie es loswerden will?«
    »Weil sie betrunken war«, sagte
Pussy Beaxitt. »Gute Idee, Sarah. Du willst versuchen, uns davon zu überzeugen,
daß Miffy geplant hatte, aus Schmerz über den Verlust von Alice B. eine
Tragödie à la Sarah Bernhardt aufzuführen. Das kannst du vergessen! Biff und
ich haben sie zur Beerdigung und wieder zurück gefahren. Sie hat die ganze Zeit
nur Gemeinheiten von sich gegeben und gejammert, daß sie jetzt jemanden
anstellen müsse, der ihr den Haushalt macht und für sie kocht, weil Appie so
unfähig ist und ihr auf die Nerven geht. Wenn das Suizidvorbereitungen sein
sollen, heiße ich Jessica Dragonette.«
    »Wieso Jessica Dragonette?«
wollte Lassie Larrington wissen.
    »Weiß ich auch nicht, es ist
bloß der erste Name, der mir gerade eingefallen ist. Mein Vater war verrückt
nach ihr. Wegen ihr haben wir jeden Sonntagabend vor dem Radio gesessen. Es war
ein Atwater-Kent. Würde mich nicht wundern, wenn Mutter ihn immer noch hätte.«
    »Warum hat sie denn das Radio
behalten, wenn diese Dragonette doch die Geliebte deines Vaters war?«
    »Mein Gott, Lassie! Sie war
eine Sopranistin in der Werbesendung von Bayer-Aspirin. Mein Vater hat sie eben
gern singen hören. Ich glaube nicht, daß er sie je zu Gesicht bekommen hat,
ganz zu schweigen von anderen Dingen. Vergiß am besten wieder, daß ich sie
überhaupt erwähnt habe. Ich wollte damit lediglich sagen, daß Miffy sich nicht
selbst umgebracht

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