Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
bemerkt, weil ich
zufällig an einer Stelle stand, von wo aus ich sie genau sehen konnte, und ich hatte
mir bereits überlegt, ob ich nicht zu ihr herübergehen und ihr ein neues Glas
bringen sollte.«
    »Sie übten sozusagen
Gastgeberfunktion aus?«
    »Wahrscheinlich könnte man es
so nennen, mehr oder weniger. In einer solchen Situation tut man, was man kann,
wissen Sie. Appie — Mrs. Samuel Kelling — und ich versuchten eben, die Stellung
zu halten, Miss Tergoyne stand nach dem Tod ihrer Bekannten allein da, sie
hatte nur noch ihre Freunde.«
    »Sie würden also sagen, daß Sie
und Mrs. Samuel Kelling die engsten Freunde von Miss Tergoyne waren?«
    »Keineswegs. Wir sind lediglich
eingesprungen und haben uns um alles gekümmert. Mrs. Kelling ist eine
herzensgute Seele, und ich bin«, Bradley zuckte die Achseln, »ein ungebundener
Junggeselle ohne größere Verpflichtungen. Tatsächlich haben wir beide Miss
Tergoyne in der Regel nur sehr selten gesehen. Mrs. Kelling lebt nämlich in
Cambridge und kommt nicht so oft hierher, wie wir alle es gern hätten. Ich
selbst besitze zwar hier ein Haus, wie Sie wissen, doch die meiste Zeit befinde
ich mich auf See. Aber wir beide kennen Miss Tergoyne sozusagen schon eine
Ewigkeit, und als sie uns bat, ihr zu helfen, konnten wir sie nicht im Stich
lassen. Übrigens, Appie, ich könnte bei dir im Haus bleiben, wenn du magst, es
sei denn, Sarah möchte, daß ich ihr -«
    Er verhielt sich viel
liebenswürdiger, als Sarah verdient hatte, doch sie ging auf seinen Vorschlag
nicht einmal ein, sondern wandte sich an Polizeichef Wilson.
    »Was geschieht jetzt mit Max?«
    Bevor Wilson antworten konnte,
legte ihr Bradley tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Mach dir bitte keine Sorgen,
Sarah. Es ist lediglich ein unglücklicher Zufall, daß Mr. Bittersohn
ausgerechnet dieses Spezialgebiet hat und daß bis zu seiner Ankunft hier nie
etwas passiert ist — das heißt, daß er — mein Gott, wie soll ich mich bloß
ausdrücken? Er war eben zufällig immer zur falschen Zeit am falschen Ort, das
ist alles.«
     
     

Kapitel
16
     
     
     
     
     
     
    U nd es war Sarahs Schuld, denn
sie hatte sich mit dem falschen Mann eingelassen. Genau das versuchte Bradley
die ganze Zeit nicht zu sagen. Die arme, unschuldige, kleine Sarah konnte gar
nichts dafür. Erwartete er etwa von ihr, daß sie ihm jetzt dankbar war? In
einem Punkt hatte er jedenfalls recht, und am besten äußerte sie sich dazu auf
der Stelle.
    »Das stimmt, Chief Wilson. Max
kannte keinen dieser Leute. Er ist in der Hauptsache deshalb hier, weil ich
eine Fahrgelegenheit brauchte. An dem Tag vor dem Mord an Alice B. waren wir
gerade erst in Ireson’s Landing eingetroffen, als Miffy bei uns anrief und mir
mitteilte, Tante Appie sei bereits im Zug und auf dem Weg hierher. Dann lud sie
uns alle für denselben Nachmittag auf einen Drink zu sich ein. Ich bat Max, uns
zu fahren, weil ich momentan keinen eigenen Wagen mehr habe.«
    »Sie haben den alten Studebaker
verkauft, habe ich gehört.«
    »Stimmt. Ira Rivkin hat jemanden
gefunden, der versprochen hat, ihn in Ehren zu halten. Ich wollte damit sagen,
daß wir beide nicht damit gerechnet hatten, Miffy an dem Tag zu besuchen. Was
Fren Larrington da über Max erzählt hat, daß er das Haus ausgekundschaftet und
einen Einbruch geplant hat, ist barer Unsinn. Pussy Beaxitt hat ihn sofort, als
er das Zimmer betreten hat, in Beschlag genommen und ausgequetscht wie eine
Zitrone. Max hat außer Pussys großem Mund überhaupt nichts sehen können.«
    »Können Sie das bestätigen, Mr.
Rovedock?«
    Bradley lächelte schwach. »Ich
hätte es sicher etwas anders ausgedrückt, aber das kann gut so gewesen sein.
Ich bin zufällig erst etwas später gekommen und hatte keine Gelegenheit, mit
Sarah oder ihrem Bekannten zu sprechen, bevor sie weggingen. Ich erinnere mich
allerdings, daß Pussy — Mrs. William Beaxitt, meine ich — mit Bittersohn
sprach, als ich hereinkam. Dann begrüßte ihn Alice Beaxitt mit seinem Namen und
sagte, sie hätte ihn schon gekannt, als er noch ein Junge war oder irgend etwas
in der Art.«
    Wie konnte Bradley ihr das
antun? Sarah knirschte leise mit den Zähnen.
    »Alice B. hat nicht gesagt, daß
sie ihn kannte, Bradley. Sie sagte nur, sie wisse, wer er sei. Alice B. hat
immer andere Leute erkannt. Das war typisch für sie. Worauf es ankommt, ist die
Tatsache, daß Max niemals vorher in Miffys Haus gewesen ist, und wer auch immer
in das Haus eingedrungen ist, muß

Weitere Kostenlose Bücher