Der Spiegel aus Bilbao
verlangen
dafür bestimmt eine weitere Tagesgebühr.«
»Gütiger Gott!«
Fren folgte seinem Bruder ohne
jede Widerrede. Miffys Leiche wurde auf einer Trage, zugedeckt mit einer Decke,
aus dem Haus getragen. Die Leute vom Party-Service packten ihre Sachen zusammen
und verschwanden mit den übrigen. Jetzt waren außer Polizeichef Wilson und
einigen seiner Polizisten nur noch Sarah, Max, Appie Kelling, Bradley Rovedock
und, erstaunlicherweise, Vare und Tigger anwesend.
Appie versuchte, sich
zusammenzunehmen und sich nützlich zu machen. »Sarah, Liebes, meinst du nicht,
du solltest nach Hause gehen und dich ein wenig hinlegen? Soll ich vielleicht
mitkommen?«
»Nein, du darfst hier nicht
weg, Tante Appie. Miffy hätte gewollt, daß du hier in ihrem Haus bleibst und
dich um alles kümmerst.«
Sarah hatte keine Ahnung, was
Miffy gewollt hätte, und es war ihr auch ziemlich gleichgültig. Sie wußte nur,
was sie selbst wollte, und das war eindeutig nicht Tante Appies Hilfe.
»Vielleicht kann Vare eine
Zeitlang auf die Jungen aufpassen«, schlug sie vor, »dann kann Lionel herkommen
und dir Gesellschaft leisten.«
Vare schüttelte den Kopf. »Ich
habe die Fesseln der Mutterschaft abgeworfen.«
»Weiter so!«
Dies war das erste Wort, das
Sarah jemals aus Tiggers Mund vernommen hatte. Tigger machte mit dem Kopf eine
ruckartige Bewegung in Richtung Tür, und Vare folgte ihr nach draußen.
»Verdammt schade, daß deren
Mütter nicht auch ihre Fesseln abgeworfen haben, bevor sie diese beiden Weiber
in die Welt gesetzt haben«, bemerkte einer von Wilsons Männern. »Max, was ist
denn eigentlich passiert?«
»Verdammt gute Frage an einen
Hauptverdächtigen«, erwiderte Bittersohn. »Dazu kann ich nur sagen, daß ich mir
wünschte, ich könnte es Ihnen sagen.«
»Da sind Sie nicht allein«,
brummte Wilson. »Soweit ich sehe, hätte beinahe jeder hier in dieser
Versammlung Miss Tergoynes Drink vergiften können, wenn es überhaupt jemand
getan hat, was wir noch nicht wissen. Ich vermute, ich hätte jeden durchsuchen
müssen, aber was hätte das schon für einen Sinn gehabt? Keiner von denen wäre
dämlich genug gewesen, das Gift in das Glas zu schütten und dann weiter bei
sich zu tragen, oder? Wenn ich es gewesen wäre, ich hätte das Zeug in einer
kleinen Phiole oder einer Pipette gehabt, in irgend etwas, das man leicht in
der Hand verbergen kann. Vielleicht sogar in einem Plastikbeutel oder einem
Kinderluftballon. Einfach die Hand über das Glas halten, das Gift
hineinschütten und den Behälter ins Feuer werfen. Wenn irgend jemandem ein
merkwürdiger Geruch aufgefallen wäre, hätte er sicher gedacht, es sei das Gummi
von diesem Hüfthalter, den sie verbrannt hat. Ideale Gelegenheit.«
»Abgesehen wohl von der
Tatsache, daß der Täter nicht vorher gewußt haben konnte, daß Miss Tergoyne
ihren Hüfthalter verbrennen würde«, bemerkte Bradley Rovedock trocken. »Das hat
sie normalerweise nicht getan.«
Wilson hielt diesen Einwand
nicht für sehr wichtig. »Man wußte aber doch, daß sie etwas trinken würde, oder
nicht?«
»Allerdings«, sagte Bradley.
»Man konnte ganz sicher sein, daß Miss Tergoyne Alkohol trinken würde. Und es
war auch nicht weiter schwierig, ihr etwas ins Glas zu tun. Ich hätte sie sogar
selbst vergiften können, nehme ich an. Die meisten anderen Gäste übrigens auch.
Die einzige Person, die ausgeschlossen werden kann, ist Sarah. Das heißt, Mrs.
Alexander Kelling.«
»Und wieso?«
»Mrs. Kelling stand nicht bei
den anderen, sie hielt sich abseits und unterhielt sich mit Mrs. Donald
Larrington, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht. Gestern waren wir zusammen
segeln, was allerdings hier nichts zur Sache tut, nehme ich an. Jedenfalls ging
Mrs. Larrington nach einer Weile zur Bar, holte sich einen Drink — oder
mehrere, wie bereits gesagt wurde — , kam dann zu uns und stellte sich in die
Nähe von Miss Tergoyne. Mrs. Kelling allerdings blieb weiterhin, wo sie war.
Außerdem trank sie Tomatensaft, und Miss Tergoyne hatte einen Martini, wie Sie
bereits wissen. Es wäre also unmöglich für sie gewesen, die Gläser zu
vertauschen oder sonst irgend etwas zu tun, selbst wenn sie nahe genug bei uns
gestanden hätte, was jedoch nicht der Fall war.«
»Mrs. Kelling ist demnach
überhaupt nicht an der Bar gewesen?«
»Nein. Sie hatte lediglich das
eine Glas Tomatensaft, das ich ihr persönlich gebracht habe, kurz nachdem wir
hier nach der Beerdigung eingetroffen sind. Ich habe es
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